Bitte Zweimal Wolke 7
paar Taucherbrillen heraus. Gespannt rücken alle ein bisschen näher.
»Wir werden mit der sogenannten ABC-Ausrüstung anfangen zu üben, also Brille, Schnorchel und Flossen.«
»Wie, und was ist mit den Sauerstoffflaschen?« Der Typ neben mir mault. Markus weist ihn sofort zurecht. »Erst mal müsst ihr die ABC-Ausrüstung sicher beherrschen. Flossenschwimmen, durch den Schnorchel atmen, das ist kein Kinderspiel.«
Stefan wirft mir eine Taucherbrille zu. »Setz die mal auf, die dürfte dir passen.«
Ach du Schreck. Auch das noch. Alle starren mich an. Ich nestele etwas hilflos an den breiten Gummibändern herum, während Stefan weitere Taucherbrillen verteilt. Dann ziehe ich mir das Ding über das Gesicht. Sofort fange ich mit Schnappatmung an, schließlich sitzt die Brille auch über meiner Nase.
»Lass mal sehen.« Stefan kniet sich vor mich und rüttelt an der Brille. Ich glotze ihn durch das Glas an. So nah war er mir noch nie. Stefan zieht die Brille ein Stück von mir weg. Dann nähert sich seine Hand meinem Gesicht. Ich halte den Atem an. Behutsam streicht er eine Locke auf meiner Stirn zur Seite. ZOSCH! Ich stehe in Flammen. Dann drückt er die Brille wieder fest auf mein Gesicht und wendet sich an die anderen. »Ihr müsst aufpassen, dass ihr eure Haare gut aus der Stirn streicht. Da darf kein Haar von der Brille eingequetscht werden, sonst ist sie nicht dicht und läuft euch sofort unter Wasser voll.« Stefan geht reihum und kontrolliert bei allen, ob die Brille richtig sitzt. Und Markus kontrolliert, ob Stefan alles richtig macht.
»Sehr schön. Und jetzt«, er nähert sich wieder mir, was meinen Puls sofort um die doppelte Frequenz erhöht, »kommen wir zum romantischen Teil des Tauchens.« Behutsam nimmt er mir meine Taucherbrille wieder vom Gesicht, grinst mich an und – spuckt hinein. Also in die Brille, nicht in mein Gesicht natürlich. Trotzdem hätte das vermutlich keinen Unterschied gemacht, so geschockt bin ich. Er verreibt die Spucke in dem Glas, dreht die Brille um und hält sie mir hin. »Jetzt du einmal, bitte.«
Ich starre ihn an.
»Hier draufspucken und verreiben. Der Spuckefilm verhindert später, dass euch die Brille unter Wasser beschlägt.« Ich bin hin und weg. Hat man je Romantischeres gehört? Der Held spuckt seiner Liebsten vor dem nächsten Tauchgang indie Taucherbrille. Nur Sex kann schöner sein! Fassungslos schaue ich mich um.
Alle spucken und reiben, was das Zeug hält. Vereinzelt höre ich ein »Igitt, ist das eklig«, was die Baseballkappe mit einem trockenen »Vor dem Essen, nach dem Essen – Zähneputzen nicht vergessen!« kommentiert.
Endlich haben alle ihre Taucherbrillen vollkommen haarfrei und schön eingespuckt auf dem Gesicht sitzen.
Stefan geht in der Zwischenzeit zum nächsten Thema über. Wir müssen die Brillen wieder ablegen und bekommen jeder ein Paar Flossen zugeteilt. Dazu müssen wir ihm unsere Schuhgrößen nennen. Zum ersten Mal begreife ich, warum manche Frauen so sehr auf Schuhe abfahren. Die Schuhgröße bleibt immer gleich, selbst wenn man zwei Kleidergrößen zulegt. Ich quetsche meine Füße in die ungewohnten Gummidinger. Kim watschelt kichernd neben mir über den Rasen und singt: »Pitsch-patsch-Pinguin …«
Jemand ruft: »Können wir jetzt endlich mal ins Wasser?«
Ich drehe mich um. Die Stimme kenne ich. Bobby, unser Bobby vom Strandfest!
»Hast du überhaupt schon dein Seepferdchen?«, kontert Kim sofort.
Alle lachen. Stefan hat inzwischen auch Flossen angezogen und steht auf.
Mister Tauchlehrer Markus Kappe stellt sich in Positur. »Wir werden hier natürlich auch einiges an Theorie lernen müssen.«
Dann zeigt er uns das unter Tauchern so wichtige Okay-Zeichen, einen Kreis aus Zeigefinger und Daumen, danach noch die Unterwasserhandzeichen für Abtauchen, Auftauchen, Auf-gleicher-Höhe-bleiben, das Zeichen für Übelkeit und für Ich-habe-keine-Luft-mehr.
Mir ist völlig schleierhaft, wie ich mir diesen ganzen Kram merken soll.
Wir üben noch eine Weile, dann beendet Markus unser Gefuchtel. »Und jetzt kommen wir zur allerwichtigsten Regel überhaupt. Wer kennt sie?«
»Nicht absaufen!« Brüllendes Gelächter, während die Kappe mir einen finsteren Blick zuwirft. Karo, Karo, kannst du nicht
einmal
deine Klappe halten?
»Die wichtigste Tauchregel lautet: Tauche nie allein! Deshalb sucht sich jetzt bitte jeder einen Partner.«
Ich will zu Kim rüberwatscheln, als die sich plötzlich bückt, sich die Flossen von den
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