Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
angebotenen Stuhl nieder.
»Vielen Dank, dass Sie noch einmal hergekommen sind«, eröffnete Edwin das Gespräch. »Wirklich sehr nett von Ihnen, so schnell vorbeizuschauen. Also ...« Er stützte die Ellbogen auf und drückte wieder sämtliche Fingerspitzen aneinander. Dann sah er sie mit sehr festem Blick an. »Wir sind sämtliche Möglichkeiten durchgegangen und haben Ihre Bitte von heute Vormittag erörtert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir Ihnen entweder das hier geben können ...«, er schob ihr noch einmal den Scheck über zwanzigtausend Pfund zu, »... und Sie unterschreiben dafür das ...«, er schob den Sorgerechtsantrag hinterher, »... wie wir es ja bereits vereinbart hatten, und dann machen wir wie vereinbart mit dem Adoptionsgesuch weiter und Sie bekommen weitere dreißigtausend, wenn Sie die entsprechenden Papiere unterzeichnet haben ...« Er hielt kurz inne, als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, dann unterband er ihre Unterbrechung mit einem überdeutlichen »ODER ...«, woraufhin sie den Mund wieder schloss. »... wir geben Ihnen heute fünfzigtausend Pfund und weitere fünfzigtausend, wenn die Adoption durch ist, wie Sie es heute Vormittag vorgeschlagen haben ... Was natürlich heißen würde, dass dieser Scheck ...«, er zog den Scheck über zwanzigtausend Pfund zurück, »... seine Gültigkeit verliert und ich einen neuen ausstellen muss ... Ich gehe davon aus, dass Sie immer noch lieber die fünfzigtausend hätten. Dann hätte ich auch Gelegenheit, meinen kleinen Fauxpas von heute Vormittag zu korrigieren. Ich möchte nämlich selbstverständlich sicherstellen, dass der Scheck auch auf Ihren richtigen Namen ausgestellt wird ...« Er nahm seinen teuren Montblanc-Füller zur Hand, schraubte die Kappe ab und sah Consuela ziemlich keck an. »Welcher soll es denn Ihrer Meinung nach sein, Mrs Trevelyan? Ms Flores? Oder vielleicht Mrs Ernesto Delgado?«
Im sich anschließenden Schweigen zählte Rory bis zehn.
Dann schnappte sich Consuela den Füller aus Edwins Hand, unterschrieb den Antrag, nahm ihren Scheck und rauschte mit vor Wut funkelnden Augen hinaus.
– 29 –
Ungläubig sahen Rory, Frank und Julia Edwin an.
»Was ist denn da gerade passiert?« Franks Augen waren geweitet und spiegelten Unsicherheit und Hoffnung.
Edwin strahlte und wedelte triumphierend mit dem unterschriebenen Sorgerechtsantrag wie Fußballfans mit der Vereinsflagge, nachdem ihre Mannschaft das zum Sieg führende Tor geschossen hatte.
»Das ist passiert, dass sich Sydney jetzt rechtmäßig und offiziell bei Ihnen aufhalten darf.«
Die vier fielen einander in die Arme, klopften sich auf Rücken und Schulter, gratulierten sich. Doch als sich dieser Rugby-Klumpen wieder auflöste, waren zwei Mienen immer noch ungläubig.
»Wirklich klasse. Aber wie ...« Rory runzelte die Stirn. »Warum ...?« Er sah zur offenen Bürotür hinaus, als am Fuß der Treppe die Tür zum Privatbereich zufiel. »Warum hat sie ohne ein weiteres Wort unterschrieben? Und wer zum Teufel ist Mrs Ernesto Delgado?«
Edwin gluckste.
»Na ja ... Wie ihr wisst, habe ich meine Fühler ein bisschen ausgestreckt. Und dann habe ich eigentlich nur auf Rückmeldung von einem meiner Kontakte in Spanien gewartet, der eine ziemlich dünne Spur verfolgte. Die Rückmeldung kam vor ungefähr einer halben Stunde. Also, wie soll ich sagen? Wie es aussieht, hat Ihre Frau, Frank, letzten Monat geheiratet ... Und zwar einen sehr reichen, nicht unbedingt vollkommen unbescholtenen Geschäftsmann. Einen eher undurchsichtigen Charakter, dem in Barcelona eine ganze Reihe von Bars gehört, und der – wie Sie wohl bereits erraten haben – Ernesto Delgado heißt ...«
»Sie hat geheiratet?«, rief Frank. »Wie hat sie das denn bitte angestellt? Wir sind ja noch nicht einmal geschieden!«
»Eben. Und davon weiß ihr neuer ... äh ... Ehemann natürlich nichts. Genauso wenig wie von ihrem siebenjährigen Sohn. Und wie meine äußerst verlässliche Quelle mir versichtert, liegt es absolut nicht in Ms Trevelyan Flores Delgados Interesse, dass Señor Delgado – ein stolzer und unnachgiebiger Mann – von diesen beiden Geheimnissen erfährt.«
»Sie machen Witze?«
»Ganz und gar nicht, mein Freund. Soweit ich das verstanden habe, ist Señor Delgado nicht der Typ Mann, demgegenüber man ein Nein äußert – nicht einmal vor Gott und dem Priester.«
»Steckt sie in Schwierigkeiten?«, wollte Frank sofort wissen.
Erstaunt schüttelte Edwin den
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