Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
verschwinden und etwas zu essen, was ich nicht essen dürfte, wenn er in der Nähe wäre. Aber da er ja anderweitig beschäftigt ist ...«
Nachdenklich sah Julia ihn an, dann zog sie in Vorbereitung auf die frischen Temperaturen die zuvor hochgeschobenen Ärmel ihrer Strickjacke herunter und sagte: »Ich komme mit.«
»Im Ernst?« Monty war entzückt.
»Klar, wir haben doch allen Grund zu feiern, oder? Und jetzt, wo dein Bauch genauso dick ist wie meiner, macht es mir auch nicht mehr so viel aus, neben dir zu stehen, während du den ganzen ungesunden Kram isst, den du so gerne magst.«
Monty warf einen Blick auf die schlanke Julia, bevor er an sich heruntersah, und musste ein Lächeln unterdrücken, als ihm klar wurde, was sie meinte. Als sein Bauch sich plötzlich bewegte und ziemlich deutlich miaute, sah er verlegen zu ihr auf.
»Ich glaube, ich muss dir dann doch auch noch was gestehen, Julia ...«
Linda war schon früh aufgewacht.
Sie blieb liegen und beobachtete, wie die ersten Sonnenstrahlen durch den Schlitz zwischen den Vorhängen auf seine Zehen fielen und dann über seinen Körper bis zu seinem Gesicht wanderten.
Was zum Himmel machte sie hier?
Was war bloß in sie gefahren?
Diese beiden Fragen jagten einander im Kreis.
Obwohl es auch gar keine richtigen Fragen waren. Sie wusste nämlich die Antwort auf beide.
Sie legte sich anders zurecht, schmiegte die Wange gegen seine Haut und schloss völlig benommen von ihm die Augen.
Als sie wieder aufwachte, beobachtete er sie genauso, wie sie ihn vorhin beobachtet hatte.
Sog sie in sich auf, als sei sie köstlicher Nektar.
Er lächelte.
Sie erwiderte sein Lächeln.
Beide hätten am liebsten vor lauter Freude laut gelacht.
Er wollte fragen, ob sie es auch spürte, aber er wusste es ja bereits.
»Wie lange kennen wir uns schon?«, flüsterte Linda und errötete ein wenig.
»Unser ganzes Leben?«, entgegnete er und sprach damit aus, was sie dachte.
»Das ist völlig verrückt«, flüsterte Linda.
»Aber schön verrückt.« Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
»Das bin ich eigentlich gar nicht.« Am liebsten hätte sie seine Hand geschnappt und fest an ihre Wange gedrückt.
Es hatte nicht am Wein gelegen, die Entscheidung, über Nacht zu bleiben, hatte sie völlig nüchtern getroffen. Sie hatte sich das gut überlegt. Also, so gut, wie man sich eine Entscheidung überlegen konnte, die ohnehin schon gefallen war.
»Oh mein Gott!« Er tat schockiert. »Wenn du das nicht bist, mit wem liege ich denn dann im Bett?«
»Du weißt genau, was ich meine«, lachte sie.
»Würde es dich beruhigen, wenn ich dir sage, dass ich sonst auch nicht so bin? Ich glaube, das kommt daher, dass du bald schon wieder weg sein wirst. Ich habe das Gefühl, dass alles ganz schnell gehen muss.«
»Also soll ich lieber etwas länger bleiben?«
»Och, vielleicht gefällt mir diese Überschallgeschwindigkeit ja ...«, murmelte er und schlang die Arme um sie.
»Das heißt, du möchtest nicht, dass ich bleibe?« Sie entzog sich ihm ein wenig.
Ihre Enttäuschung überraschte sie beide, schließlich waren ihre Reisepläne ihr Ein und Alles gewesen.
Jedenfalls bis gestern.
Das hatte sie ihm so deutlich gemacht, und er hatte das akzeptiert und sie darin unterstützt; etwas, dass sie sich so leidenschaftlich wünschte, sollte sie unbedingt auch durchziehen.
Aber ob es nun Amor oder die berühmte Chemie gewesen war – sie fühlte sich, als habe ein Kricketschläger mit der Aufschrift »Rory Trevelyan« sie mehrfach getroffen. Und jetzt schwirrte sein Name genauso unauslöschlich in ihrem Kopf und ihrem Herzen herum wie die Fußstapfen auf der Landkarte.
»Natürlich möchte ich, dass du bleibst. Aber gleichzeitig möchte ich, dass du gehst. Wenn du wegen mir deine Träume aufgibst, haben wir keine gemeinsame Zukunft.«
»Und du wünschst dir eine gemeinsame Zukunft?«
»Meinst du die Frage wirklich ernst?«
Er zog sie an sich heran und küsste sie genauso langsam und zart wie am Vorabend und seither noch so viele weitere Male. Trotzdem bekam sie immer noch weiche Knie wie beim ersten Kuss.
Sie genoss eine Weile, dann entwand sie sich ihm wieder.
»Ich geh dann jetzt mal besser.«
Enttäuschung flackerte in seinem Blick auf, und sein Arm schloss sich fest um ihre Taille.
»Ich muss meinem Bruder erklären, warum ich letzte Nacht nicht nach Hause gekommen bin.«
»Ich dachte, du hast ihm eine SMS geschickt?«
»Hab ich auch, aber ich hab nur geschrieben,
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