Bitte nicht berühren (German Edition)
gehe wieder in die Küche, nehme die Sahne raus und schlage sie, bis sie die richtige Konsistenz hat, dann warte ich bis die Schokolade geschmolzen ist.
Während ich das tue, sehe ich aus dem Fenster und frage mich wie ich das jetzt anstelle. Bei Kindern wäre das so einfach! Ich würde einfach reingehen und fragen, ob ich mit sehen darf. Aber bei Erwachsenen? Das hört sich so... ich weiß auch nicht. Dämlich an.
Seufzend rühre ich die geschmolzene Schokolade um, fülle etwas Milch hinein und dann gebe ich sie in zwei große Tassen, mache je ein Häufchen Sahne oben drauf und streue einen Hauch Chilipulver darüber.
Okay, jetzt oder nie, sonst wird sie kalt.
Ich nehme die Tassen, gehe vorsichtig ins Wohnzimmer und halte Alex eine hin.
„Danke“, er nimmt sie an, ich sehe neben ihm auf das Sofa und er deutet darauf, „willst du heute einen Film sehen?“
„Ja, gerne“
Alex sieht mich überrascht an, ich lache auf und seufze anschließend.
„Und nein, es muss kein Kinderfilm, ich sehe mir auch gerne einen ernsten an“, beantworte ich seine ungestellte Frage und er grinst.
Als er einen Schluck von der Schokolade nimmt, verzieht er sein Gesicht, hat sich offensichtlich den Mund verbrannt.
„War ja wohl klar, dass du dich verbrennst, meinst du nicht? Solltest du nicht langsam...“, fange ich an, aber Alex schüttelt den Kopf.
„Wow, was ist das?!“, fragt er begeistert und ich lächle.
„Heiße Schokolade?“
„Die schmeckt aber nicht mal im Café so gut“, erwidert er und ich lächle, muss aber laut lachen, als er sich erneut verbrennt.
„Sie schmeckt auch noch etwas abgekühlter gut“, sage ich langsam und halte meine noch in den Händen.
„Ich bin ungeduldig, war ich schon immer“, er zuckt mit den Schultern und ich lächle.
„Was du nicht sagst“, erwidere ich und er schmunzelt, dann deutet er auf die Dvds.
„Was willst du sehen?“
Ich stehe auf, stelle die Tasse auf dem Tisch ab und gehe vor dem Fernseher auf die Knie, sehe mir die ganzen Hüllen an. So viel habe ich noch nie in meinem Leben gesehen, wie er hier stehen hat.
„Kennst du den?“, ich ziehe eine Hülle heraus und er lächelt.
„Das ist ein Horrorfilm, bist du sicher, dass du den sehen willst?“, fragt er vorsichtig und ich nicke.
„Ja...“, ich lege die Dvd ein und nehme die Hülle mit.
„Obwohl der Film ‘Das Waisenhaus’ heißt, geht es nicht wirklich darum... das Haus war nur früher ein Waisenhaus“, erklärt er kurz und ich nicke.
„Und dann passiert etwas Schlimmes, darin?“
„Ja, der Frau passieren komische Dinge, es fängt mit Geistern und so an. Schwachsinnig“, spricht er weiter und ich sehe ihn an.
„So schwachsinnig finde ich das nicht“, sage ich knapp und dann geht der Film los.
So gruselig wie erwartet ist er nicht, aber trotzdem zucke ich ab und an zusammen. Alex sieht so aus, als würde er die Nachrichten ansehen, aber naja.
Das Ende ist überraschend und ich bin etwas... nachdenklich.
Ich sehe auf den Abspann und merke, wie Alex mich ansieht.
Lange, sehr lange, ohne etwas zu sagen.
„Mich würde es nicht wundern, wenn es in dem Waisenhaus spukt, wo ich war“, fange ich dann an zu erzählen und Alex dreht sich zu mir, legt seine Beine auf die Couch, „ich wurde streng katholisch erzogen“
„Oh Gott“, Alex hält sich die Hand vor den Mund und ich lache auf.
„Das kannst du laut sagen“, ich denke daran zurück, wie wir früher immer beten mussten, „wir haben jedes Mal vor dem Mittagessen draußen im Garten kleine Klapptischen aufstellen müssen, dann haben wir eine kleine Flasche Kakao bekommen und mussten die Kappen aufdrehen. Offen standen sie dann auf den Tischen im unebenen Gras, wir standen daneben und mussten still stehen und beten. Aber du kennst Kinder, die können nicht still stehen, aber wehe dir, dein Kakao ist heruntergefallen... auch, wenn es nicht du selber warst, hast du keinen neuen bekommen, durftest dich nicht bewegen und hast dabei zugesehen, wie er ausgelaufen ist, in der prallen Sonne und du hattest Durst. Und natürlich - sobald das Gebet zu Ende war - hast du erst mal eine mit dem Rohrstock verpasst bekommen“, erzähle ich und Alex sieht mich groß an.
„Aber.... das ist doch verboten! Du bist doch keine 50!“, fragt er geschockt und ich lache auf.
„Nein, das stimmt. Aber wenn die Kinder es keinen Eltern petzen können, wer sorgt dann dafür, dass da wirklich alles friedlich abläuft?“, frage ich ihn und er senkt den
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