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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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spezialisiert sind, zu denen zählen, die durch falsche Anschuldigungen, wie grundlos sie auch sein mögen, am verletzlichsten sind.«
    »Aber in Ihrem Fall war die Anschuldigung nicht falsch oder grundlos.« Wiederum Henson, von Kroms Nicken abgesegnet. »Soviel jedenfalls räumte Ihr erstes Diskussionspapier ein, und das nicht nur freiwillig, sondern keck und unverfroren. O ja, Sie weisen ausdrücklich darauf hin, daß Oberholzer in Ihre Prä-Symposia-Zeit gehört, aber das sind doch bloße Haarspaltereien.«
    Es fiel mir schwer, kühl zu bleiben. »Lassen wir darüber keine Unklarheiten aufkommen. Was ich eingeräumt habe, das ist die Tatsache, daß ich früher einmal Verstöße gegen die schweizerischen Bankgeheimnis-Gesetze beging, indem ich mir über einen Bankangestellten vertrauliche Informationen beschaffte. Wie Sie sehr wohl wissen, ist dies ein Vergehen, das im Lauf der Jahre von Agenten und Beamten nichtschweizerischer Regierungen wieder und wieder begangen wurde. Zu ihnen haben sowohl die Regierungen der meisten Industrienationen als auch die einer stattlichen Reihe der Dritten Welt gezählt. Innerhalb der internationalen Bruderschaften von Steuerfahndern, Betrugsfahndungs-Spezialisten und Devisenkontrollbeamten außerhalb der Schweiz wird das Vergehen etwa so ernst genommen wie falsches Parken. Zudem muß ich Ihnen offenbar ins Gedächtnis rufen, daß ich weder in der Schweiz noch sonst irgendwo jemals zu einer Vernehmung vorgeladen, geschweige denn von einem Gericht verurteilt worden bin.«
    Connell ließ eine weltschmerzliche Schluß-mit-dem-drum-herum-Gerede-Solonummer vom Stapel. »Bitte, Mr. Firman. Wir haben es bluten sehen. Wie wär’s, wenn Sie uns jetzt mal die Wunde zeigten? Sie sagen, alles, was Sie gekriegt haben, ist ein Strafzettel wegen unerlaubten Parkens. Und doch tun Sie um der Ehre der guten alten Symposia willen, als seien Sie wegen Mordes ersten Grades gebucht. Ich bitte Sie! Der Verschwörungscharakter der Symposia bezieht sich nicht auf Parksünden. Er bezieht sich auf eine mit Erpressermethoden arbeitende Bande von Großschiebern, die sich hinsichtlich der Zurichtung ihrer prospektiven Opfer auf eine geheimdienstähnliche Organisation stützt, welche ihrerseits als Steuerparadies-Anlageberatung getarnt ist und, was das Beitreiben ihrer Blutgelder betrifft, auf ein Netz illegaler Mahnbüros, die von internationalen Kommunikationssystemen gesetzeswidrigen Gebrauch machen. Das ist es, was Professor Krom auszuleuchten vorhatte, und das ist es, was er noch immer auszuleuchten beabsichtigt. Alles, was er Ihnen angetan hat, war, Ihnen einen Kuhhandel von der Art anzubieten, wie sie die Vertreter des Gesetzes überall in der ganzen Welt Gaunern seit eh und je anbieten. ›Mach den Informanten, und wir nehmen es mit der Anklage nicht so genau. Bleib stur, und wir zeigen dir, was ‘ne Harke ist.‹ Zu Anfang haben Sie sich an die Abmachungen gehalten, und jetzt versuchen Sie zu mogeln. Unnötig, sich deswegen zu entschuldigen. Wir können uns vorstellen, wie das ist. Aber verschonen Sie uns mit dem unsinnigen Gerede über Strafzettel wegen unerlaubten Parkens. Okay?«
    Ich brachte es nahezu ohne Anstrengung fertig zu lachen. »Als Sie Ihr Buch über das organisierte Verbrechen schrieben, Dr. Connell, war das etwa die Sprache, die Sie den dümmlicheren Distriktanwälten und den überdurchschnittlich reaktionären Polizeibeamten in den Mund legten. Sie enttäuschen mich.«
    »Hübsch pariert, Mr. Firman«, sagte Henson; »aber daß Sie lesen konnten, wußten wir schon.«
    Ungeachtet ihres selbstgewissen Tonfalls waren ihr inzwischen diverse Zweifel gekommen, und Krom hatte das bemerkt.
    »Er gräbt sich nur sein eigenes Grab, meine Liebe. Die Arbeit wollen wir ihm doch nicht abnehmen.« Er versuchte, das so klingen zu lassen, als sei er ganz entspannt, aber er zeigte so gut wie keine Zähne, und seine Augen hatten den wachsamen Ausdruck, den ich zuerst in Brüssel gesehen hatte, als er es mit der Angst vor mir bekam; diesmal jedoch hatte er es nicht mit der Angst vor dem bekommen, was ich tun könnte, sondern vor dem, wovon er ahnte, daß ich es möglicherweise sagen könnte.
    Er hatte zwei Monate Zeit gehabt, um die Euphorie seines Brüsseler Sieges über mich zu vergessen und sich zu fragen, warum dieser Sieg so leicht zu erringen gewesen war.
    Jetzt fand ich eine boshafte Genugtuung darin, ihn nicht zu beachten und seinen Zeugen die Antworten zu geben, auf die er so begierig wartete.

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