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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Partnerschaft?«
    »Wie sie jetzt existiert, ja.«
    »Carlo, ich habe Kramer nicht umgebracht.«
    »Haben Sie Schritte unternommen, um etwas über die Umstände seines Todes in Erfahrung zu bringen?«
    »Wozu? Er war tot, und seine Frau und seine Tochter ließen keinen Zweifel daran, daß sie so wenig wie möglich von mir zu sehen wünschten.«
    »Ich habe nicht gemeint, daß Sie sich bei ihnen hätten erkundigen sollen. Ich selber habe über Lugano Erkundigungen anstellen lassen.«
    »Und?«
    »Kramer wurde in seinem Büro krank. Er hatte einen Herzanfall, wie Sie gehört haben. Aber eine Stunde zuvor war er ausgiebig von Männern der Polizeiabteilung verhört worden, die für Vergehen gegen Bankgesetze zuständig ist. Das muß seine Nerven schwer belastet haben, meinen Sie nicht?«
    »Doch.«
    »Was hätten Sie getan, wenn Sie das, was ich Ihnen gerade erzählt habe, gewußt hätten?«
    »Ich hätte gemacht, daß ich wegkomme.«
    »Genau. Lugano berichtet auch, die Polizei wäre, nachdem Sie bei der Trauerfeier identifiziert und fotografiert worden waren, in Ihrem Hotel gewesen. Was haben Sie getan, Paul? Sich als Oberholzer eingetragen?«
    »Natürlich nicht. Und es bestand nie auch nur die geringste Gefahr, in dem Hotel gefunden zu werden. Ich habe die Rechnung beglichen, bevor ich zur Trauerfeier ging. Alles, was ich eingebüßt habe, indem ich nicht dorthin zurückgegangen bin, sind ein paar getragene Wäschestücke.«
    »Und die Chance natürlich, die Männer anzutreffen, die Kramers Herzanfall verursacht haben. Woher wußten sie, wohin sie gehen mußten? Ein paar rasche Telefongespräche? Unsinn! Zürich ist dafür viel zu groß.«
    Ich dachte nach. »Die Blumen«, sagte ich langsam; »es müssen die Blumen gewesen sein.«
    Ich sagte ihm die Wahrheit. Wir hatten uns nie angelogen.
    »Die Polizei muß sämtliche Karten überprüft haben, die mit den Blumenspenden gesandt worden waren«, sagte er mißmutig. »Als sie Ihre entdeckte, überprüfte sie das Geschäft, das sie geschickt hatte. Das muß das Feld für ihre Suche erheblich verkleinert haben.«
    Ich hätte erwähnen können, daß das Hotel damit auch schon ermittelt war, denn ich hatte der jungen Frau in dem Blumengeschäft gesagt, wo ich abgestiegen sei, als sie mich danach fragte; aber genug war genug.
    »Zusätzlich zu Ihrem Foto«, fuhr er fort, »haben die jetzt also auch eine Handschriftenprobe von Ihnen und sehr wahrscheinlich Ihre Fingerabdrücke. Und da soll ich nicht von Schwierigkeiten sprechen? Sie erstaunen mich, Paul. Das viele Geld hat Sie bequem und zu so etwas wie einer Belastung werden lassen, fürchte ich.«
    »Was sollen wir tun? Uns trennen?«
    »Die Schwierigkeiten, die damit verbunden wären, dürften Ihnen ebenso klar sein wie mir. Wir brauchen beide Zeit für eine Denkpause. Inzwischen aber müssen Sie sich rar machen. Ich meine, Sie sollten für eine Weile auf die Insel gehen.«
    Die Insel, die er gekauft hatte, befand sich in den Bahamas. Er und seine Frau liebten sie, meine Frau war ganz hingerissen von ihr, ich haßte sie.
    »Anna wird es recht sein«, sagte ich.
    »Ihre Frau wird bleiben, wo sie ist«, sagte er kurz, »wo eine Ehefrau sein sollte, zu Hause, und sich um das Kind kümmern, wenn Sie in Geschäften unterwegs sind.«
    »Also gut.«
    »Vielleicht werde ich nächste Woche rüberkommen. Dann können wir über die Zukunft reden, ohne Emotionen, wie vernünftige Männer.«
    »In Ordnung.«
    Es dauerte einen Monat, ehe er sich blicken ließ. Ich wurde bestraft. Und es war Strafe, von Anfang an. Man ging nach New York oder Miami und von dort nach Nassau. Dann nahm man eine Maschine, die von Insel zu Insel hopste und einen fast bis zu den Caicos-Inseln hinunterbrachte. Schließlich ging es wieder zurück nach Norden, diesmal in einer stinkenden kleinen Nußschale, die einen auf eine Lieferantentour nach zehn oder zwölf der ›Out Islands‹ mitnahm, wohin Post, Benzin, Kerosin und auf Flaschen gezogenes Gas neben Dosenfleisch, Milchpulver, Mineralwasser und anderen lebensnotwendigen Waren befördert wurden. In einem dieser Inselhäfen wurde man von Carlos Kajütenkreuzer aufgelesen und noch weiter in die Vergessenheit spediert.
    Jeder, der dem Glauben anhängt, eine westindische Insel – von ein paar Dienstboten abgesehen – ganz allein für sich selber zu haben sei schlechthin die Seligkeit, muß auf Sonnenbäder, Fischfang mit Speeren, Unterwasserfotografie oder die wiederholte Lektüre von Milben heimgesuchter

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