Bitte keine Rosen mehr
und ihm das, auch ohne seine Anwesenheit, hätte nachgewiesen werden können, wäre die Sachläge wohl eine andere gewesen. Nach Lage der Dinge jedoch hatte die Polizei keine Handhabe gegen sie oder Oberholzer und vermutlich auch keinen Anspruch auf irgendwelches Geld, das vorhanden sein mochte.«
»Sie wären überrascht«, sagte Krom, »welch imposanten Eindruck von Machtfülle ein höherer schweizerischer Polizeibeamter lediglich durch seine unerschütterlich ernste Miene erwecken kann. Mit einer Ausnahme hat Frau Kramer genau das getan, was ihr gesagt worden war. Die Ausnahme betraf den Ort, wo die Identifizierung Oberholzers vor Zeugen stattfinden sollte. Sie weigerte sich, praktisch in letzter Minute, Oberholzer in ihrer Wohnung zu empfangen.«
»Aus welchen Gründen? Er muß schon bei früheren Gelegenheiten dort gewesen sein, sie muß ihn gekannt haben, wie hätte sie ihn denn sonst identifizieren können?«
»Sie behauptete, sie habe nicht gewußt, daß Oberholzer ein Krimineller sei, bevor die Polizei es ihr gesagt hätte.«
» Hatte die Polizei ihr das gesagt?« fragte Connell.
»Natürlich nicht. Zu diesem Punkt befragt, beharrte sie darauf, daß das von der Polizei bekundete Interesse an Oberholzer ausgereicht habe, um ihr das zu sagen. Es sei für sie jetzt klar gewesen, daß Oberholzer ein Krimineller sein mußte. Ihr Mann, der ihn flüchtig gekannt hatte, sei über ihn vernommen worden, habe aber von nichts gewußt. Jetzt wurde sie vernommen. Auch sie wußte nichts, erklärte sich aber bereit, der Polizei bei der Identifizierung des Schurken behilflich zu sein, überall, nur nicht in der dem Andenken ihres Mannes und ihren eigenen Erinnerungen an ihr gemeinsames Glück geweihten Wohnung.«
Sie hatte keinen Anwalt gebraucht, würde ich denken.
»Da ist noch die Frage der Codenamen«, rief Dr. Henson Krom ins Gedächtnis.
»Ich habe sie nicht vergessen, junge Frau. Meine guten Beziehungen zu den schweizerischen Behörden hängen ganz offenkundig nicht allein von akademischen Verbindungen ab. Wenn mir Informationen zugänglich gemacht werden, werden sie mir mit der Maßgabe zugänglich gemacht, daß die Vereinbarung auf Gegenseitigkeit beruht. Ich profitiere von ihrem Wissen, sie von meinem. In diesem Fall half ich ihnen, die wahren Namen der beiden Klienten des Auskunftei-Agenten zu ermitteln, des Spaniers und des Amerikaners, die sich gegen die Oberholzer-Organisation zur Wehr gesetzt oder versucht hatten, sich zur Wehr zu setzen.«
»Sie meinen Kleister und Torten? Oh, ich verstehe. Sie haben die Codenamen mit den von der Polizei in Kramers Privatakten gefundenen Einzelheiten verglichen.«
»Genau.« Krom schätzte es nicht, sich von Connell in dieser Weise die Trümpfe aus der Hand nehmen zu lassen, und stellte dies sogleich klar. »Aber die Frage, die gestellt worden war, hieß nicht: ›Wie hat die Polizei die Namen herausbekommen?‹, sondern: ›Warum gab sie sie an Oberholzer weiter?‹ Ich werde es Ihnen sagen. Angefangen hat es als Scherz.«
»Als Scherz?«
»Ja, ganz recht. Als recht makabrer Scherz zwar, aber nichtsdestoweniger als Scherz. Meine Freunde bei der Polizei hatten Ermittlungen nach den seinerzeitigen Aufenthaltsorten von Kleister und Torten angestellt und herausgefunden, daß Torten, der Amerikaner, seit er zur Bewährung aus der Haft entlassen worden war, seine Freiheit in Florida genoß. Kleister, sein alter Kampfgefährte, war jüngst dort zu ihm gestoßen. Mehr noch, wie man hörte, nicht für einen kurzen Urlaub, sondern für ständig. Beide Männer waren Witwer und, ungeachtet ihrer kostspieligen Schwierigkeiten, noch immer vermögend. Es schien denkbar, daß sie die Wiederaufnahme ihres Kampfes gegen die Oberholzer-Erpresser vorbereiteten. Konnte es für zwei Männer ihres Alters mit reichlichen Mitteln und einem gemeinsamen Anliegen, das sie eines Kreuzzuges für wert erachteten, einen angenehmeren Zeitvertreib geben, als einen Mann aufzuspüren, den sie beide haßten, und seine Ermordung in die Wege zu leiten?«
»Ja«, sagte Connell, »ich begreife, daß es da tüchtig was zu lachen gab.«
»Ich höre noch meine Freunde von der Polizei in ihrer drolligen Art sagen, sie würden es, falls Oberholzer ermordet werden sollte, vorziehen, wenn das Verbrechen außerhalb ihres Gebietes geschähe, da sie die Aufklärung des Falles nur mit halbem Herzen betreiben würden. Irgend jemand schlug vor, Oberholzer durch mündliche Erwähnung von Torten und Kleister eine
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