Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Kopf.
»Sie sind viel zu gut für diese Welt, Frank Trevelyan. Ihre Frau ist ganz bestimmt kein Opfer in diesem Spiel. Ich versichere Ihnen, dass unsere Ms Consuela Wie-auch-immer sehr bewusst und geplant gehandelt hat. Señor Delgado ist so reich wie Salomo – wenn auch sicher nicht so weise. Die frischgebackene Señora Delgado versucht gezielt, ihr eigenes Vermögen zu maximieren – indem sie Sie erpresst und ihren Señor zu Hause glücklich macht. Wenn der allerdings von Ihnen und Sydney erfährt, wird ihn das alles andere als glücklich machen. Wie mein Kontakt in Spanien es so schön auf den Punkt brachte: Wir haben die Señora in der Hand, und das weiß sie. Sie hat angefangen, dieses Spiel zu spielen. Und sie hat es verloren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die Adoptionspapiere zügig und ohne weitere finanzielle Gegenleistung unterzeichnen wird, und dass sie nichts dagegen haben wird, sobald die Adoption unter Dach und Fach ist, so schnell wie irgend möglich die Scheidung durchzuziehen. Das heißt, wenn Sie damit einverstanden sind, Frank?«
»Unbedingt.« Frank nickte benommen, aber heftig.
»Das Geld ist mir egal, Edwin«, schaltete Rory sich ein. »Sie kann die dreißigtausend und mein letztes Hemd haben. Hauptsache, Sydney und Dad können ganz offiziell zusammen hierbleiben.«
Edwin nickte.
»Das verstehe ich vollkommen, Rory. Das Wohlergehen von Sydney und Ihrem Vater hat auch bei mir höchste Priorität. Um unschöne Szenen zu vermeiden, könnten wir zum Beispiel vorschlagen, dass Sydneys Mutter die Restsumme auf ein Ausbildungkonto für ihren Sohn einzahlt. Das wäre doch nicht zu viel verlangt, oder?«
»Das ist eine großartige Idee.« Rory nickte, dann wandte er sich seinem Vater zu und gestattete seinen bisher zaghaft zuckenden Mundwinkeln endlich, sich zu einem breiten Lächeln zu formen. »Na, dann, Dad. Ich glaube, wir haben was zu feiern ...«
»Unbedingt!« Edwin klatschte erfreut in die Hände. »Auf den Neuzugang im Trevelyan-Clan!«
»Wenn wir noch ein paar Stunden warten, können wir vielleicht zwei Neuzugänge feiern«, lachte Frank und strahlte Rory an. Er war auf einmal so erleichtert, dass er alle seine guten Nachrichten am liebsten laut in die Welt hinausgeschrien hätte.
»Ach? Wirklich? Es gibt noch mehr zu feiern? Was denn?« Edwin ließ sich von der Begeisterung seiner neuen Freunde anstecken.
»Rory?« Frank war kurzfristig verunsichert – war er einen Schritt zu weit gegangen?
Rory schüttelte verlegen den Kopf und lächelte verhalten.
»Also gut. Hier kann man ja sowieso nichts lange geheim halten. Solange Linda es trotzdem direkt von mir hört und nicht von dir, Monty oder sonst wem ...«
»Na, dann. Edwin. Julia.« Frank schlug einen feierlichen Ton an. »Ich freue mich, euch mitteilen zu können, dass Rory Linda heute Abend einen Heiratsantrag machen will.«
Linda ließ den kalt gewordenen Kaffee stehen, ließ das Grübeln sein und machte sich auf den Weg zum Cockleshell.
Auf ihrem vorläufig letzten Gang durch das schöne Quinn besorgte sie ein Geschenk für Rory. Nichts Kostspieliges, aber es kam von Herzen.
Monty hatte an dem Grillabend bei Diana ein wunderbares Foto von ihr und Rory gemacht. Darauf hatten sie die Arme umeinander geschlungen und sahen aus wie zwei Puzzleteile, die perfekt zueinander passten. In einem der Geschenkeläden in Quinn kaufte Linda einen Rahmen dazu. Auf die Rückseite des Fotos schrieb sie etwas, das trotz der Intensität ihrer Beziehung und ihrer Gefühle keiner von ihnen bisher gesagt hatte:
Ich liebe dich.
Sie wollte es ihm nicht geben, bevor sie abreiste.
Sie wollte es einfach auf ihr Kopfkissen legen, damit er es sofort fand, wenn er alleine aufwachte.
Als sie das Cockleshell erreichte, sah sie auf die Uhr. Bis acht waren es noch ein paar Stunden. Sie fragte sich, ob er wohl in ihr lesen konnte wie in einem offenen Buch – ob er wusste, dass sie abreisen würde und darum ein formvollendetes Abschiedsessen plante ... Sie war so in diese Gedanken vertieft, dass sie fast die Tür ins Gesicht bekam, die von einer aus dem Restaurant stürmenden, vor Wut schäumenden Gestalt aufgestoßen wurde. Linda machte einen Satz zurück und sah erstaunt, wie die Gestalt stehen blieb, sich umdrehte und der Tür mit ihrem ziemlich nach Designer aussehenden spitzen Schuh einen erzürnten Tritt versetzte.
Was war denn hier los?
Wer war das?
Und wer im Cockleshell hatte sie so aufgebracht, dass sie meinte, ein so schönes Paar
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