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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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überlegte einen Augenblick. Er war im Irrtum, und ich hätte ihm sagen können, warum.
    In Italien bekam ich während des Krieges eine Menge Minenfallen zu sehen und auch, was sie mit denen anrichteten, die ihre Gefährlichkeit unterschätzten. Es gab da einen von den Deutschen mit besonderer Vorliebe angewendeten Trick, den ich nie vergessen habe. Die Handfeuerwaffen, die ihre Offiziere und höheren Unteroffiziere trugen, wurden von den alliierten Truppen außerordentlich geschätzt. Die Leute aus den frontnahen Gebieten pflegten sie zum Stückpreis von zwei- oder dreihundert Dollar an die Etappenkrieger hinter der Front zu verkaufen. Als die Deutschen das spitzbekamen, ließen sie, wenn sie ein Dorf aufgaben, Luger- und Walter-Pistolen zurück, die sie mit Granaten verkoppelt hatten. Die alliierten Pionierpatrouillen kamen sehr bald dahinter und trugen Schnüre mit Haken bei sich. Wenn sie dann eine zurückgelassene Pistole sahen, befestigten sie einen Haken daran, wickelten das Seil ab, bis sie ein nahes Einmannloch fanden, das Deckung bot. Selbst wenn das Ziehen an der Schnur die Granate zur Entzündung brachte, blieb die Pistole meist unbeschädigt. Dieses Spiel wurde fortgesetzt, bis die Deutschen, vermutlich von einem Gefangenen, erfuhren, was geschah. Von da an wurden sie etwas erfindungsreicher. Sie ließen nach wie vor Pistolen zurück, aber jetzt war es nicht mehr die Pistole, die sie mit Sprengladungen versahen. Statt dessen war es das einladend nahe Schützenloch, das sie präparierten, und nicht bloß mit einer Handgranate; sie legten eine Tellermine hinein, die einen Mann entzweireißen konnte. Deswegen war Yves im Irrtum. Wenn ich dort eine ausgelegte Schnur gesehen hätte, die einladend in die Büsche führte, würde ich mich schreckensbleich aus dem Staub gemacht haben und so schnell als möglich ins Haus zurückgewetzt sein.
    Wer einmal tretminenbewußt geworden oder in ein Minenfeld geraten ist, vergißt das sein ganzes Leben lang nicht mehr.
    Ich beschloß, alles das jedoch für mich zu behalten. Meine so bequeme Beschützer-Banden-Theorie ergab, seit ich die Terrasse verlassen und Krom sich zuvor entrüstet hatte, keinerlei Sinn mehr. Yves war nervös und ich ebenfalls. Am dringlichsten brauchten wir Ruhe und so viel Verstand, wie wir nur aufbringen konnten, um mit einer Schwierigkeit fertig, zu werden, die wir noch nicht begriffen.
    »Was würden Sie vorschlagen?« fragte ich.
    »Daß wir aufhören sollten, für gewisse Leute, die nicht hier sind, den Kopf hinzuhalten, und anfangen, wieder an uns selbst zu denken.«
    »Indem wir was tun, Yves?«
    »Das ist ein sehr auffälliger Wagen, mit dem wir gekommen sind.«
    Er hatte ganz recht; ein weißer Lincoln-Continental mit Liechtensteiner Kennzeichen ist ein auffälliges Objekt; aber er wußte, daß der Lincoln in der Garage ein Teil unserer Tarnexistenz als Bewohner der Villa Esmaralda war, und ich las seine Gedanken nicht sogleich.
    »Na und?«
    »Sie haben mich um Rat gefragt. Ich sage, wir vergessen unsere Hausgäste, nehmen deren kleinen Wagen, nur wir drei, und hauen ab. Dann gehen wir auf Tauchstation und heuern Hilfskräfte an, damit die sich der Gegenseite annehmen.«
    »Woher wissen Sie, daß es eine Tauchstation gibt?«
    »Wenn Melanie ein Arrangement plant, gibt es immer eine Tauchstation.«
    »Ich werde mir Ihren Vorschlag merken, aber im Augenblick sagt er mir nicht zu. Wir wissen zuwenig. Angenommen, die Opposition erweist sich als ein staatliches Organ. Sie könnten keine Hilfskräfte anheuern, die sich seiner annimmt.«
    »Es sind nicht die Franzosen. Die würden uns keine üblen Streiche spielen. Auf ihrem eigenen Territorium, auf dem wir sind, würden sie irgendein abgekartetes Spiel fertig vorbereitet haben – Anschuldigungen wegen Rauschgifthandels oder Waffenschmuggels, irgend etwas in der Art –, und wir wären in den Händen der Polizei, während sie uns einzeln einen nach dem anderen auseinandernehmen, bis sie hätten, was immer sie haben wollten. Wenn es Organe eines fremden Staates sind, die mit französischer Erlaubnis operieren, könnten wir ihnen unwillkommene Schwierigkeiten bereiten.«
    »Schon möglich. Ich mag die Scherze ebensowenig wie Sie, aber sie ärgern mich auf eine andere Weise. Ich werde das Gefühl nicht los, daß, wer immer da draußen ist, bloß darauf wartet – und sich dabei ins Fäustchen lacht –, zu sehen, wie rasch wir uns wie brave Jungen in Marsch setzen, um in seine Falle zu laufen. Wir

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