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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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freute sich. Bommel auch. Er trug jetzt grünes Leder und benahm sich sehr gesittet.
    »Kein Wunder, der ist vollgefressen bis obenhin. Kalbsbrühe mit Haferflocken, und zum Nachtisch eine Vitaminpille. Herr Schumann hat gesagt, ich soll trotzdem mit ihm zum Tierarzt. Wahrscheinlich hätte Helene Flöhe, Würmer und artfremde Vorfahren. Er jedenfalls hätte noch nie einen Hund gesehen, der saure Gurken frißt.«
    Tinchen warf ihren Bademantel ab und präsentierte sich nicht ohne Stolz in dem blauen Badeanzug, den Brandt damals für sie ausgesucht hatte. Anerkennend pfiff Florian durch die Zähne. »Weißt du, Tinchen, ich hab’ ja schon immer gewisse Schwierigkeiten gehabt, dir in die Augen zu sehen, und der Bikini macht mir das keineswegs leichter!« Dann erkundigte er sich höflich: »Darf ich dir meinen Liegestuhl anbieten?«
    »Nachher vielleicht. Ich geh’ erst mal ins Wasser.« Sie rannte los, Florian hinterher, und in gebührendem Abstand folgte Bommel. Widerwillig tapste er mit den Pfoten ins Meer, zog sich aber gleich wieder zurück und rettete sich rückwärts kriechend aufs Trockne. Dort blieb er platt liegen und beobachtete ängstlich die beiden einzigen Menschen, die gut zu ihm waren, die er liebte, und die ihn jetzt doch wieder allein ließen. Er richtete sich auf, seine Ohren gingen auf halbmast, und dann setzte er zu einem so jammervollen Geheul an, daß Florian gleich wieder kehrtmachte.
    »Mit dir habe ich mir vielleicht was eingehandelt. Stell’ sofort die Sirene ab!« Bommel war selig. Vorn leckte er seinem Herrchen die Füße, und hinten machte er sie vor lauter Freude wieder naß. Fluchend rannte Florian zurück ins Wasser. »Wo hast du bloß deine Manieren her?«
    Fünf Minuten später hatte er sein Schlauchboot klargemacht, Bommel hineingesetzt, und nun paddelte er wie ein Wilder der blauen Badekappe hinterher, die schon ziemlich weit draußen auf den Wellen tanzte. Endlich hatte er sie erreicht.
    »Nimmst du immer ein Boot mit, wenn du schwimmen gehst?« fragte Tinchen hinterhältig.
    »Der Köter ist wasserscheu!«
    »Genau wie sein Herr! Oder weshalb sonst hast du dich heute nicht rasiert?«
    Florian befühlte seine Stoppeln. »Eines rechten Mannes Kinn ist im natürlichen Zustand bewaldet. Aber wenn dir mein angehender Vollbart nicht paßt, kann ich ihn ja wieder abnehmen.«
    »Du siehst aus wie ein Seeigel!«
    Lange trieb das Boot steuerlos auf dem wenig bewegten Wasser. Florian war eingeschlafen, und Tinchen mochte ihn nicht wecken. Bommel hatte es sich auf seinem Bauch bequem gemacht, und sie hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt – ganz vorsichtig, damit er nicht wach wurde, aber er hatte es doch gemerkt. Im Halbschlaf war er zärtlich durch ihre Haare gefahren und hatte ihren Kopf an sein Kaktuskinn gedrückt. So war sie liegengeblieben. Nicht sehr bequem, denn das Paddel drückte gegen die Kniekehle, und Bommels Schwanz fuhr gelegentlich durch ihr Gesicht. Ganz still war es hier draußen, nur ein paar Möwen übten kreischend Zielanflug.
    »Kann man die Viecher eigentlich auch essen?« Florian rappelte sich auf und blinzelte in die tiefstehende Sonne. »Ich hab’ nämlich Hunger!«
    »Du kannst ja mal so einen Vogel zusammen mit einem Ziegelstein in die Bratröhre stecken, und du wirst sehen, daß der Stein eher gar ist als die Möwe. Wahrscheinlich schmeckt er sogar besser!«
    »So lange kann ich nicht warten. Komm, rudern wir zurück und machen uns landfein!«
     
    Aber dann hatte der Abend doch noch mit einem Riesenknall geendet! Warum hatte Florian unbedingt noch in die Beach-Bar gehen müssen? Ausgerechnet in diesen Schuppen, in dem man vor lauter Radau sein eigenes Wort nicht verstand und jede Unterhaltung im Dröhnen der Lautsprecherboxen unterging! Krachend voll war es außerdem gewesen. Tinchen hatte sofort wieder umkehren wollen, aber Florian hatte abgewinkt. »Warum denn? Was man in der Straßenbahn Überfüllung nennt, heißt in Nachtlokalen Atmosphäre.«
    Und wem war er beim ersten Tanz mit Tinchen auf die Füße getreten? Lilo! Da hatte es sich natürlich nicht mehr umgehen lassen, daß man sich zusammensetzte, und ebenso natürlich hatte Lilo sofort mit Florian zu flirten angefangen. Um ihren Begleiter, einen sehr schweigsamen Engländer mit Glubschaugen und Haaren, die genauso farblos gewesen waren wie der ganze Mensch, hatte sie sich kaum noch gekümmert. Brüderschaft hatte sie mit Florian getrunken und ihm Letkiss beigebracht, diesen albernen Tanz, bei

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