Bitte nicht berühren (German Edition)
frage ich vorsichtig.
Nora nickt langsam und dann gehen wir weiter.
Als wir gegen fünf Uhr fertig sind, ein Eis gegessen haben und total müde sind, fahren wir nach Hause.
Dort geht Nora gleich in die Küche und macht diese sauber, während ich mich auf den Hocker setze und ihr dabei zu sehe.
„Ich bin als kleiner Junge immer gemobbt worden“, sage ich langsam und weiß nicht, wieso ich das mache.
Vielleicht, weil wir sonst nichts besprechen können und dann wieder diese dämliche Stille herrscht?
Nora sieht mich kurz an, dann macht sie weiter.
„Weshalb denn?“, fragt sie ruhig.
„Weil ich halb Iraner bin und irgendwie... ein Freak war“
„Definiere ,Freak‘“, sagt Nora und ich sehe sie verwirrt an.
Kein Mitleid?
„Naja, ich saß eigentlich nur daheim rum und hab’ Computer gespielt, während die anderen Jungs in meinem Alter Party gemacht haben und mit ihren ,Freundinnen‘ geprahlt haben“, erkläre ich ihr und reiche ihr das Küchentuch. Sie nickt mir kurz zu und macht den Herd sauber.
„Manche Kinder kennen den Unterschied zwischen ,introvertiert‘ und ,extrovertiert‘ nicht. Immerhin ist aus dir ja was geworden, oder?“, sagt sie und sieht mich an. Ich nicke und muss dann lächeln.
„Du siehst echt in jedem das Gute, oder?“, will ich wissen und da lächelt Nora.
„Ja. Ich versuche es zumindest“, meint sie.
„Aber in mir willst du es noch nicht so recht sehen, oder?“, hake ich nach und drehe mich auf dem Hocker um und drücke mit einem Finger meine Nase hoch, mit der anderen Hand ziehe ich mit zwei Fingern meine Augen runter, sodass man das Rote Zeug dadrin sieht.
„Doch, es ist nur... versteh’ mich nicht falsch, aber...“, fängt Nora an, aber ich drehe mich langsam zu ihr um und fange an zu reden.
„Du liebst mich nicht“, sage ich mit verstellter Stimme, als würde ich heulen. Dann sehe ich sie an und sie beginnt schallend zu lachen.
Überrascht lasse ich meine Hände sinken und muss selbst lachen, als sie leicht in die Knie geht und sich die Hand vor den Mund hält, sich von mir weg dreht.
„Du bist... bescheuert“, sagt sie gepresst und macht dann komische Atemübungen, als würde sie ein Kind kriegen.
„Das sagst du?!“, frage ich lachend und mache sie nach.
Nora fängt wieder an zu kichern und hält sich ihren Bauch.
„Ja, weil es weh tut!“, sagt sie kichernd und muss sich dann ganz von mir weg drehen.
Dabei fallen mir ihre Haare auf.
„Oh, komm mal mit“, sage ich und laufe hoch in mein Bad.
Ich richte meine Sachen her, also meinen Kamm, einen Gummi und noch ein paar andere Sachen. Dann warte ich.
„Nora!“, rufe ich laut und wenig später kommt sie zögerlich in mein Bad.
„Was hast du vor?“
„Setz’ dich mal auf den Badewannenrand. Mit dem Rücken zu mir“, sage ich und sie sieht mich skeptisch an, tut es aber.
Ich fange an ihre Haare zu kämmen und bin dabei möglichst vorsichtig. Ich will nicht wissen, wie lange das dauert.
„Wieso lässt du sie so lange wachsen? Da ist gar kein Schnitt drin, sie sind einfach nur lang“, stelle ich fest.
„Ich durfte früher nie lange Haare haben. Also mache ich es jetzt. Sie sollen ja nicht gut aussehen, sondern einfach nur da sein“, antwortet Nora und ich höre, dass sie wieder ihre Augen geschlossen hat.
Ich muss schmunzeln und überlege dann, was ich denn mit ihren Haaren machen könnte. Weil ich da ja so viel Erfahrung habe...
Dann teile ich ihre Haare in zwei Hälften auf und fange dann an sie zu flechten. Aber irgendwie bekomme ich das nicht so hin.
„Man, wie geht der Scheiß denn?!“, frage ich nach ein paar Minuten genervt.
Nora lacht auf und nimmt mir die Strähnen aus der Hand.
„Ich zeig’s dir. Du musst sie in drei Teile aufteilen. So und dann immer eins nach dem anderen darüber legen, in etwa so“, erklärt sie langsam und ich sehe ihr konzentriert dabei zu. Als sie eine erneute Strähne teilen will, fummle ich ihr dazwischen.
„Ich will“, sage ich ungeduldig und versuche es dann.
„Man! Das ist voll kompliziert“, sage ich, als ich es schon wieder nicht hinbekomme. Nora lacht auf und nimmt mir dann ihre Haare aus den Händen.
„Ich kann’s ja machen“, meint sie, aber ich schüttle meinen Kopf.
„Nein, lass sie offen. River mag das“
Nora sieht mich groß an.
„Tut er das?“
Ich zucke mit den Achseln.
„Glaube ich. Würde ich zumindest, wenn ich ein Kind wäre“, antworte ich. Als unten die Tür klingelt, laufe ich runter und
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