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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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haben ihn wissen lassen, daß wir nicht schlafen. Bevor wir irgend etwas Positives unternehmen, will ich wissen, wer ihn oder sie bezahlt und wofür.«
    »Vielleicht hatte Melanie doch recht. Vielleicht sollten wir versuchen, die Leute zu fragen.«
    »Die ersten, die wir fragen, sind die da unten auf der Terrasse. Falls jemand von denen etwas weiß, was wir nicht wissen, ist es an der Zeit, daß wir es herausfinden. Übrigens müssen sie alle, selbst wenn keiner von ihnen etwas Neues weiß, gesagt bekommen, was vorgeht. Ich wünsche keine weiteren Mahlzeiten auf der Terrasse. Wir geben ein allzu bequemes Ziel ab. Sie werden heute nacht wohl wieder aufbleiben, Yves. Warum versuchen Sie nicht, jetzt ein bißchen Schlaf zu bekommen?«
    »Danke, patron . Vielleicht später. Im Augenblick würde ich es vorziehen, die Antworten zu hören, die Sie unten bekommen werden.«
    »In diesem Fall bringen Sie am besten Ihren Schuh und das andere Beweisstück mit. Krom könnte eher geneigt sein, Ihnen zu glauben als mir.«

    Krom war nicht geneigt, auch nur einem von uns beiden zu glauben.
    Zunächst tat er nichts weiter, als gackernd zu lachen. Das endete mit einem Hustenanfall, worauf er sich, nachdem das Röcheln und das Räuspern abgeklungen waren, wiederholt unterbrochen von Gekicher, wann immer sein eigener Witz ihn übermannte, anschickte, den gestrengen Vater zu spielen. Und erst als ihm bewußt wurde, daß seine Zeugen aufgehört hatten, auch nur leicht belustigt zu sein, beruhigte er sich hinreichend, um in zusammenhängenden Sätzen ein Urteil zu fällen.
    »Nein, Mr. Firman«, erklärte er volltönend, »gestern waren wir müde, und deshalb ließen wir Sie billig davonkommen. Heute liegen die Dinge ganz anders. Heute müssen Sie schon besser lügen, wenn Sie erwarten, daß man Sie ernst nimmt oder Ihnen gar Glauben schenkt. Finstere Späher, die mit Sprechfunkgeräten, Feldstechern, Minenfallen und Bomben in den Büschen lauern, werden Ihnen keinen Augenblick lang helfen. Ich bitte Sie, unsere Zeit nicht mit dergleichen zu verschwenden. Lassen Sie uns wieder auf Oberholzer und den Bericht zu sprechen kommen, den Sie über die Art, wie das Material, das er Ihnen gab, verwendet wurde, abgefaßt haben.«
    Ich warf einen raschen Blick auf Yves und Melanie, um zu sehen, wie sie es aufnahmen. Melanie zeigte den Ausdruck geistesabwesender Teilnahmslosigkeit, der ihre übliche Reaktion auf Langeweile oder Streß darstellt; und ich hatte erwartet, Yves in seinen habituellen Trübsinn versinken zu sehen. Zu meiner Überraschung und auch Beunruhigung sah seine graue Haut eine Spur durchbluteter aus, und seine Lippen waren seltsam verkniffen. Ich brauchte einen Augenblick, bis mir aufging, daß er vor Wut kochte.
    Als er meinen Blick auffing, stand er plötzlich auf und blickte zu mir herunter.
    »Patron, ich entschuldige mich. Ich bin entgegen Ihrem Rat runtergekommen, weil ich erwartet hatte, einige Fragen beantwortet zu bekommen oder zumindest diskutiert zu hören. Ich sehe jetzt, daß ich die Schwierigkeiten unterschätzt habe.« Er zeigte auf Krom. »Dieser aufgeblasene alte Sack voll Piß und Wind findet sich selbst viel zu großartig, um denken zu können, und die anderen hier kriechen ja doch bloß vor ihm auf dem Bauch. Wenn Sie noch immer meinen, jemanden von denen dazu bringen zu können, auf die Stimme der Vernunft zu hören, so ist das Ihre Angelegenheit. Ich glaube nicht, daß es die Mühe wert ist. Ich glaube, mit Verlaub, Patron, wir sollten den Vorschlag, den ich oben gemacht habe, ernst nehmen und diejenigen, für die Sie den Kopf hinhalten, davon in Kenntnis setzen, daß sie von jetzt ab die eigene Haut zu Markt werden tragen müssen. Diese Leute hier zählen nicht. Wir zählen. Aber das liegt bei Ihnen, und ich unterstehe nach wie vor Ihren Weisungen. Sie haben mir gesagt, daß ich mich erst mal ein bißchen hinlegen und Schlaf nachholen soll. Das hätte ich gleich tun sollen. Und das ist es, was ich jetzt tun werde.«
    Er wandte sich zum Gehen. Es war Henson, die ihn aufhielt.
    »Mr. Boularis?« Sie sprach in scharfem Ton und mit steigender Modulation, als bäte sie einen Besucher, der erwartet, ihr aber noch nicht vorgestellt worden war, sich zu identifizieren.
    Er verharrte und wandte sich halb um.
    »Mr. Boularis«, fuhr sie rasch fort, »ich bezweifle nicht, daß Sie müde sind, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Erläuterung wiederholten, die Sie uns über dieses Höllenmaschinchen gegeben

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