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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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hatten, ganz locker. Ich habe das Tablett hinterher sorgfältig abgewaschen. Es war kein einziger Kratzer darauf.«
    »Wie war das mit der Geldkassette des Konsuls?«
    Er atmete tief ein, um die verlorene Gelassenheit wiederzugewinnen, bevor er antwortete.
    »Was sie da vergraben hatten, Paul«, sagte er todernst, »das waren die Eingeweide eines Schweins.«
    Nun mochte ich in jener frühen Phase zwar von seiner Besorgnis um die Erhaltung entliehener Gegenstände oder von irgendwelchen sonstigen Nebenprodukten seines ungewöhnlichen Bildungsganges noch nicht viel gewußt haben, aber ich hatte bereits begriffen, daß er, wenn man ihm erlaubte, einem selbst gegenüber seinen feierlich-übernatürlichen Tonfall anzuschlagen, ohne daß man sofortige Gegenmaßnahmen traf, unerträglich herablassend werden konnte. Er hatte erwartet, mich zu überraschen, also achtete ich sehr sorgfältig darauf, ungerührt dreinzublicken.
    »Woher wußten Sie, daß es Eingeweide vom Schwein waren?« fragte ich mißtrauisch. »Es hätten ja auch Eingeweide eines Schafs oder einer Kuh sein können.«
    »Auf Java?«
    »Na gut, vielleicht die Eingeweide von einem Ochsen.«
    »Es waren die Eingeweide eines Schweins. Ich kenne mich in diesen Dingen aus, Paul. Sie können es mir glauben.«
    »Okay, ich glaube es Ihnen. Na und? Getrocknetes Blut und Knochenmehl sollen guter Dünger sein. Warum nicht Eingeweide vom Schwein? Sie haben gesagt, die Rosen sahen kümmerlich aus. Die armen Kerls wollten ganz einfach Ihrer Kritik zuvorkommen, indem sie die Dinger fütterten, als sie glaubten, daß Sie längere Zeit wegblieben.«
    »Und kicherten, während sie das taten?«
    »Eine kulturelle Kuriosität. Anthropologischer Kram von der Art des Goldenen Zweigs. Die javanischen Bauern erachten Eingeweide als ungemein belustigend.«
    Ich hatte ihn natürlich gereizt. Das war ihm jetzt klargeworden, und es mißfiel ihm. Er bedachte mich mit einem langen, finsteren Blick, bevor er fortfuhr.
    »Sie waren da«, sagte er langsam, »um mich zu behexen, damit sie mich hilflos in ihre dreckigen Hände bekamen.«
    »Oh.«
    Sobald er einmal angefangen hatte, von Zaubersprüchen zu reden, war es sinnlos, Bemerkungen machen oder ihn unterbrechen zu wollen. Er wußte, wovon er redete, und liebte es, den Lehrer zu spielen. Wenn er bei solchen Gelegenheiten klang, als kläre er einen befremdlich zurückgebliebenen Jugendlichen ein letztes Mal über den Ernst des Lebens auf, so war das vermutlich ein weiteres Relikt aus seinen Pfadfindertagen auf den Fidschiinseln.
    »Diese Dienstboten wußten, daß der Rosengarten dem Eigentümer viel bedeutete. Daß ich nicht der rechtmäßige Eigentümer war, machte keinen Unterschied. Als die Person, die dem Anwesen vorstand, wenn auch nur zeitweilig, hatte ich die Eigenschaften des Besitzers angenommen, seine Stärken und, vor allem, seine Schwächen. Ich war eine Gefahr für sie, weil ich gehässige Berichte über die Anzahl Illegaler schreiben konnte, die sie auf dem Anwesen versteckt hielten, um ihnen für ein Stückchen Dach und einen Unterschlupf vor dem Zugriff der Behörden das letzte Geld abzunehmen. Ich war ihnen ein Dorn im Auge, weil ich ihnen Arbeit machte, die sie nicht mehr gewohnt waren. Ich verdarb ihnen alles, ich verlangte Essen, ein gemachtes Bett, gebügelte Anzüge. Sie wollten mich weghaben, konnten mir aber nicht sagen, daß ich gehen solle. Was blieb ihnen also zu tun? Nur eines. Meine Fähigkeit, Störenfried zu sein, auf ein Minimum zu reduzieren. Wie? Indem sie die Geister der Toten veranlaßten, mich impotent zu machen. Auf welche Weise? Indem sie mich mit Hilfe meines Rosengartens entmannten. Indem sie die Verkörperung der erzürntesten und eifersüchtigsten Geister dort vergruben, wo ich verwundbar war. Begreifen Sie jetzt?«
    »Hm.«
    »Also was tun Sie, wenn feindselige Geister gerufen werden, um Sie zu vernichten und zu korrumpieren? Sie drehen sie um, machen Doppelagenten aus ihnen, das ist es, was Sie tun. Ha! Diese Abfallverscharrer kannten den Mann nicht, den sie herausforderten. Sie erfuhren es sehr rasch. Gleich am nächsten Morgen, beim Frühstück, nur um schon einmal einen Anfang zu machen. Der Butler kann es gar nicht abwarten, zu testen, ob der Zauber zu wirken begonnen hat. Also ändert er, was sie mir zum Frühstück zu servieren haben. Ich hatte Papaya bestellt. Er bringt mir Bananen. Der Augenblick der Wahrheit! Wenn ich es nicht bemerke, weil ich nicht mehr weiß, was ich bestellt habe,

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