Bitte Zweimal Wolke 7
Oberkörper. Wie oft habe ich davon geträumt, meinen Kopf auf diese Brust zu legen.
»Mund zu, es zieht«, flüstert Kim und knufft mich in die Seite. Tatsächlich habe ich für einen kurzen Moment das Atmen vergessen und schnappe nach Luft.
»So, Leute, bevor wir anfangen, müssen wir uns ordentlich aufwärmen. Zehn Runden um das Becken bitte, hopp-hopp!« Stefan übernimmt sofort das Kommando und Mister Kappe nickt zustimmend.
Einige der Jungs springen auf und laufen los.
»Laufen?« Ich starre Stefan an. »Wir sollen zehn Runden um das Becken laufen? Ich dachte, das ist ein Tauchkurs?«
»Zehn Runden«, entgegnet der Mann meiner schlaflosen Nächte ungerührt. »Zum Warmwerden.«
»Na los, komm schon.« Kim zieht an meinem Arm. »Bringen wir es hinter uns.«
»Von wegen«, Stefan lacht, »das ist erst der Anfang.«
»Sklaventreiber«, zischt Kim ihm zu und trabt los.
Wenn ich meine Runden nicht gleich vor allen Augen allein drehen will, muss ich mich jetzt in Bewegung setzen. Ich lassemein Handtuch fallen, zerre noch schnell mein T-Shirt aus meiner Badetasche und ziehe es mir beim Laufen über den Kopf. Zum Glück lassen es alle recht gemächlich angehen, so richtig wach ist wohl noch keiner.
»Bist du sicher, dass wir im richtigen Kurs sind?«, japse ich neben Kim. »Ich wollte tauchen lernen und nicht für den Hamburg-Marathon trainieren.«
Zu meiner Erleichterung hört sich auch Kims Atem nach zwei Runden nicht mehr ganz so regelmäßig an. Ich würde am liebsten einfach stehen bleiben. Ich habe meine Tage, ich fühle mich fett und träge und ich bin müde. Nach fünf Runden fange ich an zu schwitzen. War es nicht eben noch angenehm kühl und frisch?
»Na hopp, Mädels, wir wollen doch auch noch ins Wasser heute.« Mister Baseballkappe hat gut reden. Der steht gemütlich am Beckenrand und sonnt sich.
Ein Blick über die Schulter zeigt mir, dass Stefan genau hinter uns ist. Na super.
Sofort ziehe ich das Tempo wieder ein wenig an. Ich wünschte, der würde woanders laufen. Von hinten biete ich in Badeanzug und Schlabber-Shirt sicher nicht den besten Anblick, schon gar nicht, wenn ich dabei über den Rasen stampfe wie eine schwangere Elefantenkuh. Warum ist die Realität immer so schrecklich weit entfernt von meinen Träumen?
So oft habe ich den Tauchkurs in Gedanken durchgespielt. Ich stand immer im hüfthohen warmen Wasser, das sanftum meine Taille schwappte, während Stefan mich zärtlich an seine braun gebrannte Brust zog.
Nach zehn Runden lasse ich mich keuchend aufs Handtuch fallen. Aber ich hätte es besser wissen müssen.
»Nicht ausruhen. Jetzt, wo ihr schön warm seid, machen wir ein paar Dehnübungen.« Ob Stefan nur im Entferntesten ahnt, was sein muskulöser Körper, den er gerade direkt vor meiner Nasenspitze reckt und streckt, in mir auslöst? Das ist pure Folter. Verbissen versuche ich, seine Übungen nachzumachen. Kim ist total konzentriert bei der Sache. Aber sie muss ja auch nicht gleichzeitig gut aussehen und mit einer Hormonexplosion irgendwo in der Bauchmitte fertigwerden.
»Ehrlich gesagt, habe ich mir das alles stressfreier vorgestellt«, flüstere ich Kim zu.
»So, Leute.« Stefan beendet seine Dehnübungen und nickt Markus zu. Der setzt sich zum ersten Mal an diesem Morgen in Bewegung und holt die Sporttaschen.
Er stellt sie vor Stefan ab und lässt den Blick über unsere Köpfe gleiten. »Dieses Aufwärmprogramm macht ihr jetzt bitte selbstständig vor jedem Tauchkurs. Es wäre schön, wenn ihr dafür ein paar Minuten früher kommen könntet, damit wir später noch genug Zeit für das Tauchen haben. Ach ja, eins noch: Das hier ist kein reiner Vergnügungskurs. Wir lernen tauchen, um im Namen der
Green Fighters
in Zukunft an allen möglichen Umweltaktionen im Wasser teilnehmen zu können. Es geht nicht darum, irgendwo im blauen Wasser zu schnorcheln und bunte Fische zu beobachten, sondernes kann sein, dass wir mal einen See entrümpeln oder sogar Greenpeace bei der einen oder anderen Aktion im offenen Meer unterstützen. Diese Aktionen können gefährlich werden und körperlich anstrengend sein. Deshalb steht körperliche Fitness in diesem Kurs ganz hoch oben. Wem das nicht passt«, der Blick von Mister Baseballkappe wandert zu mir, »der ist im falschen Kurs und sollte jetzt besser nach Hause gehen.« Schweigen. Keiner sagt einen Mucks. Und ich werde von Kopf bis Fuß dunkelrot.
Auf einen Hinweis von Markus öffnet Stefan eine der beiden Sporttaschen und holt ein
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