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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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sie der einzige multinationale Konzern sind, der niemals und nirgendwo unter irgendeinem Antitrustgesetz auffliegen wird. Warum? Weil aus jeder einzelnen Eintragung in die Geschäftsbücher die unbeschränkte örtliche Autonomie für jedermann ersichtlich ist. Wo, bitte, ist der Konzern nachweisbar? Er ist in ihren Genen programmiert. Werde Ihnen noch was über die Chinesen verraten …«
    Er schwieg einen Moment lang. Er hatte mehr oder weniger ungezwungen mit einem Zuhörer geredet, der von ihm als sicher klassifiziert worden war. Jetzt aber schickte er sich an, etwas zu sagen, was er für bedeutend hielt; deswegen überlegte er es sich noch einmal, bevor er es mich hören ließ.
    »Paul, den Chinesen kann man nicht angst machen wie dem Rest.«
    Mit ›dem Rest‹ war, wie ich später herausfand, der Rest der Menschheit gemeint.
    Die Art seiner seltsamen Vorstellungen von Einschüchterung und den Techniken, Menschen zu absolutem Gehorsam zu zwingen, indem man ihnen angst macht, wurde deutlich aus dem, was er mir dann von einem Vorfall erzählte, den er auf Java erlebt hatte. Selbstverständlich hatte er damals bereits seine erste Million gemacht, und so nahm sich seine Darstellung der Begebenheit angenehm heiter aus.
    »Allein schon dorthin zu gelangen war ungemein schwierig«, sagte er. »Banditen, die sich religiöse Patrioten nannten, plünderten die Dörfer, und außerhalb von Djakarta und den anderen großen Städten schwelte der Bürgerkrieg überall weiter. Es war gefährlich, ohne militärische Eskorte über Land zu reisen – und sei es auch nur von Djakarta nach Bandung –, und mit Eskorte kaum weniger. Alle nennenswerten Städte waren daher überfüllt. Mit bescheinigter Spitzenpriorität bekam man ein Bett, aber sonst so gut wie nichts. Ein Einzelzimmer? Nur selten, sehr selten. Die Russen zählten zu den größten Freunden der Revolution, aber die sowjetische Botschaft mußte monatelang mit einem Bungalow im Hotel-des-Indes-Komplex vorliebnehmen. In den westlichen Gebieten wurde es mit der Zeit etwas besser, aber auf Ostjava und besonders in Surabaja, Jogjakarta und Semarang blieb die Situation schwierig. Das lag daran, daß die Unentwegten auf beiden Seiten das Landesinnere noch immer als Schlachtfeld benutzten. O Gott, wie ich Unentwegte hasse! Laßt Pragmatiker um mich sein!«
    »Es war mir nicht klar, Mat, daß Sie jemals auch nur einen Gedanken an diese Wahl verschwenden mußten.«
    »Sie haben nie für eine revolutionäre Regierung gearbeitet, das ist mal sicher. Nun, ich hatte damals Spitzenprioritäts-Status, und ich kann Ihnen versichern, daß ich den immer, wenn ich in den Osten des Landes reisen mußte, benutzte, als sei ich Dschingis-Khan. Ich hatte herausgefunden, daß die beste Art, in jenen Gegenden in aller Bequemlichkeit Geschäfte abzuwickeln, darin bestand, ein ausländisches Konsulat zu requirieren. Es waren mehrere verfügbar. Ausländische Konsuln saßen zu jenem Zeitpunkt natürlich keine darin, wegen der Unruhen, aber die Gebäude und Villen waren noch da, und die alten einheimischen Dienstboten in den meisten Fällen ebenfalls. Theoretisch waren sie da, um das im Besitz befreundeter ausländischer Regierungen befindliche Eigentum zu bewachen, und genossen diplomatischen Status und Immunität.«
    »Wie sind Sie damit fertig geworden?«
    Er schenkte mir sein jungenhaftes Lächeln. »Dienstboten, die im Auftrag der Zentralregierung ausländisches Eigentum bewachen, waren der Zentralregierung verantwortlich. Wenn einer der Beamten dieser Regierung beschloß, das Eigentum zu inspizieren, um zu prüfen, ob die Bewacher pflichtgemäß ihrem Auftrag nachkamen, empfahl es sich dringend für sie zu kooperieren. Andernfalls fanden sie sich sehr rasch auf der Straße oder, wahrscheinlicher noch, im Gefängnis wieder.«
    »Also kooperierten sie.«
    »Ja. Aber sie waren voller Groll und Haß und überlegten sich, wie sie den Eindringling kleinkriegen könnten, diesen Mann, der ihnen plötzlich Anweisungen gab und sie zwang, zu arbeiten statt zu faulenzen, der an des Konsuls Eßtisch saß, in des Konsuls Bett schlief. Was hätten Sie an ihrer Stelle getan, Paul?«
    »Vermutlich so getan, als seien Sie der Konsul, und versucht, Sie durch Liebenswürdigkeit zu töten, nehme ich an.«
    »Dazu sind die fähig, und das haben sie oft getan. Aber manchmal schien ihnen die Anstrengung zuviel zu sein, und dann versuchten sie, die Oberhand zurückzugewinnen. Das ist einmal passiert, als ich in einem

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