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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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französischen Konsulat ›abgestiegen‹ war. Ich war bei dem Beamten, dem die Hafenbehörden unterstanden, zum Abendessen eingeladen, weil ich geschäftlich mit ihm zu tun hatte. Er wohnte in einem Häuserkomplex, der zwei Minuten vom Konsulat entfernt war, also begab ich mich, nach einem frühen Abendessen und kurzen Gespräch, zu Fuß zur Villa des Konsuls zurück. Sie wissen, wie diese Wohnsitze angelegt sind? Viereckiges Grundstück von vielleicht einem halben Hektar, hohe Mauer drum herum mit Stacheldraht obendrauf als optische Zugabe, Villa im Zentrum, separierte Dienstbotenunterkünfte im hinteren Teil des Anwesens, Lücke in der Mauer fürs Tor, Auffahrt vom Tor zum Haus?«
    »Ich weiß.«
    »Na, als ich zum Tor kam, fand ich es unverschlossen vor. An dem Ort und zu der Zeit hätte das allein schon genügt, um mich stutzig zu machen. Außerdem hörte und sah ich Bewegung drinnen. Der Mond schien, also wartete ich am Tor, bis meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten und ich sehen konnte, was vor sich ging. Haben Sie viele französische Konsuln kennengelernt, Paul?«
    »Nicht viele, nein.«
    »Die, die ich kennengelernt habe, waren, alles in allem, keine großen Hobby-Enthusiasten. Da gab es einen, der ein bißchen so was wie ein Ornithologe war und ein Hobby aus seiner Vogelfotografiererei gemacht hatte, aber ich habe keinen getroffen, der seinen Garten sonderlich pflegte, es sei denn aus Gründen der Karriere oder rein metaphorisch. Ich nehme an, dieser bestimmte Konsul hatte eine Engländerin zur Frau.«
    »Sie werden mir schon sagen müssen, wovon Sie reden, Mat. Ich werde keinen Versuch machen, es zu erraten.«
    »Das Anwesen hatte einen Rosengarten vor dem Haus.«
    »Das ist keine Blume, die ich besonders schätze.«
    »Aber ein englischer Rosengarten auf Java, Paul! Es war verrückt. Kümmerliche Gewächse, wie Sie sich denken können. Immerhin, da waren sie, gepflanzt ohne Zweifel gleich nach dem Abzug der Japs fünfundvierzig und von Madame Consul mit Liebe gehegt, bis der neue Krieg ausbrach und die Dienstboten das Regiment übernahmen. Was ich jetzt sah, als ich im Dunkeln am Tor stand, das waren ein paar von diesen Dienstboten, zwei Männer, die im Rosenbeet herumschaufelten und irgend etwas darin vergruben. Na, was würden Sie gedacht haben, was die da mitten in der Nacht vergraben könnten, Paul?«
    »Mit Ihnen als selbsternanntem Regierungsschnüffler auf dem Grundstück? Handfeuerwaffen, würde ich denken, oder vielleicht auch den Rest der alten konsularischen Bestände vakuumverpackter Gauloises bleues.«
    »Oder Munition, oder gestohlene Autoersatzteile? Klar. Als ich da unmittelbar vor dem Tor stand, sie beobachtete und darauf wartete, daß sie ihre Arbeit beendeten, erwog ich alle diese Möglichkeiten, und noch andere dazu. Mir war auch klar, daß dies ein Amateurjob sein mußte, kein professionelles Ding, sonst hätten sie einen Boy Schmiere stehen lassen, für den Fall, daß ich frühzeitig zurückkäme. Als sie schließlich fertig und die Sträucher alle wieder eingepflanzt waren, mußte ich mich etwas zurückziehen, weil ihnen jetzt einfiel, daß sie das Tor offengelassen hatten, und sie herüberkamen, um es zu verschließen. Ich hörte sie über irgend etwas kichern, aber ich konnte nicht hören, worüber. Dann gingen sie weg, in ihre Unterkünfte. Sobald sie aus dem Weg waren, schloß ich das Tor auf und ging ins Haus.«
    »Ohne stehenzubleiben und einen Blick auf die Rosen im Mondlicht zu werfen?«
    »Die verdammten Rosen interessierten mich nicht, und sie hätten auch Sie nicht interessiert. Das Ärgerliche war, daß sie die Spaten mit sich genommen hatten. Elektrischen Strom gab es um die Zeit in der Nacht keinen, und alles, was ich mit Hilfe meiner Taschenlampe als geeignetes Werkzeug zum Graben finden konnte, war ein silbernes Visitenkarten-Tablett, das neben der Haustür auf einem Tisch lag. In der finstersten Ecke von ganz Java mit Tablett und Taschenlampe! Sind Sie mitgekommen?«
    »Nach draußen in den Rosengarten, um die Geldkassette des Konsuls auszubuddeln? Doch, doch. Ich hoffe, das silberne Tablett war der Aufgabe gewachsen.«
    »Das Tablett war nicht aus massivem Silber«, sagte er rasch; »es war nur versilbert.« Ich wußte damals noch nicht, daß Mats Pfadfindertraining ihm eine Achtung vor dem Eigentum anderer – abgesehen von ihrem Geld, meine ich – eingepflanzt hatte, die er nie verlor. »Übrigens«, fuhr er fort, »war der Boden dort, wo sie gegraben

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