Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
Vom Netzwerk:
nüchtern.
    Nixe: Sei doch nicht so streng. *Bettelblick*
    Damian17: Keine Chance. Gute Nacht.
    Nixe: He, warte!
    Chat:
Damian17 verlässt das Separee und den Chat
.
    Fassungslos starre ich auf den Monitor. Das ist nicht sein Ernst! Der lässt mich doch jetzt nicht wirklich hier sitzen, nur weil ich ein bisschen was getrunken habe? Hallo? Mister Moralapostel Damian? Mein Blick fällt auf die Uhr. Es ist gerade mal 21 Uhr. Draußen ist es noch nicht mal ganzdunkel. Es sind Sommerferien. Ich werde bald 16. Und ich bin immer noch Jungfrau. Statt etwas gegen diesen Zustand zu unternehmen, sitze ich hier in meinem Zimmer, von aller Welt verlassen, langweile mich zu Tode und warte darauf, dass mein Vater mit schlechter Laune nach Hause kommt? Diese Sommerferien scheinen echt ausbaufähig zu sein.

F wie F rauenarzt:
Spezialist für Frauenheilkunde (Gynäkologe) und ein Schreckgespenst für viele, die noch nicht dort waren
. Manche der
200 Wahrheiten über dich und die Liebe
sollte ich besser nicht lesen.
    Schreckgespenst trifft es ziemlich gut. Obwohl Kim mir bestimmt zwanzigmal versichert hat, dass ihre Frauenärztin eine total nette ist und ich mir wirklich keine Sorgen machen muss, bin ich nervös. Ich sehe ein, dass das Thema Verhütung für mein Vorhaben wichtig ist, aber irgendwie wäre es mir lieber gewesen, ich hätte die Pille wie eine Schachtel Hustenbonbons in einer Drogerie kaufen können. Leider ganz und gar undenkbar. Aber was sagt man, wenn man die Pille haben möchte?
Guten Tag, ich habe zwar noch keinen festen Freund, aber plane demnächst ein Sexwochenende am Strand und bin noch zu jung für ein Baby. Guten Tag, ich will Sex und brauche die Pille. Guten Tag, können Sie mir bitte die Pille verschreiben, ich bin bald 16 und will allzeit geschützt sein
.
    Ich habe die halbe Nacht über einen Einleitungssatz nachgedacht, aber mir ist nichts Gutes eingefallen. Das lag unter anderem daran, dass ich kurz vorm Zubettgehen noch dasHohe Gericht meines Vaters über mich ergehen lassen musste. Er hat mir einen langen Vortrag über Alkohol im Allgemeinen und Alkohol im Besonderen gehalten, wobei das Besondere in meinem Fall war, dass ich mit 15 noch gar keinen Alkohol trinken darf. Er redete ziemlich viel von Verantwortung und Vertrauen und von meinem Benehmen in der Öffentlichkeit. Ich habe ihm einfach zugehört, ohne ihn zu unterbrechen, denn ich wollte ihn nicht noch mehr reizen.
    »Ich bin enttäuscht von dir, Karolin. Sehr enttäuscht.«
    Ich hasse es, wenn mein Vater sagt, dass er enttäuscht von mir ist. Er kann wütend sein und sauer und verärgert. Aber nicht enttäuscht. Das macht mich jedes Mal ganz hilflos.
    »Du wirst den Rest dieser Woche abends ab sechs Uhr zu Hause sein. Am Wochenende sehen wir weiter.« Mit diesen Worten beendete er seine lange Rede und wandte sich zum Gehen.
    Den Rest der Woche? Bis zum Wochenende? Heute war erst Dienstag, das bedeutete mindestens drei langweilige Abende zu Hause in meinem Zimmer, statt mit den anderen am Strand zusammen zu sein. Ich wollte protestieren, aber mein Vater hatte mit einem recht unfreundlichen »Gute Nacht« schon die Tür hinter sich geschlossen. Wütend fegte ich
Die 200 Wahrheiten über dich und die Liebe
von meinem Bett auf den Fußboden. Was sollte ich mit einem Ratgeber in Sachen Liebe, wenn ich dazu verdonnert war, in meinem Zimmer zu verrotten?
    Am Morgen rief Kim an und sagte mir, ich könnte ihren Frauenarzttermin übernehmen, da sie kurzfristig ihrem Vater helfen musste. Meine Ausrede, dass Verhütung derzeit kein Thema mehr war, ließ Kim nicht durchgehen, schließlich ist mein Hausarrest ja a) nur auf den Abend beschränkt und b) von kurzer Dauer und kann c) vielleicht auch noch abgemildert werden. Auf jeden Fall sei es besser, sich rechtzeitig mit dem Thema Verhütung zu befassen, erklärte sie mir. Und ich gab ihr recht. Aber jetzt ist mir doch mulmig.
    Beherzt drücke ich die Klinke zur Frauenarztpraxis Dr. Keilig-Bodenburg herunter. Im Vorraum der Praxis sitzen fünf Frauen. Zwei davon sind unübersehbar schwanger, die anderen drei sind mindestens so alt wie meine Mutter. Nein. Älter. Am liebsten würde ich sofort wieder gehen, aber da hat mich die Arzthelferin an der Annahme schon entdeckt.
    »Hallo, hast du einen Termin?«
    »Äh, ja, ich meine nein, meine Freundin Kim hatte einen und weil sie nicht konnte …« Karo, reiß dich zusammen und hör auf zu stottern.
    »Ach ja, ich weiß Bescheid. Karolin Schreiber, nicht wahr? Deine

Weitere Kostenlose Bücher