Bitte Zweimal Wolke 7
nicht allein hinter ihnen in der Achterbahn sitzen. Und schon gar nicht will ich einen auf glückliche Familie machen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehe ich mich um und gehe zurück ins Haus.
Pünktlich um achtzehn Uhr stehen Kim und ich vor dem Riesenrad und warten auf die anderen. Ich habe mich für eine normale Jeans entschieden, die schon schön verwaschen ist und die Löcher exakt an den richtigen Stellen hat. Dazu trage ich meinen schwarzen BH – den, der auch als Bikini-Oberteil durchgeht – und zwei Tops, die farblich aufeinander abgestimmt sind. Das untere ist schwarz-grau geringelt und das obere nur schwarz und vorne mit einer kleinen Knopfleiste versehen. Die Knöpfe habe ich offen gelassen, damit es ein wenig lockerer aussieht. Meine roten Haare kommen auf dem schwarzen Stoff richtig gut.
Das Gedränge zwischen den Ständen ist jetzt schon so heftig, dass Kim kurz entschlossen auf eine der Absperrungen steigt, die um das Riesenrad herum aufgebaut worden sind, um sich einen Überblick zu verschaffen.
»Dahinten kommen sie!«
Na endlich. Ich kann vor Aufregung kaum noch stillstehen.
»Ich sehe Bobby, Chrissi und Pascal.« Kim brüllt die Namen zu mir herunter. »Kessi ist auch dabei!«
Kessi. Ich muss an ihren Blick heute Morgen im Schwimmbad denken und bin mir ziemlich sicher, dass ich sie kein bisschen vermisst hätte.
Aber heute bin ich großzügig. Wenn ich erst neben Stefan in der Geisterbahn sitze, kann mir keine Kessi der Welt etwas anhaben.
»Ähm, Süße.« Kim springt von ihrem Beobachtungsposten und landet genau vor meinen Füßen.
»Was gibt’s?« Ich versuche, Stefan in der Menge auszumachen.
»Ich habe schlechte Nachrichten für dich.«
»Hm?« Ich bin kurz davor, selbst auf das Podest zu klettern. Wo steckt Stefan denn nur? Inzwischen hat Bobby uns gesehen und winkt uns zu.
»Wo ist Stefan?«, platze ich heraus und hätte mir am liebsten im selben Moment auf die Zunge gebissen.
Kim dreht sich zu mir um. »Das will ich dir ja gerade sagen. Stefan ist nicht dabei.«
Fassungslos starre ich Kim an. Stefan ist nicht dabei? Ja, aber wir wollten uns doch alle hier treffen, oder? Hatte ich da etwas falsch verstanden? Wo ist er denn, wenn er nicht mit den anderen zum Dom gekommen ist? Gestern wollte er noch mit mir ins Kino gehen und heute will er nicht mal mit mir in die Geisterbahn? Ich spüre, wie meine Augen anfangen zu brennen.
»Na los, lasst uns alle zusammen eine Runde Riesenrad fahren.« Kim zieht mich am Ärmel weiter.
Ich habe keine Lust, aber ich mache gute Miene zum bösen Spiel und steige mit den anderen in die Gondel. Kessi wirft sich neben Bobby und stöhnt, sie hätte ja solche Höhenangst, worauf er sie sofort schützend in die Arme nimmt. Chrissi und Pascal haben nicht mal beim Einsteigen ihre Zungen voneinander gelöst. Mit einem Seufzen lasse ich mich gegenüber von Kim auf die Bank fallen.
»He, Karo!« Kim zwinkert mir zu und zieht eine Flasche aus ihrem Rucksack. »Aufgeben gilt nicht. Denk an das Campingwochenende!« Sie schraubt den Deckel ab.
»Was ist das?« Ich starre auf die Flasche, die Kim mir unter die Nase hält. Meine allerbeste Freundin hat ganz offensichtlich den Weinkeller ihres Vaters geplündert. Eigentlich stehe ich nicht auf Alkohol. Klar habe ich mal einen Schluck Sekt an Silvester oder auch mal ein kleines bisschen Weinschorle unter Mamas Aufsicht getrunken, aber dabei ist es bisher immer geblieben. Das Bier am Strand vorgestern war eine Ausnahme.
Aber irgendwann ist schließlich immer das erste Mal, beschließe ich und greife nach dem Weißwein. Er schmeckt süß und ein paar Schlückchen werden schon nicht schaden. Als unsere Gondel endlich den höchsten Punkt erreicht hat, fühle ich mich wunderbar leicht.
»He, lass uns auch noch was drin.« Kessi reißt mir die Flasche aus der Hand und nimmt ebenfalls einen Schluck.
Unsere Gondel schwebt nach unten und ich breite die Arme aus. »Ich fliege!«
»Was die hatte, will ich auch haben!« Bobby grinst und schnappt sich den Wein von Kessi. Dankbar schaue ich Kim an. Meine allerbeste Freundin hat wirklich in jeder Lebenslage die richtige Idee. Jetzt finde ich den Abend ohne Stefan schon wesentlich weniger schlimm. Nach dem Riesenrad fahren wir zusammen Geisterbahn und ich kuschele mich fest an Kim. Kim kichert die ganze Zeit vor sich hin und ich finde sie einfach nur süß.
»Eigentlich sollte ich ja gar keinen Alkohol trinken«, erklärt sie mir und hebt dabei belehrend einen
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