Bitte keine Rosen mehr
Connell.
»Natürlich werden sich bei einer Abmachung wie dieser immer wieder kleine Mißverständnisse einschleichen, die ausgeräumt werden müssen.«
Offenbar hatte keiner von ihnen auch nur den geringsten Sinn für Recht und Unrecht. Ich machte noch einen weiteren Versuch.
»Sie mögen zu Ihrer Zufriedenheit ausgeräumt sein, Dr. Connell«, sagte ich, »aber sie sind weit davon entfernt, zu meiner ausgeräumt zu sein.«
Krom grinste mich an. »Es ist aber nicht Ihre Zufriedenheit, die hier berücksichtigt werden muß, oder? Wenn dem so wäre, wäre der Vorsitzende der Symposiagruppe und Direktor des Instituts für Internationale Anlage- und Treuhandberatung namens Paul Firman längst in einer Nebelwolke entschwunden, um drei oder vier Tage später mit einer gänzlich anderen Identität in S ã o Paulo oder Mexico City wiederaufzutauchen. Wir würden hier gar nicht herumstehen. Aber wir stehen hier herum, und wir tun dies, weil Paul Firman es sich nicht leisten kann, einfach zu verschwinden. Die Zeit und das Wohlleben haben das Ihre getan. Seine Deckexistenz ist inzwischen allzufest etabliert und sein Gesicht allzu bekannt. Womöglich ist er mittlerweile sogar pensionsberechtigt. Er sieht sich zwei Übeln gegenüber, und er hat sich vernünftigerweise für das kleinere von beiden entschieden. Habe ich nicht recht, Mr. Firman?«
Ich war nahe daran aufzugeben, aber doch nur nahe daran. Ich schaffte es, scheinbar ungerührt seinem Blick standzuhalten. »Wer recht hat und wer unrecht, werden wir noch sehen, Herr Professor«, sagte ich. »Das Abendessen wird in einer Stunde serviert. Melanie, wären Sie so gut, unseren Gästen ihre Zimmer zu zeigen.«
Der Horchposten, den Yves ausgewählt hatte, war ein Speicher über der Garage. Er hatte den Vorzug, vom Inneren des Hauses aus durch eine Innentür zur Garage zugänglich und zugleich von den Zimmern des Hauspersonals ziemlich weit abgelegen zu sein.
Als ich dort eintrat, waren die Empfänger der in den Gästezimmern installierten Abhörvorrichtungen bereits eingeschaltet, und ich kam gerade zurecht, um zu hören, wie Melanie zu Connell sagte, sie hoffe, er würde sich wohl fühlen, und wenn es ihm an irgend etwas fehle, was er brauche, möge er klingeln.
Yves nickte mir mißmutig zu.
»Sie sind gut mit denen fertig geworden da unten, patron «, sagte er, »aber ich glaube, es ist hoffnungslos. Nous sommes foutus. «
»Sicherlich noch nicht.«
»Es ist nur eine Frage der Zeit. Diese Sippschaft wird nie imstande sein, über irgend etwas den Mund zu halten. Das wollen nun Intellektuelle sein, redliche Leute also. Man ist versucht, sie als ganz gewöhnliche Schwindler zu behandeln.«
»Es kann nichts schaden, wenn wir so von ihnen denken . Möglicherweise ist es sogar gut.«
Er bedachte mich mit einem Seitenblick. »Als wir hier anfingen, hatte ich so ein Gefühl, daß es vieles gab, wovon ich nichts wußte. Sich von einem Kränzchen von Amateuren, egal, wie schlau, die Arme verdrehen zu lassen, sah Ihnen nicht ähnlich, Patron.« Er machte eine Pause. Die Tatsache, daß er mich Patron und nicht Paul nannte, hatte zu bedeuten, daß er ernstlich besorgt war. Um das Maß voll zu machen, fügte er einen Seufzer hinzu. »Sie sind gut mit ihnen fertig geworden, wie ich schon sagte, aber Sie haben sie vorsichtig und sanft behandelt. Ich hätte denen die Visagen eingeschlagen und gesagt, sie sollten sich nach Hause scheren.«
»Wenn es so einfach wäre, hätten die Herrschaften gar nicht erst herzukommen brauchen.« Ich hatte ein pochendes Geräusch wahrgenommen, das aus einem der Gästezimmer kam. Jetzt war ein lautes kratzendes Geräusch zu hören. Ich wollte das Thema ohnehin wechseln und fragte daher, was es zu bedeuten habe.
Yves stöpselte die Kopfhörer ein, die er trug. Dadurch konnte er sich auf die aus einem der Zimmer kommenden Geräusche konzentrieren, ohne das Abhören der restlichen zu vernachlässigen. »Das ist Krom«, meldete er nach wenigen Augenblicken. »Ich glaube, er versucht, unsere Wanze ausfindig zu machen. Er hat einen Stuhl von einer Ecke in die andere geschleift und ist dann darauf gestiegen, wahrscheinlich, um durch das Taschenfernglas, das er in seinem Koffer versteckt hatte, die Stuckdecke anzustieren.«
»Besteht Aussicht, daß er die Wanze findet?«
»Nun, wenn er wüßte, wie sie aussieht, könnte er möglicherweise das eine Ende davon erkennen. Aber ich glaube nicht, daß er’s wird. Außerdem würde er gar nicht dran kommen.
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