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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ruiniert das Renommee meines Hauses!« Karsten bekam Tinchens Zimmerschlüssel ausgehändigt und trabte ab. Schumann kratzte sich am Kopf. »Ein Zimmer habe ich beim besten Willen nicht mehr, und daß der Bengel bei Ihnen wohnt, halte ich für unklug. Sie wissen doch, wie die Leute sind! Und wenn er zehnmal Ihr Bruder ist – getratscht wird trotzdem! Wollen Sie nicht mal mit Herrn Bender reden? Ich könnte eine Notliege in sein Zimmer stellen lassen, groß genug ist es ja.«
    Unter normalen Umständen hätte Tinchen sofort nach diesem Strohhalm gegriffen, aber die Umstände waren eben alles andere als normal. Florians Versöhnungsgeschenk hatte sie zwar angenommen, und sie bemühte sich auch um einen unverbindlichen Umgangston, aber das alte kameradschaftliche Verhältnis war noch längst nicht wiederhergestellt. Auf keinen Fall wollte sie sich Florian gegenüber verpflichten, was unweigerlich der Fall wäre, wenn er mit dem armen Obdachlosen Zimmer und Bett teilte
    »Vielleicht fällt mir noch etwas anderes ein«, tröstete sie sich, obwohl sie ganz genau wußte, daß ihr bestimmt nichts einfallen würde.
    Auf der Suche nach dem richtigen Zimmer war Karsten zunächst in die entgegengesetzte Richtung gelaufen und im Halbdunkel auf einen Hund getreten, der an solche Behandlung nicht gewöhnt war und sein Mißfallen laut und deutlich kundtat. Sofort öffnete sich eine Tür, und es erschien Florian, bewaffnet mit Scheuerlappen sowie einer Flasche Superblitz, dem Universalreinigungsmittel für Polster und Teppiche, vorgestern erst im deutschen Supermarkt gekauft und heute schon halbleer. Fluchend ging er in die Knie, bereit, die Spuren von Bommels Freßlust zu beseitigen. Er hatte einsehen müssen, daß sich Francas Tierliebe auf Gassigehen und gelegentliche Leckerbissen beschränkte und sie nicht gewillt war, auch noch die Folgen dieser nahrhaften Zuwendung zu entfernen.
    Die Überraschung war beiderseitig! Während Karsten freudestrahlend auf Florian zuging, zeigte dessen Gesicht blankes Entsetzen. »Jetzt bist du mitten reingetreten!«
    »Wo rein?«
    »Frag’ nicht so lange, zieh’ deine Treter aus und gib sie her!« Fünf Minuten später weichten die Turnschuhe im Waschbecken und Karsten in der Badewanne. Erstaunlich schnell hatte Florian die Zusammenhänge und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten erfaßt, und noch schneller hatte er die Möglichkeit gesehen, sich bei Tinchen einen Stein ins Brett zu setzen.
    »Bei deiner Schwester darfst du nicht wohnen, das ist aus moralischen Gründen nicht drin. Aber wenn es dir nichts ausmacht, kannst du bei mir bleiben. Im Wagen habe ich einen Schlafsack, den können wir …«
    »Hab’ selber ’ne Penntüte mit!« winkte Karsten ab, »aber Ihre könnte ich drunterlegen, damit es nicht so hart ist.« Als Karsten krebsrot und bis auf einen schwärzlichen Rand in der Halsgegend auch gründlich gesäubert aus der Wanne stieg, war er davon überzeugt, in Florian einen wahrhaften Freund gefunden zu haben. Der hatte ihm sofort das Du angeboten und ihn aufgefordert, sich aus seinem Kleiderschrank zu bedienen. Dann hatte er ihm eine Handvoll Lirescheine in die Hand gedrückt, »damit du deine Schwester nicht für jede Zigarettenpackung anpumpen mußt, solange das Geld von deinem Vater noch nicht da ist«.
    Daß er in Zukunft den Liebeswerber spielen und Florians Hoheslied singen sollte, ahnte er allerdings nicht. Er hatte sich lediglich gewundert, daß Florian auf seine gezielten Fragen so ausweichend geantwortet hatte. Eigentlich ging ihn die ganze Geschichte ja auch gar nichts an, nur konnte er sich keinen besseren Schwager vorstellen als diesen sympathischen und so überaus hilfsbereiten Florian Bender. »Ich verstehe nicht, weshalb du bei Tinchen noch nicht gelandet bist. Die ist doch sonst nicht so dämlich! Oder bist du nur zu schüchtern?«
    »Wenn ich das nicht wäre, dann warst du wahrscheinlich schon Onkel!« knurrte Florian grimmig, während er die Schuhe zum Trocknen über die Bettpfosten stülpte.
     
    Die ersten Auswirkungen des Familienzuwachses bekam Tinchen bereits im Speisesaal zu spüren. Ihr kleiner Tisch, hinter einem Pfeiler verborgen und durch ein dickblättriges Grüngewächs zusätzlich getarnt, reichte für drei Personen nicht mehr aus; jetzt fand sie sich gleich neben der Tür wieder, wo jeder Schmetterling sie freudig begrüßte und bei dieser Gelegenheit Wünsche und Beschwerden ablud. Letztere waren in der Überzahl.
    »Fräulein Tina, ich

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