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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Schuhe auf so sinnlose Art und Weise ruinieren zu müssen?
    Als die junge Frau bemerkte, dass jemand hinter ihr stand, drehte sie sich um und funkelte Linda an, als sei sie es, die im Wege stünde, nicht umgekehrt.
    Linda wich einen Schritt zurück, fühlte sich aber gleichzeitig auf merkwürdige Weise zu der Frau hingezogen. Irgendetwas an dieser Furie kam ihr verdammt bekannt vor.
    Sie beäugte sie genau und begriff nach kurzer Zeit, wer da vor ihr stand. Der Frau passte es offenkundig überhaupt nicht, so gründlich taxiert zu werden, und so machte sie ihrem Ärger in ihrer Muttersprache Luft. Jugendfrei übersetzt sagte sie so viel wie: »Was glotzt du mich so blöd an?«
    Doch Linda ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Zu groß war die Wiedersehensfreude. Strahlend sagte sie:
    »Eli? Bist du das, Eli?«
    Ihr Gegenüber hörte auf zu schimpfen und runzelte ratlos die Stirn.
    »Du bist es wirklich! Herrje. Was machst du denn hier?« Linda freute sich ehrlich.
    »Kennen wir uns?«, fragte die eben noch Wutschnaubende.
    Lindas Lächeln wurde auf diese zurückhaltende Reaktion hin noch breiter, und nachdem sie die letzten Wochen ausschließlich Englisch gesprochen und sich deshalb auch in der Situation ohne nachzudenken der Fremdsprache bedient hatte, schaltete sie nun auf Spanisch um.
    »Ob wir uns kennen? Du machst wohl Witze? Ist zwar schon ein paar Jährchen her, aber wir sind trotzdem zusammen aufgewachsen, Consuela Flores. Willst du mir wirklich weismachen, dass du deine Cousine nicht wiedererkennst?«

– 30 –
    »Catalina?«
    »Nein«, lachte Linda. »Falsche Schwester.«
    »Inez?«
    »Also, mir hast du nicht meinen ersten Freund ausgespannt«, grinste Linda, »und darum rede ich auch noch mit dir ... Komm, einen Versuch hast du noch.«
    »Linda? Linda Rivera? Ach du liebe Güte!« Ihre Überraschung war so groß, dass sie ganz vergaß, auf der Hut und feindselig zu sein. Consuela betrachtete die Cousine, die sie seit acht Jahren nicht gesehen hatte, von oben bis unten. »Mann, hast du dich verändert. Na ja, ist ja auch schon eine Weile her. Wie lange genau?«
    »Ich war fünfzehn und du fast zwanzig«, antwortete Linda breit lächelnd. Ihre ältere Cousine war ihr immer schon ein leuchtendes Vorbild gewesen. Sie war ganz anders als Lindas Schwestern gewesen. Nicht so angepasst und folgsam, sondern schillernd und anspruchsvoll. Mit ihrer Verschlagenheit und Abenteuerlust hatte sie die Schwestern zu schlechtem Benehmen angestiftet, obwohl sie doch normalerweise so brav und wohlerzogen waren. Sie hatte ihnen mit einem solchen Feuereifer von ihren Reisen erzählt, dass Linda vollkommen fasziniert und schließlich infiziert gewesen war ...
    Die tolle Eli.
    Die hinreißende Eli.
    »Was um alles in der Welt machst du hier, Eli?«
    »Das wollte ich dich auch gerade fragen ...« Sie warf einen nervösen Blick über die Schulter zu der Tür, durch die sie gerade gerauscht war. Linda fiel das nicht weiter auf.
    »Na, ich folge deinem Beispiel, würde ich sagen: Ich bin auf Reisen. Obwohl ich mich schon viel länger in Quinn aufhalte, als eigentlich geplant war. Ich habe hier gejobbt. Aber in ein paar Tagen ...«
    »Hier?« Consuela fiel Linda sehr unsanft ins Wort, nachdem diese auf das Cockleshell gezeigt hatte.
    »Ja, hier. Im Cockleshell.« Linda runzelte verwundert die Stirn.
    »Dann kennst du also die Trevelyans?«
    Lindas Stirn glättete sich wieder, als die Mundwinkel hochgingen.
    »Ich kenne sie sogar ziemlich gut ... Rory und ich sind nämlich ...«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Ihr glückstrahlendes Gesicht sprach Bände. Aber hätte sie noch mehr sagen wollen, wäre sie gar nicht dazu gekommen, weil Consuelas Miene sich nämlich schlagartig verdüsterte und ihre Cousine ihr gar nicht mehr zuhörte.
    Mit einem »Ich muss los« drehte sie sich um und wollte gehen.
    Einfach so.
    »Eli?« Die Stirn wieder in Falten, ging Linda ihr hinterher und fasste sie am Arm.
    Consuela entzog sich ihr. Drehte sich kurz um, ohne stehen zu bleiben, und lächelte sie völlig undurchschaubar an.
    »Tut mir leid. War schön, dich mal wiederzusehen. Aber ich muss jetzt wirklich weiter.«
    Mit offenem Mund sah Linda ihr nach.
    Ihre Begegnung blieb nicht unbeobachtet.
    Und zwar von der Frau, die in der Hoffnung, Rory zu begegnen, zum Cockleshell gekommen war, und die dann durch die offene Tür mit der Aufschrift »Privat« mit einem gewissen Abstand vom Fuß der Treppe aus das gesamte Gespräch im Büro mit angehört

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