Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
dass alles in Ordnung ist, dass ich noch hier bin und dass er sich keine Sorgen machen soll. Aber er wird sich sicher fragen, warum ich an meinem zweiten Tag hier die ganze Nacht arbeiten musste ... Und das würde ich ihm lieber persönlich erklären.«
»Ich komme mit.«
Erstaunt sah sie ihn an.
»Im Ernst?«
»Ja. Ich würde sie gerne kennenlernen. Deine Familie.«
»Dafür müsstest du eigentlich nach Spanien fahren.«
»Vielleicht mache ich das ja eines Tages ...«
»Nur vielleicht?« Sie foppte ihn ein wenig, aber sah ihn dennoch ernst an.
»Also, ich müsste schon eingeladen werden.«
»Wirklich? Nur dann? Das überrascht mich ... Ich hätte gedacht, dass du die Gelegenheit einfach beim Schopf packen würdest, ganz ohne Einladung.«
»Ich bin nicht immer so ungestüm, wenn ich etwas erreichen will.«
»Und warum bist du es dann jetzt?«
»Weil ich noch nie in meinem Leben etwas so dringend haben wollte«, antwortete er leise, und dieses Mal ließ sie es zu, dass er sie wieder an sich zog, und blieb, wo sie war.
Monty und Julia versteckten sich im Personalraum. In ihren Händen je eine Gabel und auf dem kleinen Tisch zwischen ihnen ein Himbeer-Käsekuchen mit weißer Schokolade.
Pimpf hatte ihren Unterschlupf verlassen, thronte auf Montys Schoß und leckte ihm Sahne von den Fingern.
»Du weißt, dass das Gesundheitsamt das hier überhaupt nicht gutheißen würde, Monty ... Und Rory würde ausflippen, wenn er wüsste, dass du ein Tier mit in seine Küche bringst«, schalt Julia ihn.
»Na, dann wollen wir mal hoffen, dass er es nicht erfährt.« Monty grinste sie entwaffnend an.
Sie wirkte nicht gerade überzeugt. Bis Pimpf gähnte, sich streckte, von Montys Schoß sprang, mit ihren winzigen rosa Pfoten über den Tisch spazierte, um sich auf Julias Schoß niederzulassen, sie aus ihren großen blauen Augen anzusehen und unschuldig anzublinzeln.
»Also, wenn du mir versprechen würdest, dass du sie nie wieder in die Nähe der Nahrungsmittel bringst ... außer natürlich der, die sie essen soll ... Die ist ja noch so klein, Monty ... So ein armes kleines Waisenkätzchen ...« Julia strich einmal kräftig mit dem Finger über den Käsekuchen und hielt ihn dann dem Kätzchen hin, das sogleich selig zu schlecken begann. »Hier, Pimpfilein, kriegst auch was von meiner Portion ... Du hast es viel nötiger als ich.«
– 22 –
Frank und Sydney machten ihren üblichen Morgenspaziergang die Hänge hinauf, ein Stück zur Stadt hinaus und dann die Promenade entlang, die in die nächste Bucht führte.
Sydney hatte darauf bestanden, dass Linda sie begleitete, und hielt nun die junge Frau an der linken und seinen Stiefvater an der rechten Hand und schwang fröhlich mit den Armen.
Es war erst Lindas vierter Tag im Cockleshell, aber für sie fühlte es sich so an, als sei sie schon seit vier Jahren dort.
Rory wusste gar nicht mehr, wie sein Leben früher gewesen war, er konnte es sich ohne Linda überhaupt nicht mehr vorstellen.
Und Linda, Miss Rastlos und Unabhängig, die Frau, die in achtzig Tagen um die Welt reisen wollte, hatte Quinn, das Cockleshell und Rorys Bett kaum verlassen. Die einzigen neuen Gefilde, die sie derzeit erforschte, waren die erogenen Zonen von Rory Trevelyan.
Auch Sydney war restlos begeistert von Linda.
Es gefiel ihm ganz offensichtlich, dass sie Spanisch mit ihm sprach, obwohl ihn das immer noch nicht dazu veranlasste, seinerseits viel zu sagen. Wie ein Schoßhund folgte er ihr auf Schritt und Tritt auf ihrem Weg vom Cockleshell zum Trevail und zurück – dicht gefolgt von Rory, wie alle anderen scherzten.
Aber ihr Spott war liebevoll, denn Tatsache war, dass nicht nur Rory und Sydney irgendwie verliebt in Linda waren.
Alle anderen waren auch vernarrt in sie.
Sie brachte frischen Wind in die beiden Restaurants, beruhigte aufgebrachte ESDS-Kandidaten, riss Witze mit der Filmcrew, lachte mit dem Personal im Cockleshell und erledigte ganz nebenbei alle ihr übertragenen Aufgaben mit einer Effizienz, die sich mit der von Julia messen konnte.
Freddie hatte sich bereits laut gefragt, ob Rory ihn wohl »umbringen würde, wenn ich sie für mein Team abwerben würde«, und Julia hatte ihn darüber aufgeklärt, dass Rory gerade in der Küche sein Fleischerbeil schleifte und Freddie besser aufpassen sollte, was er sagte.
Frank, Monty und Julia fanden Linda klasse, aber vor allem fanden sie klasse, was sie mit Rory angestellt hatte.
Sie hatten ihn noch nie so viel lächeln sehen. Und
Weitere Kostenlose Bücher