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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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oder wenn ich, nachdem ich es bemerkt und mich beschwert habe, den Ersatz dennoch akzeptiere, dann fängt der Zauber an zu wirken. Ich bin vom Spuk besessen, und sie kriegen die Oberhand. Wenn ich es aber bemerke und mich beschwere und ihnen sage, daß sie die gottverdammten Bananen wegbringen und mir Papaya bringen sollen, dann müssen sie vielleicht noch ein bißchen warten. Das heißt bis zur nächsten Mahlzeit, um mich erneut mit meinem Essen zu testen oder um zu sehen, was passiert, wenn sie mein Hemd so sehr stärken, daß ich die Knöpfe nicht durch die Löcher hindurchbekomme. Vielleicht ist der Tag ungünstig. Vielleicht müssen diese Eingeweide noch etwas reifer werden, bevor sich die Geister in ihnen wohlfühlen. Man muß der Sache Zeit lassen, was?«
    »Das nehme ich an.«
    »Nein, nichts da! Man versetzt den Butler auf der Stelle und umgehend in Angst und Schrecken. Man akzeptiert die Bananen nicht. Statt dessen fragt man, was man geordert hat. Man fragt ihn langsam, und während man spricht, pocht man im Rhythmus der Worte auf den Tisch. Er wird ein bißchen Angst bekommen und sagen, Sie haben zwar Papaya bestellt, die auf dem Markt erhältlichen Früchte sind aber nicht gut gewesen. Dann sprechen Sie ihn im Tonfall eines Todeszauberspruchs an – vielleicht eine Intonation nach Art des Bei-lebendigem-Leib-aufgefressen-werden-Geistes – und sagen ihm, daß Sie Mango bestellt haben, keine Papaya. Jetzt ist er in ernstlichen Schwierigkeiten. Er weiß nicht, was er davon halten soll, es sei denn, daß die Geister nicht auf seiner Seite sind. Und das ist nur der Anfang. Von da an sorgen Sie dafür, daß nichts von dem, was er tut, richtig ist. Sie bestellen Fleisch zum Essen, und er versucht, Ihnen Fisch anzudrehen. Sie machen ihm die Hölle heiß, sagen ihm aber, Sie hätten laut und deutlich Gemüse verlangt. Hat er etwa vor, Sie zu vergiften? Sie bestellen wieder Fleisch. Verängstigt will er klein beigeben, indem er Ihnen Fleisch bringt. Sie machen ihm erneut die Hölle heiß, und diesmal drohen Sie, die ganze Bande ins Gefängnis werfen zu lassen, weil sie Fleisch gestohlen hat, während das Land hungert. Jetzt geraten sie aber wirklich ins Schleudern, ich meine, Panik packt sie, und sie kriegen das große Zittern. Die Geister in den Eingeweiden haben sich gegen sie gewendet. Da bleibt ihnen nur noch eines zu tun, nicht wahr?«
    »Die Eingeweide auszugraben und loszuwerden, nehme ich an.«
    »O ja, sie werden die Uhr zurückstellen müssen, aber die Geister zu besänftigen wird nicht so einfach sein. Sie werden daran arbeiten müssen. Hart arbeiten. Tun, was ihnen gesagt wird, ohne zu versuchen, einen auszutricksen. Tun, was für sie das Natürlichste ist.«
    »Was wäre das?«
    »Für sie? Gehorsam sein.«
    Ich lächelte.
    Ihm fiel sofort ein, daß der gute Pfadfinder zu jeder Zeit ritterlich ist, ein vollendeter Kavalier, der einen besiegten Gegner niemals tritt, wenn der Tölpel am Boden liegt. »Sobald sie beschlossen hatten, sich zu benehmen«, fügte er hinzu, »war ich natürlich wieder nett zu ihnen. So wirken Zaubersprüche wie ein Gewittersturm. Einen Augenblick Blitz und Donner und große Angst vor der befreienden Reinigung. Und dann, wenn die Götter und Zauberer besänftigt sind, kommt die Sonne wieder hervor.«
    Das war nur einer seiner Vergleiche zum Thema Zaubersprüche und Hexerei. Viele andere sollte ich noch recht gründlich kennenlernen. Für mich jedoch war der Sachverhalt, den er – oft durchaus poetisch – beschrieb, lediglich eine primitivere und nur um weniges fatalere Spielart dessen, was der Bewohner der westlichen Hemisphäre heutzutage ›gamesmanship‹, eine draufgängerische Art von Obenaufbleiben, nennt. Eine tödliche Verwünschung kann auf zweierlei Weisen wirken: dadurch, daß das Opfer zu Tode erschrickt, oder, weil nur wenige Menschen der Angst ganz und gar widerstandslos zugänglich sind, dadurch, daß das Opfer durch Schrecken dazu gebracht wird, etwas Törichtes zu tun – zum Beispiel zu viele Schlaftabletten zu nehmen oder sich vor die U-Bahn zu werfen.
    Mat war fest davon überzeugt, daß Lord Baden-Powell ein geborener großmächtiger Zauberer gewesen sei und daß seine globale Führerschaft, wäre er nicht zufällig als Engländer zur Welt gekommen, sich weit über die Grenzen der Pfadfinderbewegung hinaus erstreckt hätte. Er hätte den Willen gehabt, seine überlegene Schläue und Geschicklichkeit politisch zu nutzen.
    Mat hatte eine eingehende Studie

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