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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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überließ, die mir seiner Ansicht nach nicht vorenthalten bleiben sollten, sondern er suchte auch Rat. Diese Fälle von Nötigung, in denen er gebeten worden war, zuweilen in einer defensiven Rolle, zuweilen auch als Unterhändler aufzutreten, erstreckten sich über einen Zeitraum von etwa drei Jahren. Die Fälle hatten allesamt zwei Elemente gemeinsam. Sie drehten sich um Steuerhinterziehung oder Verstöße gegen Devisen-Kontrollbestimmungen einer ganzen Reihe von Staaten und um eine Organisation, die sich als Beitreibungsagentur bezeichnete und Niederlassungen in den meisten westeuropäischen Ländern unterhielt. Bedauerlicherweise hatte er seinen Klienten so gut wie keine Erfolge zu melden vermocht. Da er beauftragt war, eine defensive Rolle zu spielen, konnte er ihnen nur raten, ihre Schulden voll zu zahlen. Wenn man ihn verhandeln hieß, sah er sich kahlen Wänden gegenüber. Er merkte sehr bald, daß diese Mahnagentur eine Fassade war, daß aber diejenigen, die sich dahinter verbargen, sowohl gut informiert als auch ungemein diszipliniert waren. Seine Klienten dagegen waren von dem Augenblick an, da sie ›Opfer‹ wurden, bis zu dem Moment, in dem sie sich zum Zahlen durchrangen, zumeist, wie er es nannte, ›gänzlich durcheinander‹ Keiner von ihnen war jemals in der Lage, den Vorwurf der Hinterziehung oder des Verstoßes gegen Bestimmungen zu entkräften, oder zumindest nicht lange, und ohnedies waren nur ein oder zwei von ihnen entschlossen oder verbohrt genug zu kämpfen. Es gibt immer wieder Männer und Frauen, die es vorziehen zu kämpfen, statt zu kapitulieren, selbst in einer Sache, von der sie sehr wohl wissen, daß sie fragwürdig ist, von der sie nur zu genau wissen, daß sie keinen Blumentopf gewinnen können, daß sie verlieren müssen. Man kann solchen Wahnwitz nur bestaunen.«
    Es hätte Carlo sein können, der hier sprach.
    Ich ertappte mich dabei, mir einen Augenblick lang vorzustellen, zu welcher Art von Mann Krom sich ohne die Bürde des schwergewichtigen Über-Ichs, die er mit sich herumschleppt, entwickelt hätte. Was wäre aus all der ›Anarchie‹ geworden, vor der er sich so sehr fürchtet? Hätte er nicht einer unserer skrupelloseren Konkurrenten werden können?
    Ein angenehmer Tagtraum, aber trotzdem ein Traum; er war wieder dabei, sich über die Schwierigkeiten seines dümmlichen Freundes, des Privatdetektivs, auszulassen, der mir unwissentlich so viele Unannehmlichkeiten bereitet hatte. Ich zwang mich zur Aufmerksamkeit.
    »Diese Unentwegten unter seinen Klienten waren es, die ihm besondere Sorge verursachten. Und das nicht einfach nur, weil ausgiebig publizierte Verlierer, sofern bekannt wurde, daß sie zu seinen Klienten zählten, geschäftsschädigend waren. Er befürchtete auch – wie wir sehen werden, zu Recht –, daß derart unausgeglichene Personen leicht beschließen könnten, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen und Akte krimineller Gewalttätigkeit zu begehen. Er wollte die ganze Sache von einer verantwortlichen Polizeibehörde regelrecht untersucht wissen. Er konnte nichts mehr tun. Die entscheidenden Anstöße, meinte er, konnten nur in der Schweiz erfolgen, aber selbstverständlich nicht durch ihn. Mit meinen Verbindungen zu den dortigen Universitäten könne ich eventuell mehr erreichen.«
    »Und Sie haben mehr erreicht.« Hensons Verlangen nach Kaffee war jetzt ebenfalls herauszuhören.
    »Ein bißchen schon, ja.« Krom kostete jeden Augenblick aus. Wenn seine Zeugen glaubten, ihn mit höflichen Ermunterungen zu rascherem Tempo anfeuern zu können, so hatten sie sich schwer getäuscht. »Ein bißchen mehr«, wiederholte er, »aber nur ein bißchen. Sowohl die Gerichtsbehörden als auch die Polizei hatten gewisse Vorstellungen, was den Gegenstand dieser Fälle von Nötigung betrifft, denen entgegenzuwirken mir Schwierigkeiten bereitete. Sie waren sich natürlich dessen bewußt, daß von Seiten mehrerer sogenannter Großbanken wie auch einiger kantonaler und privater Banken Informationen durchgesickert sein mußten. Selbstverständlich waren sie entschlossen, diese durchlässigen Stellen zu lokalisieren und abzudichten, weil schweizerische Gesetze, ihre Gesetze, gebrochen worden waren und die Schuldigen gefunden und bestraft werden mußten. Soweit die Informationen über bestimmte Verstöße gegen das Gesetz zum Schutz des Bankgeheimnisses, die ich ihnen brachte, sie hierzu befähigten, waren sie interessiert. Sobald aber von organisierter Nötigung die Rede

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