Bitte keine Rosen mehr
Beziehung ein freundschaftliches Element.«
»Freundschaftlich genug, um Ihre eigene Tarnung aufzugeben, damit seine eigene gegen die Ermittlungen des Professors abgeschirmt blieb. Das war sehr freundschaftlich, oder?«
»Im Mai schien es noch in unser beider Interesse zu sein, daß ich ihn abschirme. Vergessen Sie nicht, ich habe zwanzig Prozent. Vielleicht hat das meine Urteilsfähigkeit getrübt.«
»Und doch scheint die Tatsache, daß er Sie verrät und Ihnen das zudem auch noch sagt, Sie jetzt nicht sonderlich zu überraschen oder aufzuregen. Er betrügt Sie tatsächlich, nehme ich an. Dieses Tonband, das wir angehört haben, ist nicht zufällig eine Fälschung?«
Zwei steife Gins mit Tonic hatten Kroms Selbstsicherheit nahezu wiederhergestellt. »Sie lernen dazu, meine Liebe. Ich habe mich das gleiche gefragt.« Er sah mich aus leicht zusammengekniffenen Augen an. » Ist es eine Fälschung?«
»Ich wünschte, es wäre eine.«
Connells Feindseligkeit gegen mich hatte wieder ihr normales Maß erreicht. »Sie geben nicht viel auf unser Recht auf Wahrheit«, sagte er. »Wie halten Sie es mit Geschäftspartnern wie Mr. Williamson? Ich meine, wie lautet jetzt das Diktum über die Nützlichkeit der Wahrheit?«
»Carlo Lech und ich haben uns immer die Wahrheit gesagt. Das zu tun war Teil unseres gegenseitigen Respekts. Im Fall Mat Williamson gründet der gegenseitige Respekt auf Einsichten von anderer Art. Wenn hier eine Frage gestellt wird, erwägt man zunächst nicht so sehr, wie die strikt wahrheitsgemäße Antwort zu lauten habe, sondern was der Fragesteller von einem zu hören wünscht. Nein, es überrascht mich weder, von ihm verraten zu werden, noch, von ihm, auf seine undurchsichtige Weise, gesagt zu bekommen, daß dem so ist. Wenn man es mit Mat zu tun hat, besteht immer die Möglichkeit, daß er einen zu täuschen oder zu verraten versucht . Was man tun sollte , ist sicherstellen, daß er es nicht kann. Ich dachte, ich hätte es sichergestellt. Aufgeregt? Eher verärgert, würde ich meinen. Mat ist ein komplexes Naturell, schwierig zu erklären.«
Er und ich waren in Singapur gewesen, als ich von Carlos Tod erfuhr.
Meine Berichte über die existierenden und potentiellen Steuerparadiese im pazifischen Raum waren geschrieben. Ich wartete auf Carlos Empfangsbestätigung und, zugleich damit, auf ein Wort von ihm, das mir Absolution erteilte und mein Exil für beendet erklärte.
Er starb an einem Herzversagen im Gefolge einer Virusinfektion, laut Auskunft des Anwalts in Vaduz, der dort für unsere diversen Firmenkonstruktionen tätig war. Daß der Mann keine genaueren Einzelheiten mitteilte, war immerhin verständlich. In Italien waren Gesetze gegen Liechtensteiner Institute in Vorbereitung und Bestrebungen im Gange, gegen Staatsbürger, die große Kapitalmengen im Ausland deponiert hatten, scharf vorzugehen. Es wäre unbedacht von ihm gewesen, auch nur Carlos Büro in Mailand aufzusuchen, und höchst gefährlich, mit der Familie Verbindung zu halten. Geschäftliche Gründe, das zu tun, hätte es ohnedies nicht gegeben. Carlos auf die Seite geschafftes Vermögen wurde und wird nach wie vor von dem Mann in Vaduz und seinen Partnern einerseits und mir andererseits treuhänderisch verwaltet. Carlos invalide Ehefrau, sein Sohn und seine Tochter sind nach dem italienischen Erbrecht allesamt Nutznießer des formalen Testaments, das er dort aufgesetzt hatte. Die Treuhandschaften kommen nur der Tochter, ihrem Musikergatten und vor allem Carlos Enkelsohn Mario zugute. Der Junge wird, wenn er herangewachsen ist, sehr reich sein.
Darüber hinaus jedoch hatte Carlo, dem ersten Brief aus Vaduz zufolge, mir ein Stück wertvollen Grundbesitzes vermacht.
Diese Nachricht überraschte mich. Meine eigenen Besitzanteile in unseren gemeinsamen Unternehmungen waren bereits mehrere Millionen wert, und ich hatte das ganze Thema schon lange zuvor mit Carlo durchdiskutiert. Wir hatten beide viel Geld, das durch unsere gemeinsamen Anstrengungen verdient, aber entsprechend einer diesbezüglichen Vereinbarung verteilt worden war, die wir getroffen hatten, als Carlo von seiner Gallenblasengeschichte genas. Abgesehen von der Einhaltung des Übereinkommens war keiner von uns dem anderen etwas schuldig außer gutem Glauben und einer einzigen Pflicht. Wenn einer von uns starb, würde der andere nach besten Kräften gewährleisten, daß die Familie des Toten versorgt und anderen privaten Verpflichtungen in angemessener Weise Rechnung
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