Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
wollte ihr gerade auf die Schulter tippen und sagen, dass sie womöglich recht hatte, als es im Restaurant plötzlich still wurde.
Durch die Glastüren sahen sie, dass der DJ Pause machte und Freddie das Mikrofon an sich genommen hatte. Rory zog die Tür gleich neben dem Lautsprecher auf, damit sie ihn hören konnten.
»Vielen Dank, dass Sie heute Abend alle gekommen sind, um uns Starthilfe zu leisten bei der vierten Staffel von England sucht den Superkoch .«
Er hielt kurz inne, um sich in den Jubelrufen zu sonnen.
»Ich freue mich sehr, Ihnen versprechen zu können, dass wir dieses Jahr die wohl interessantesten Kandidaten seit Bestehen dieser wunderbaren Show präsentieren werden.«
Weitere Jubelrufe.
»Und jetzt setze ich noch einen obendrauf. Sie alle wissen sicher, dass es bei England sucht den Superkoch immer neun Kandidaten gibt. Und Sie stimmen mir sicher zu, wenn ich sage, dass wir einige wirklich interessante Köpfe hier unter uns haben, aber wenn Sie mal durchzählen, werden Sie feststellen, dass es bisher nur acht sind ...«
Jetzt war es ganz still, und auch Freddie schwieg einen Moment länger als nötig, um die Spannung zu steigern.
Er wartete, bis er die ungeteilte Aufmerksamkeit sämtlicher Gäste hatte – selbst die seines glatzköpfigen Oberbosses. Der hatte die eintretende Stille nämlich zunächst gar nicht bemerkt, weil er vollauf damit beschäftigt war, Wonderbra, die er an seinen Tisch zu locken vermocht hatte, nun auch noch in sein Bett zu ködern.
»Wir haben uns schon geraume Zeit bemüht, eine ganz bestimmte Persönlichkeit für unsere Show zu gewinnen, doch unser Flehen ist lange Zeit nicht erhört worden. Vor zwei Wochen allerdings erhielt ich einen Anruf ...«
Während er redete, entrollte sich von der Zimmerdecke eine Leinwand.
»Wo kommt die denn auf einmal her?« Besorgt sah Rory zur frisch gestrichenen Decke, die jetzt Schrauben und Beschläge zierten.
»... und ich erfuhr, man habe sich nun endlich doch entschlossen, Teil der ESDS-Familie zu werden.«
Offensichtlich hatte Freddie diese Ansprache gründlich einstudiert. Dennoch platzte er selbst fast vor Aufregung. Das hier war sein Triumph, sein Coup, und es waren wohl vielmehr seine Gebärden als seine Worte, die die Gästeschar in Atem hielt. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten, kurz bevor es das größte Geschenk von allen auspackt.
Dann sprach er weiter.
»Leider kann sie heute Abend noch nicht dabei sein. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen wird sie erst nächstes Wochenende zu uns stoßen. Aber ich glaube, wenn Sie erst sehen, um wen es geht, warten Sie gerne noch ein paar Tage. Bis dahin werden wir uns mit einer Videobotschaft begnügen ...«
Freddie deutete zur Leinwand, auf der ein Countdown zu sehen war. Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins.
»Meine Damen und Herren«, verkündete Freddie in seiner dramatischsten Stimme. »Hier kommt die neunte Kandidatin für England sucht den Superkoch 2013!«
– 14 –
Gegen zwei Uhr morgens neigte sich die Hochzeitsfeier ihrem Ende zu. Linda und Inez waren in Pips ehemaligem Zimmer im Haupthaus von Arandore untergebracht, wo sie ziemlich beschwipst nebeneinander im breiten Bett lagen und aufgeregt kicherten.
»Du hast ihm doch was ins Glas getan, oder?«, lachte Inez.
»Wie bitte? Wie kommst du denn darauf?«
»Na, wie hast du ihn denn sonst so einfach davon überzeugen können, dich noch hierbleiben zu lassen?«
Linda zuckte die Achseln.
»Keine Ahnung.«
»Er war ein bisschen betrunken.«
»Du weißt genau, dass Papá so gut wie nie betrunken ist ... Der ist doch immun gegen Alkohol. Wenn, dann war er eher irgendwie berauscht von allem, was heute so passiert ist.«
»Ja, das war ja auch wirklich toll ...« Inez rollte sich auf den Rücken und bekam einen ganz glasigen Blick. »Ach, wenn ich doch auch nur endlich heiraten würde!«
»Aber es gibt doch noch so viele andere Sachen, die man erleben kann. Interessiert dich das gar nicht? Willst du keine Abenteuer erleben?«
»Die Liebe ist ein Abenteuer.«
»Aber eins, mit dem du dich fest bindest.«
»Mal sehen, wer wen festbindet, wenn ich Javier erst zwischen die Finger kriege.« Inez grinste verschlagen. »Ich verstehe einfach nicht, wie du ihm die ganze Zeit hast widerstehen können. Wie kann ein Freigeist wie du bloß so konservativ sein, wenn es um Sex geht?«
Da musste Linda laut lachen.
»Ach, Inez ... Das hatte doch nichts mit konservativ oder nicht zu tun. Ich war einfach nicht
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