Bitte keine Rosen mehr
bevor die Fluchtwagen sie erreichten.
Und natürlich konnten wir uns, oder vielmehr: konnte Melanie sich das alles auch bloß eingebildet haben.
Ich würde es Yves nicht im geringsten verübelt haben, wenn er diese Möglichkeit für immerhin diskussionswürdig gehalten hätte. Tatsächlich ließ er sie noch nicht einmal anklingen. Er schien Melanies Instinkt nicht weniger zu trauen als seinem eigenen.
»Ein geparkter Wagen wäre ohne Bedeutung«, sagte er; »zwei wären ein pikanter Zufall. Drei geparkte Wagen zu dieser Zeit, an diesen Stellen, bedeuten für mich so lange ›Überwachung‹, bis mich jemand vom Gegenteil überzeugen kann. Wenn ich dann mit den Fingern schnipsen und ›Aber natürlich! Wie dumm von mir!‹ sagen kann, werde ich zu Bett gehen. Bis dahin kann ich leider nicht aufhören, naheliegende Fragen zu stellen. Wer sind sie? Für wen arbeiten sie? Welche Anweisungen haben sie? Warum verhalten sie sich gerade so?«
»Es gibt noch eine andere Erklärung, die Sie erwägen könnten«, sagte ich. »Dies ist eine reiche Gegend. Oh, ich weiß, viel Wertvolles dürfte aus der Villa Esmaralda kaum zu holen sein, aber von den Bildern müßte sich das eine oder andere verhökern lassen. Der Eigentümer ist bekanntermaßen abwesend. Es könnte eine Bande sein, die das Anwesen ausbaldowert.«
»Und warum tun sie’s dann nicht? Warum sitzen sie alle sechs bloß in ihren Autos, wo sie so wenig sehen, aber ihrerseits so leicht gesehen werden können? Und warum überhaupt sechs? Ein Haus zu taxieren, bevor man es auszurauben beschließt, ist ein Einmannjob, und der Mann kommt bei Tage mit einem Beglaubigungsschreiben von einer Versicherungsgesellschaft. Man muß zu dem Schluß gelangen, daß diese Leute ihre Anwesenheit demonstrieren wollen, daß sie gesehen werden wollen.«
»Vielleicht verkaufen sie Schutz? Es gab einmal eine Bande entlang dieser Küste, die einem alles aus dem Haus abschleppte, Teppiche und Küchenherd eingeschlossen, wenn man sie nicht schmierte.«
Dies wurde ignoriert. Yves hatte sich wieder Melanie zugewandt.
»Es wäre ja ebensogut möglich gewesen, daß ich keinen Spaziergang gemacht hätte«, sagte sie zweifelnd.
»Aber die haben Sie gesehen?« fragte er.
»Oh, ja.«
»Haben die auch gesehen, daß Sie sie interessant oder verdächtig fanden?«
»Das bezweifle ich. Ich bin mir nicht sicher.«
»Dann meine ich«, sagte er, »daß wir sehen sollten, was geschieht, wenn sie wissen, daß sie gesehen worden sind.«
Er überlegte einen Moment lang. »Patron, entweder sind sie uns so nahe auf den Pelz gerückt, weil sie jetzt gleich irgend etwas Gewalttätiges unternehmen und niemand entkommen lassen wollen, oder sie wenden psychologischen Druck an, damit wir von hier verschwinden.«
»Sie mögen da draußen sein, um uns Beine zu machen, aber ich glaube nicht, daß sie irgend etwas Gewaltsames vorhaben, es sei denn, sie wüßten, daß wir, von Ihrem Revolver abgesehen, unbewaffnet sind. Dazu sind sie nicht genug. Womit wir wieder bei Ihrer ersten Frage wären. Wer sind sie?«
»Ich könnte hingehen und sie fragen«, sagte Melanie.
Zuweilen redet sie wirklich dummes Zeug. »Alles, was Ihnen das einbrächte, wäre ein ungerührter starrer Blick«, sagte ich.
»Ich glaube«, sagte Yves, taktvoll wie immer, »es müßte eine einfachere Möglichkeit geben, sie merken zu lassen, daß wir von ihnen wissen. Wir brauchten bloß die Eingangspforten zu schließen. Von dort aus, wo die Wagen geparkt sind, kann man sie sehen.«
» Schließen sie denn? Bei all dem Gesträuch, das um sie herum und durch sie hindurchwächst, würde ich sagen, daß niemand sie je geschlossen hat. Vermutlich sind sie in geöffnetem Zustand feste erostet.«
Yves gab sich Mühe, nicht beleidigt dreinzuschauen.
»Als wir hier einzogen, patron , war eines der ersten Dinge, die ich getan habe, die Torangeln zu ölen. Auch die von der Pforte an der unteren Straße.«
»Verzeihung. Kann man sie abschließen? Ich weiß, es gibt unzählige Möglichkeiten, hier hereinzukommen, aber wenn man gewalttätig werden wollte, hätte die, im Wagen mit einer Gruppe bewaffneter Rowdies hereinzupreschen, ohne Zweifel den größten Einschüchterungseffekt.«
»Vor der Garage ist eine Kette angebracht. Ich könnte dafür sorgen, daß die Entfernung der Ketten von geschlossenen Garagentoren einigen Lärm verursachen würde.«
»Dann tun Sie das bitte. Sichern Sie auch das Tor an der unteren Straße, wenn Sie können.«
»Das hat
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