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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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gesuchten Verbrecher an einem geheimgehaltenen Ort arrangiert hat.«
    Sie begann jetzt, mit großen Schritten den Raum zu durchmessen, wobei sie mit den Handkanten die Luft zu zerschneiden schien. Es war offenkundig, daß sie angefangen hatte, Professor Langridges gestische Eigenheiten synchron mit seinen rhetorischen wiederzugeben.
    »Und was ist der Zweck dieser journalistischen Possen?« verlangte sie von der Zimmerdecke zu wissen. »Ich werde es Ihnen sagen. Für die Nachrichtenmedien, die darin schwelgen, liegt der Zweck im leichteren Zugang zu den Augen und Ohren von Idioten. Für die Gauner und Rohlinge, die die Stardarsteller sind, ist der Lohn ein großer Topf voll der wunderbarsten aller kosmetischen Salben – kostenlose Publicity. Mit dem Zeug eingerieben, kann selbst der anrüchigste Mensch und die verabscheuungswürdigste Sache ein gewisses Maß an öffentlicher Sympathie und Unterstützung mobilisieren. Viele profilierte Politiker ebenso wie hervorragende Geistliche haben sich auf solche Talmi-Unternehmungen eingelassen. Warum also sollte ein alternder niederländischer Soziologieprofessor dies nicht ebenfalls tun?«
    Sie vermied es, Krom anzusehen, der über das, was sie jetzt sagte, eher amüsiert als verärgert zu sein schien, und fuhr fort, mich anzureden oder mit mir zu reden. »Der Leiter des Teams versammelt die einer Gehirnwäsche unterzogenen, willfährigen Untergebenen, bevor die Reise ins Blaue losgeht. Inwiefern ist dieses Abenteuer anders? In zweierlei Hinsicht. Journalisten, die für die etablierten Medien arbeiten, sind bis zu einem gewissen Grad privilegiert. Sofern uns nicht die Sozialarbeit am einzelnen Fall, mit dem wir es zu tun haben, einen quasiärztlichen Status verleiht, sind wir es ganz bestimmt nicht . Und auch Ihre Mitarbeiter nicht. Die einzige Möglichkeit für Sie, Informationen über die Kontakte mit Kriminellen zu verweigern, falls eine hierfür zuständige Behörde mit einer Aufforderung an Sie herantreten sollte, bestände darin, Unwissenheit vorzuschützen.«
    Sie machte eine Pause und wurde dann, mit einer angewiderten Grimasse, wieder sie selbst. »Der zweite Punkt, den er vorbrachte, war stichhaltiger. Reporter in geheimer Interviewmission werden ausnahmslos, und das nicht nur zum rechtlichen Nutzen und Schutz ihres Arbeitgebers, sondern auch ihrer selbst, von einem Kameramann, einem Assistenten als Mädchen für alles sowie von einer weiteren Person begleitet, die das Tonbandgerät bedient. Selbst wenn der zu Interviewende es vorzieht, eine Kapuze oder Maske zu tragen, ist doch die Kamera zugegen, um die Tatsache, daß er dies getan hat, zu dokumentieren, und wenn er es sich in den Kopf setzt, eine Stimmenspuranalyse dadurch zu erschweren, daß er in ein Wasserglas spricht, wird das Tonbandgerät dies ebenfalls festhalten. Warum ist dieser Mr. X so scheu? Ist er es, weil und nur weil er seine totale Anonymität und sämtliche anderen Tarnidentitäten, mit denen sie beringt ist, zu erhalten wünscht, oder ist die Wahrheit um einiges trauriger? Sollte es möglich sein, daß Mr. X am Ende doch nur ein inkompetenter Krimineller ist und daß er, weit entfernt davon, für die Polizei allerorten ein unbeschriebenes Blatt zu sein, Behörden mit Zugang zu Interpolakten ein alter Bekannter ist? Einzig Fotos und/oder Fingerabdrücke von ihm könnten die Wahrheit an den Tag bringen.«
    »Wir haben ein solches Exemplar in unserem Universitätsdirektorium sitzen«, sagte Connell. »Er wird der Syllogist genannt.«
    »Der Schluß, zu dem ich gekommen bin«, fuhr Dr. Henson mit Entschiedenheit fort, »war der, daß ich noch nicht annähernd genug wußte, um auch nur zu einer vorläufigen Beurteilung zu gelangen. Sobald ich gehört haben würde, was Mr. X zu sagen hatte, und mir eine Meinung über ihn gebildet hätte, würde ich die Angelegenheit überdenken. Bis dahin wollte ich die Kamera und den Ninhydrinspray zu verbergen suchen.«
    Ich fand, daß dies für eine Person, die ihren Abscheu bekannt hatte, ihre Kollegen zu belügen, ein ziemlich kaltblütiges Eingeständnis sei. Ich war im Begriff, das zu sagen, als Krom sich vernehmlich räusperte. In der Meinung, er schicke sich an, ihr einen Verweis zu erteilen, überließ ich ihm die Gelegenheit dazu.
    Er gab ihr noch nicht einmal einen Klaps aufs Handgelenk.
    »Ich denke, das beantwortet die Frage in jeder Hinsicht«, verkündete er. »Unsere Vereinbarung bleibt bestehen.«
    »Selbstverständlich bleibt sie bestehen«, sagte

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