Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
hinterher.
»Gottseisgetrommeltundgepfiffen«, murmelte Monty vor sich hin.
Eine halbe Ewigkeit später stand sie wieder in der Tür.
Rory entwich ein erleichterter Stoßseufzer, er ging auf sie zu und führte sie hinaus in den Hof, weg von den neugierigen Blicken der anderen.
»Ich wollte sagen ... also, ich wollte fragen ... Machst du hier Urlaub?«
»Jein«, antwortete sie zögernd. »Halbwegs. Vielleicht ...«
»Halbwegs? Vielleicht?«
»So ’ne Art Arbeitsurlaub oder so.« Sie zuckte die Achseln.
»Und hast du schon Arbeit oder suchst du noch welche?«
»Sowohl als auch.«
»Das heißt, du hast schon Arbeit, hättest aber gerne noch mehr?«
»Ja, so ungefähr. Ich habe Arbeit, für die ich nicht bezahlt werde, und hätte gerne auch noch einen bezahlten Job ...«
»Na, wunderbar ... wunderbar ... Ich suche nämlich jemanden ... also, für einen Job.«
»Und da hast du an mich gedacht?«
»Du kennst dich mit Wein aus?«
Sie nickte, schüttelte den Kopf, nickte wieder.
»So einigermaßen.«
»Und du sprichst Spanisch. Wir haben öfter mal Gäste aus Spanien im Restaurant. Dein Englisch ist übrigens ganz hervorragend.«
»Danke. Ich habe Sprachen studiert.«
»Spra chen ? Plural?«
Wieder nickte sie und lächelte bescheiden.
»Was sprichst du denn noch?«
»Französisch, Deutsch und Italienisch.«
»Wow.« Er spürte, wie ihr Lächeln seine Laune deutlich anhob, und erwiderte es. »Ich bin beeindruckt.«
»Danke.«
»Also, wie sieht’s aus? Würdest du ...?«
»Würde ich?«
»Für mich arbeiten wollen?«
»Einfach so?«
»Ja.«
»Willst du mir nicht erst noch ein paar mehr Fragen stellen?«
Er hätte ihr tausend Fragen stellen mögen, aber jetzt wusste er ja, dass sie wiederkommen würde, und hatte Zeit.
»Erst mal nur eine: Wann kannst du anfangen?«
Linda spazierte ähnlich benommen wie am Tag zuvor zurück nach Arandore. Dieses Mal fand sie aber den Fußweg und musste nicht wieder die riskante Route über das Gleis nehmen. Schließlich wollte sie nur ungern als Frikassee enden.
Pip war in der Tierarztpraxis in Bristol. Beau und Tante Susan kümmerten sich im Treibhaustunnel um die jungen Rebstöcke, die in den nächsten Wochen ausgepflanzt werden sollten, und staunten nicht schlecht, als Linda plötzlich vor ihnen stand.
»Ich dachte, du wolltest mit der Fähre nach Mevagissey?« Beau klopfte sich die Erde von den Händen.
Jetzt war es Linda, die staunte.
Das hatte sie ja vollkommen vergessen. Dabei hatte sie sich doch so darauf gefreut, in See zu stechen und in einer nicht allzu fernen Stadt wieder an Land zu gehen ... Wie hatte sie das nur vergessen können? Na ja, wenn sie ehrlich war, wusste sie natürlich ganz genau, wie das passieren konnte ...
Linda gab ja gerne zu, dass sie hin und wieder ein bisschen naiv war. Aber sie hätte schon regelrecht blöd sein müssen, um es nicht zu bemerken.
Dass er sie mochte. Und zwar sehr.
Ihre eigene Reaktion auf sein offenkundiges Interesse hatte sie auch ziemlich überrascht.
Ihr Herz hatte in seiner Nähe nämlich etwas schneller geschlagen. Ein wohliger Schauer hatte sie durchlaufen, als seine Hand zufällig ihren nackten Arm streifte. Sie hatte gierig seinen Duft eingesogen. Und vergessen, ihm seinen Pullover zurückzugeben. Absichtlich.
Linda gestand sich endlich ein, dass sie sich von Rory Trevelyan genauso angezogen fühlte wie er sich von ihr.
Nur passte ihr das wirklich überhaupt nicht in den Kram.
Sie hätte einfach ihre Jacke nehmen und gehen sollen. Ohne auf sein Rufen zu reagieren.
Aber ihre Füße hatten gemacht, was sie wollten. Hatten sich beim Klang seiner Stimme auf dem Absatz umgedreht, und obwohl der Kopf ihr sagte »Tu’s nicht, Linda«, solidarisierte sich ihr Herz mit den Füßen und auch der Rest ihres Körpers folgte ihnen willig. Da hatte ihr Kopf einfach keine Chance gehabt. Aber wenn sie das jetzt laut ausspräche, würde es auf einmal wahr. Und sie wollte es doch nicht wahrhaben.
Statt den beiden also den wahren Grund für ihre frühe Rückkehr zu verraten, platzte sie heraus mit:
»Ich habe einen Job gefunden.«
Erfreut sah Beau sie an.
»Hey, das ist ja toll. Aber du klingst selbst etwas überrascht?«
»Ja, bin ich auch. Ein bisschen. Glaube ich. Der Job ... also ... wie sagt man? Der fiel mir sozusagen vor die Füße ...«
Tante Susan nickte.
»Ja, so kann man das sagen. Und wie? Um was geht’s?«
»Weiß ich nicht.«
»Du weißt es nicht?« Beau prustete vor Lachen. »Jetzt
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