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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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nicht noch was auf der Gitarre beibringen?«
    Ich strahlte. »Ja, stimmt!«
    Er stand auf und streckte mir zum Aufstehen die Hand hin   – und dann hielt er sie in seiner, bis wir am Auto waren, ganz locker und wie selbstverständlich. »Steig ein«, sagte er. »Ich kenne den perfekten Ort für Gitarrenstunden.«

Kapitel 9
    Wir stiegen ein und Cole fuhr los, weg von dem Unterstand. Er kurvte durch das Gelände des Naturparks, vorbei an anderen Unterständen und anderen Autos, die meist mit angelaufenen Fenstern im Dunkeln standen. An ein paar Feuerstellen loderten Flammen auf, was ziemlich gewagt war, denn streng genommen durfte man sich nur bis Sonnenuntergang auf dem Parkgelände aufhalten. Niemand hielt sich an diese Regel und den Parkrangern war das im Prinzip egal   – aber eben nur, solange es keine Waldbrandgefahr gab.
    Wir holperten das Schottersträßchen am See entlang, vorbei am Strandbad und dem Anleger mit der Bootsvermietung, und bogen dann in einen überwachsenen Weg ein, der nach ein paar Metern mit einem Tor versperrt war. Cole fuhr bis dicht an das Tor heran, stellte den Motor ab und ließ mit einem Griff zum Armaturenbrett den Kofferraumdeckel aufspringen.
    »Hier?«, fragte ich.
    Er nickte. »Na ja, nicht direkt
hier
. Da vorn. Auf der Mauer vom Überlaufbecken.« Er zeigte auf das Tor, in dessen Mitte ein rostiges rot-weißes Schild hing mit der Aufschrift:
Achtung. Zutritt verboten. Ertrinkungsgefahr.
    Das Schild war überflüssig, denn jeder wusste, wie gefährlich es war, sich oben auf der Mauer rumzutreiben.Das tief unten gelegene Becken diente dazu, den See in Zeiten mit viel Regen vor dem Überlaufen zu schützen. Die Überlauftore konnten sich jederzeit öffnen. Dann stürzten Unmengen von Wasser die glatte, mindestens zehn Meter hohe Betonwand hinunter in das darunterliegende Becken.
    Einem Gerücht nach war in den Siebzigern einmal ein betrunkenes Mädchen über die Absperrung geklettert und sofort in den Tod gestürzt   – angeblich war sie kopfüber die steile Betonwand hinuntergefallen und unten im Wasser ertrunken. Shannin behauptete, das sei nichts als eine Legende, denn sonst wüsste man, wer dieses »betrunkene Mädchen« gewesen wäre. Aber es ging immer nur darum, wie sie unten im Wasser um ihr Leben gekämpft und um Hilfe geschrien hatte und wie ohnmächtig ihre Freunde gewesen waren   – sie hatten nur oben auf der Mauer gestanden und ihren Namen gerufen.
    Über die Absperrung zum Überlaufbecken stiegen nur Leute, die mit dem Tod spielen wollten. Ein falscher Schritt und man stürzte entweder die Betonwand hinunter oder auf der anderen Seite in den See selbst. Und falls sich eines der Tore öffnete, riss einen das Wasser unweigerlich mit nach unten.
    Und wenn man von einem Parkranger hier erwischt wurde, bekam man garantiert gewaltigen Ärger.
    »Cole, ich glaub, wir   …«, setzte ich an, aber er war schon ausgestiegen, hatte den Gitarrenkoffer rausgeholt und schlug den Kofferraumdeckel zu. Jetzt kam er auf meine Seite und machte mir die Tür auf.
    »Komm«, sagte er und streckte mir seine Hand hin.Als ich zögerte, beugte er sich vor und sah mir in die Augen. »Ich pass schon auf, dass dir nichts passiert«, sagte er. Er fuhr mit dem Finger über meine Wange und mir wurde ganz schwummrig. »Außerdem hat’s schon wochenlang nicht mehr geregnet. Es gibt überhaupt keinen Grund, die Überlauftore aufzumachen, du Angsthase.«
    Er zwinkerte mir zu und auf einmal fühlte ich mich verwegen. Darum geht’s doch im Leben, oder?, sagte ich mir. Risiken eingehen. Es einfach drauf ankommen lassen. Bloß nicht so werden wie Dad   – nur noch die Hülle eines Menschen, die im Wind hin und her geweht wird, und ohne inneres Zuhause. Lebendig sein hieß, sich einem Tackle entgegenzustemmen. Auf der Mauer eines Überlaufbeckens zu stehen. Über Tore mit Gefahrenschildern zu klettern. Ich packte Coles Hand und stieg aus.
    »Wer ist hier der Angsthase?«, zog ich ihn auf, stieß die Autotür mit der Hüfte zu und schoss auf das Tor zu. In drei langen Schritten war ich oben, setzte mich rittlings auf die Querstange und schaute hinunter zu Cole. »Wieso brauchst du so lange?«, fragte ich, schwang auch mein zweites Bein über das Tor und ließ mich auf der anderen Seite auf die Füße fallen. Ich konnte es kaum fassen, dass ich gerade über dieses Tor geklettert war. Ich wischte mir die Hände an der Hose ab und stemmte sie in die Hüften. »Und?«
    Cole grinste derart breit, dass

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