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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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betätigen. Meist sucht er sich ältere Männer mit aufbesserungsbedürftigen Renten und einer verschämten Vorliebe für Verschwörungen dazu aus. Wenn sie ehemalige Pfadfinder sind, um so besser.
    Ich gab die Nummer des Telefons an, das ich benutzte, sowie meinen Decknamen und sagte, daß die Angelegenheit dringend sei. Es könne eine halbe Stunde dauern, wurde mir erklärt, bis ich angerufen werde.
    Ich hatte beide Apparate mit Entstörern versehen, und es erwies sich als vorteilhaft, daß ich es getan hatte, denn der Rückruf kam über die andere Leitung.
    Es war jedoch nicht Mat, sondern Frank Yamatoku.
    »Hallo, Paul«, sagte er; »also doch noch am gleichen Ort. Ist das richtig? Als Sie uns diese andere Nummer gaben, dachten wir, Sie seien womöglich umgezogen, ohne uns Bescheid zu geben.«
    »Und hätte Ihre Pläne durcheinandergebracht?«
    »Oh, wir wußten, daß Sie das nicht getan hatten.«
    »Das wußten Sie?«
    »Klar. Wir hätten Klagen zu hören bekommen, wenn Sie nicht im Zielgebiet geblieben wären. Was für eine Bewandtnis hat es mit dieser anderen Nummer? Eine zweite Leitung, von der wir nichts wußten?«
    Ich hatte von ihm schon jetzt die Nase voll. »Es war großartig, Ihre Stimme zu hören, Frank, aber es ist mein alter Freund, den ich angerufen habe, und mein alter Freund, den ich sprechen will. Ist er da?«
    »Im Augenblick nicht, Paul. Später vielleicht. Inzwischen habe ich Neuigkeiten für Sie. Wir haben diesen Anruf seit Stunden erwartet, müssen Sie wissen. Seit gestern abend. Weshalb die Verspätung? Wir fingen an, uns Sorgen zu machen. Was hat Sie abgehalten?«
    »Die Reaktionszeiten müssen wohl länger geworden sein.«
    Er kicherte. »Soll uns allen so gehen, heißt es. Aber jetzt sind Sie ja da, also lassen wir das. Ich komme zu dem, was ich Ihnen auszurichten habe. Er sagt, Sie werden diverse Fragen beantwortet haben wollen und daß die erste ›Wer?‹ lauten wird. Danach ist ›Warum?‹ an der Reihe. Schließlich kommt ›Was sollen wir tun, um gerettet zu werden?‹ dran. Die muß wohl religiös gemeint sein, der Art und Weise nach zu urteilen, wie er es sagte. Sind Sie noch dran, Paul?«
    »Bin ich noch, und ganz Ohr.«
    »Dann komme ich ohne Umschweife zum ›Warum?‹ der Sache. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, Paul, daß wir beide sehr in Sorge waren. Nicht darüber, wie Sie sich aufführen würden, das natürlich nicht, weil wir beide Sie kennen und achten, aber in Sorge Ihretwegen und um Sie. Also haben wir angefangen, uns zu überlegen, was wir hier an der Heimatfront für Sie tun könnten. Wir wollten, daß Sie, wenn Sie Ihren einsamen Kampf da draußen ausfechten, nicht das Gefühl haben, Sie seien allein. Wir wollten Sie wissen lassen, daß Sie Freunde haben, die hinter Ihnen stehen, bereit, helfend einzugreifen, wenn Sie in Bedrängnis geraten. Sie verstehen mich, Paul?«
    »Frank, genau diese Freunde, die hinter mir stehen, sind es und das, was sie womöglich tun werden, bevor ich mich umdrehen und sie daran hindern kann, weswegen ich angerufen habe.«
    »Hören Sie mir zu, und lassen Sie mich Ihnen unsere Erwägungen darlegen. Unser erster Gedanke war, daß Sie, daß wir alle in viel größeren Schwierigkeiten steckten, als Sie zugeben wollten, und daß Sie mehr benötigten als ein Papiertaschentuch, um diese ganze Scheiße abzuwischen, in die Sie da reingetreten sind. Ich meine, so abzuwischen, daß kein Geruch zurückbleibt. Was Sie brauchen, sagten wir uns, war eines von diesen Deodorants, die mehr tun als bloß die Luft auffrischen. Sie brauchen eines, das den Geruchssinn der Opposition vernichtet. Stimmt’s?«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Sehen Sie es doch mal unter diesem Gesichtspunkt. Was passiert, wenn eine dieser Gernegroß-Regierungen der Dritten Welt Schwierigkeiten an der Heimatfront hat? Sie wissen, was passiert. Sie sieht sich nach irgendeinem äußeren Feind um, der die Leute von all dem Ärger zu Hause ablenkt, indem er vor der Tür steht und das Feuer auf sich zieht. Xenophobie, stimmt’s? Bösewichte von draußen.«
    »Ich verstehe.«
    »Natürlich verstehen Sie. Und Sie werden auch verstehen, daß wir uns angesichts der Sorte von Nichtkombattanten, die Sie da bei sich innerhalb der Stadtmauern beherbergen, auf keine Risiken einlassen durften. Sie werden Sozialwissenschaftler von diesem Kaliber nicht mit Fasnachtsmasken und Tonbandschreien beeindrucken können. Das sind sehr ernst zu nehmende Ermittlungsspezialisten. Man muß denen

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