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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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Grashalme von der Schulter und lässt seine Hand wie unabsichtlich auf meinem Rücken liegen. Dann zieht er mich ein Stück zu sich und bringt dabei seinen Mund ganz dicht an mein Ohr. »Die Wiederbelebungsübungen machen wir ein anderes Mal, okay?«
    Ich fange Kims Blick auf. Sie sitzt im Schneidersitz hinter Stefan auf ihrem Handtuch, grinst über das ganze Gesicht und macht ein Victory-Zeichen in meine Richtung.

»In omni Gallia duo sunt genera hominum nobilium, equites et druides. Na komm, wo ist das Prädikat?« Fragend sieht Alex mich an.
    Prädikat. Druiden. Mir ist völlig schleierhaft, wie ich mich nach diesem Vormittag auf Latein konzentrieren soll. Aber wenn ich den Tauchkurs auch weiterhin besuchen will, bleibt mir ja gar nichts anderes übrig. Also, Karo, reiß dich zusammen und such das Prädikat. Was für ein Tag. Auch wenn es zu den Wiederbelebungsübungen heute nicht mehr kam, hat Kim recht. Der Kurs war jetzt schon ein voller Erfolg. Zwar hat Stefan mir nach seiner Massage Kim als Partnerin zugeteilt, aber seine Berührungen wirken immer noch nach.
    Ich seufze.
    »Was gibt es denn da zu seufzen? Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft sagen, dass du in diesem kurzen Satz kein Prädikat findest?« Alex macht wieder den Trick mit der Augenbraue.
    »Äh, doch, natürlich. So viele Verben sind nicht drin, oder?« Einen Versuch ist es wert.
    »Kein Kommentar. Wo ist das Prädikat?«
    »Ja, wo ist es denn, das Prädikat? Omni. Duo. Sunt. Genera. Ha! Sunt.
Sunt
ist das Prädikat!«
    »Das wurde aber auch Zeit. Und weiter?« Alex trommelt mit den Fingern auf den Tisch. Das macht es jetzt irgendwie nicht besser.
    »Sunt. Sie sind.«
    »Aha. Wer oder was sind? Wo ist das Subjekt?«
    Subjekt. Wo ist das Subjekt? Ich könnte ihm sagen, wo das Objekt ist. Zumindest das Objekt meiner Begierde. Ich weiß, es ist dämlich, aber ich muss bei diesem Gedanken kichern.
    »Es freut mich ja sehr, dass du die Suche nach dem Subjekt dieses Satzes so lustig findest. Sagst du mir Bescheid, wenn du es gefunden hast, damit ich mitlachen kann?«
    Irre ich mich, oder klingt Alex ein wenig genervt? Jetzt reiß dich mal zusammen, Karo. Ich reiße mich zusammen und dann geht es auf einmal. Mit Alex’ Hilfe übersetze ich den kompletten öden Text über die Gallier und ihre Druiden und schaffe es dabei, mindestens zwanzig Minuten nicht an Stefan zu denken.
    »Okay, ich muss los, meine Bücher warten auf mich.« Alex verstaut seine Unterlagen im Rucksack und schiebt mir mein Lateinbuch zu. »Üb schön, wir sehen uns dann übermorgen wieder.«
    Üben? Dafür habe ich gar keine Zeit. Schließlich muss ich doch mit Kim unser Campingwochenende planen. Und meinem Vater muss ich noch verklickern, wie wichtig dieses Wochenende für mich ist. Das wird der schwierigste Teil. Vorhersollte ich vielleicht mal für ein bisschen gute Stimmung im Hause Schreiber sorgen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass Papa noch nicht von der Arbeit zurück ist. Als feststand, dass ich doch für sechs lange Wochen nach Hamburg fahren würde, hat er seinen Urlaub nach hinten verschoben, damit wir nach dem Tauchkurs noch etwas zusammen unternehmen können.
    Das hat er zumindest gesagt. Inzwischen bin ich mir aber ziemlich sicher, dass sein verschobener Urlaub mehr mit Anna als mit mir zu tun hat. Anna ist nämlich auch die ganze Zeit mit ihrem Partyservice voll im Stress. Mir soll’s recht sein. So bin ich wenigstens weitgehend ungestört hier in der Wohnung. Aber jetzt sollte ich doch mal versuchen, wenigstens Anna zu erwischen.
    Ich finde sie wie üblich in der Küche. Sie sitzt am Tisch und schneidet ein Stück Käse in kleine Würfel.
    »Hi, Anna.«
    »Hallo, Karo.«
    Sehr gesprächig ist Anna nicht.
    »Das wegen gestern. Es tut mir leid«, versuche ich einen Einstieg in eine Unterhaltung.
    »Schon okay. Ich hätte nicht gleich so ausrasten sollen.«
    »Ich hab nur Tampons gesucht.«
    »Ja, das hat Jochen mir schon gesagt.«
    Na klasse, mein Vater konnte mal wieder nicht die Klappe halten. Wie soll ich so mit seiner Schweinemedaillon-Königin warm werden? Ich entscheide gerne selbst, wer über meinenMonatszyklus Bescheid weiß und wer nicht. Ich greife nach einem Stück Käse und stecke es mir in den Mund.
    »Nasch bitte nicht so viel sonst werde ich nie fertig.« Anna fängt an, abwechselnd Käsewürfel und Weintrauben auf kleine Zahnstocher zu spießen.
    »Was wird das eigentlich?«
    »Ein Käseigel. Typisch Fünfzigerjahre. Die Kunden haben ein

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