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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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war, verloren sie jedes Interesse.«
    Henson ließ einen Quietschlaut des Unglaubens hören.
    »Die Schweizer verloren jedes Interesse an einer Organisation, die Nötigung betreibt?«
    Ich war ihr dankbar. Es war die Frage, die mir selber sofort in den Sinn gekommen war.
    »Sie glaubten nicht, daß es sie gibt«, erklärte Krom. »Sie meinten damals, daß ich lediglich eine Lieblingstheorie von mir zu beweisen versuchte. Sie sagten, daß ich, um das zu tun, zwei ganz verschiedene antisoziale Aktivitäten durcheinanderbrächte. Die eine sei gar kein Verbrechen. Sie bezogen sich dabei auf den Handel mit Informationsleckerbissen, der seinerzeit mit diversen US- Behörden betrieben wurde. Da gab es zum Beispiel das einträgliche Denunziantentum derer, die Luxuswaren wie Pelze und Diamanten an reiche Amerikaner verkauften. In Städten wie London, Paris und Antwerpen verdiente sich das Verkaufspersonal häufig eine zusätzliche Provision, indem es, sobald der Verkauf getätigt war, die US- Steuerbehörden über ihre Kunden informierte. Wenn ein Kunde beim Schmuggeln erwischt wurde, erhielt der Informant einen Prozentsatz der Geldbuße als Belohnung. Nicht nett oder menschenfreundlich und auch den Geschäften auf längere Sicht nicht förderlich, aber nicht verboten. Im übrigen war es nicht in der Schweiz passiert. Wofür sie sich, was mich betraf, interessierten, das waren die Namen der Bankangestellten, die sich hatten bestechen lassen, und die der bösen Männer und Frauen, die sie bestochen hatten. In dieser letztgenannten Gruppe zählten zu denen, die sie besonders gern verhaftet und verurteilt hätten – es tut mir leid, das sagen zu müssen, Dr. Connell –, Agenten der amerikanischen Steuerbehörden, die, mit Billigung des amerikanischen Kongresses, aus ihrer Feindseligkeit dem schweizerischen Bankgeheimnis-Gesetz gegenüber keinen Hehl machten. Diese Agenten mit ihren beträchtlichen Bestechungsgeldern galten damals als die eigentlichen Übeltäter. Eine Zeitlang hatte man es für möglich gehalten, daß Oberholzer ein wichtiger Funktionär der amerikanischen Steuerbehörden sein könnte oder gar ein CIA -Agent.«
    Connell lachte. »Oberholzer ein amerikanischer Regierungsbeamter? Mit dem Akzent?«
    »Sie haben einen Außenminister mit deutschem Akzent geschluckt«, sagte Henson entschieden. »Ich kann nichts Abwegiges daran finden, daß man Oberholzer für einen Agenten der amerikanischen Steuerbehörde oder der CIA gehalten hat. Firmans Akzent – und ich gehe davon aus, daß wir von ein und demselben Mann sprechen – ist jedenfalls kein zeitgenössisch britischer. Ich würde ihn als mittelatlantischen Emigrantenakzent bezeichnen. Das gleiche könnte man von seinem Wortschatz sagen. Wenn er einen ungarisch-amerikanischen Akzent hätte, würden Sie die Idee, ihn der CIA zuzuzählen, keineswegs abwegig finden.«
    »Stimmt.«
    »Und wir reden nicht über das, was wir rückblickend darüber denken, sondern von dem, was die Schweizer wußten und zu diesem oder jenem Zeitpunkt annahmen«, rief Krom ihnen ins Gedächtnis. »Ich sagte, daß nicht alle Opfer der Oberholzer-Organisation bereit waren, das Handtuch zu werfen. Unter denen, die sich für den Kampf entschieden, waren zwei Kunden des Auskunftei-Agenten – ein Spanier und ein Amerikaner –, deren Fälle gewisse gemeinsame Nenner hatten. Beide unterhielten Konten in der Zürcher Hauptgeschäftsstelle derselben Bank. Mindestens drei weitere nachweisliche Opfer hatten ihr Geld ebenfalls dort. Der andere gemeinsame Nenner war die Methode, die von der sogenannten Schulden-Betreibungs-Agentur angewendet wurde.«
    »Von derjenigen, deren Methoden Firman so sehr mißbilligt?«
    »Von derjenigen, deren Methoden zu mißbilligen er behauptet , ja, Dr. Henson.«
    »Ich habe ohnehin nicht begriffen, wie das funktioniert haben soll«, sagte Connell. »Ich habe mir eine Notiz gemacht, um ihm eine Frage dazu zu stellen. Wie bezahlt man eine Schuld, wenn nichts vermerkt oder nachgewiesen werden kann?«
    »Eine gute Frage«, sagte Krom; »ich werde sie auf meine Liste erforderlicher Klärungen setzen. Sonst noch etwas?«
    »Die Rolle, die Frau Kramer und ihre Tochter bei dem Vorfall spielten, beschäftigt mich«, sagte Henson. »Was hatten die beiden vor? Der Polizei zu helfen oder ihr gefällig zu sein? Sich an Oberholzer dafür zu rächen, daß er den guten Kramer verdorben hatte? Sich gegen den Vorwurf abzusichern, daß sie sich der strafbaren Unterlassung einer Anzeige

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