Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
hatte.
Von der Frau, die sich bei Consuelas wütendem Abgang in eine Nische gedrückt hatte und dann, als sie Franks frohe Botschaft vernahm, ihrem Beispiel gefolgt war. Nur, dass sie sich für die in den Hinterhof führende Seitentür entschied und die Schuhe, mit denen sie die Tür malträtierte, etwa das Zehnfache von Consuelas Schuhen gekostet hatten. Als sie sich abreagiert hatte, vernahm sie die Stimmen der beiden Frauen, bewegte sich zentimeterweise Richtung Straße und hörte nun auch noch dieses Gespräch mit an.
Eine halbe Stunde später, zurück im Hotel, sah Consuela, ehemals Trevelyan, vorübergehend Flores und schon bald wieder Delgado, diese Frau zum ersten Mal.
Annabelle Alexa Macey.
Natürlich kannten sie sich von früher, als Frank noch mit Consuela und Rory mit Annabelle zusammen war. Rory war mit ihr kurz nach ihrer Rückkehr aus den USA nach Ibiza geflogen. Es war ein ernst gemeinter Versöhnungsversuch gewesen. Er wollte herausfinden, ob es die Annabelle, wie er sie von früher kannte, noch gab. Ob sich hinter der Fassade, die immer noch so aussah wie damals, noch etwas von dem Menschen verbarg, in den er sich mal verliebt hatte.
Die Zeit auf Ibiza war nicht nur für Rory und Annabelle anstrengend gewesen. Consuela und Annabelle waren sich nämlich viel zu ähnlich, als dass sie Freundinnen hätten werden können: Da traf eine schöne, manipulative Frau auf eine andere. Sofort traten sie in einen unausgesprochenen Konkurrenzkampf, den sie hinter künstlichem Lächeln und geflöteten Höflichkeitsfloskeln versteckten.
Und jetzt saßen sie beide, nur wenige Tische zwischen sich, in der topschicken Lounge des Quinn Castle und schlürften mit finsteren Mienen fettarmen Latte macchiato (Annabelle hoffte, damit dem drohenden Kater nach dem feuchtfröhlichen Mittagessen entgegenwirken zu können).
Nachdenklich betrachteten sie einander.
Wie zwei streunende Katzen, umeinander herumschleichend, sich beobachtend, die Krallen vorübergehend eingezogen, aber jederzeit zum Sprung bereit.
Über den Rand ihrer Kaffeetassen behielten sie einander im Blick.
Doch dann überlegte Annabelle es sich anders. Schon vorhin, als sie Consuela im Büro des Cockleshell gesehen hatte, war ihr dieser Gedanke gekommen, und jetzt setzte sie ihn um: Sie begrub das alte Konkurrenzbeil und lächelte ihre hoffentlich ehemalige Rivalin so freundlich und offen an, wie sie nur konnte.
Fünf Minuten später saßen sie gemeinsam an einem Tisch und ließen sich bei einer Flasche gekühlten Sancerres über »diese Trevelyan-Scheißkerle« aus. Consuela räsonierte, ob ein Pakt mit ihrer ehemaligen Feindin ihr wohl irgendwie nützlich sein könnte.
Annabelle, die Consuela in Sachen Wiedersehensüberraschung ein wenig voraus war, hatte bereits entschieden, dass ein solcher Pakt ihr definitiv nützlich sein könnte. Und so lehnte sie sich, nachdem sie einander mehr oder weniger ausführlich erklärt hatten, wieso sie gerade in Quinn waren, zurück und ließ die Spanierin reden, so viel sie wollte. Was ein für Annabelle völlig untypisches Verhalten war. Genauso wie das mitfühlende Lächeln, das sie aufsetzte und mit dem sie der immer noch vor Wut kochenden Consuela all jene Details entlockte, die ihr selbst zur Vervollständigung der Geschichte noch fehlten. Dass sie Ohrenzeugin des Gesprächs im Büro des Cockleshell gewesen war, behielt sie allerdings hübsch für sich.
»Der Junge ist bei Frank besser aufgehoben. Frank kann ihm ein viel stabileres Leben bieten. Ich bin einfach nicht der Muttertyp. Und für die Scheidung steht mir ja wohl eine anständige Abfindung zu ... Wenn ich jetzt gezwungen bin, den Jungen als Druckmittel einzusetzen, um das zu bekommen, was mir rechtmäßig zusteht, ist das ja wohl nicht meine Schuld, oder? Frank könnte schließlich mit offenen und fairen Karten spielen.« Kaum hatte sie ihre Hetzrede beendet, suchte sie mit ihren schwarzen Katzenaugen in Annabelles Miene nach Anzeichen der Missbilligung.
Doch ob die Enthüllung dieser Geldforderung im Austausch gegen ein Kind Annabelle schockierte, war nicht auszumachen. Schließlich war sie nicht umsonst eine der am schnellsten aufsteigenden und höchstgelobten Schauspielerinnen Hollywoods.
Ihre Miene spiegelte nichts als Mitgefühl und Verständnis.
»Ja, das ist wirklich unfair, dass sie dich zu solchen Maßnahmen zwingen. Ich finde, das hört sich ganz so an, als würden sie die Situation mit deinem Sohn nur ausnutzen, um dich zu
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