Bitter Love
wusste nur, wie sehr ich dieses Gefühl liebte. Und ich wünschte mir, es würde nie enden.
Kapitel 10
Ich lag auf dem Sofa und ließ meinen Kopf von der Sitzfläche hängen, während die Beine oben auf den Polstern lagen. Das Blut klopfte in meinen Schläfen. Wenn ich etwas sagte, klang es, als wäre ich furchtbar erkältet.
»Wir können doch auch raften gehen«, sagte ich. »Achtung, Beth!«
Es dröhnte dumpf, gleich darauf stieß Bethany einen frustrierten Schrei aus. Zack begann dreckig zu lachen. »Du bist mir direkt reingelaufen«, sagte er und drückte wie ein Irrer auf dem Gamecontroller herum.
»Klar, lach du nur, Zack-Arsch«, sagte Bethany – sie benutzte den alten Spitznamen, den wir Zack in der sechsten Klasse verpasst hatten. Wieder explodierte irgendwas und dieses Mal war es Beth, die lachte. Sie rempelte Zack so wild mit der Schulter an, dass das Sofa wackelte und mein Kopf kurz den Boden berührte.
Letztes Wochenende hatten sich Bethany und Zack bei Zack zu Hause getroffen, während ich mit Cole am See gewesen war. Bethany hatte Zack bei
Need for Speed
geschlagen und Zack hatte einen ganzen Teller Schokoladenkekse vertilgt. Irgendwann im Lauf des Abends hatte Zacks Mutter die beiden darauf hingewiesen, dass wir wohl kaum Gelegenheit zum Skifahren bekämen, wenn wir im Juli nach Colorado fahren würden.
»Ich fass es nicht, dass uns das noch nie aufgefallen ist«, hatte Bethany gemeint, gleich als sie durch die Tür kamen, und hatte sich aufs Sofa geschmissen. »Ich bin immer davon ausgegangen, dass man in den Bergen zu jeder Jahreszeit Ski fahren kann.«
»Macht doch nichts«, hatte Zack gesagt und die Gamecontroller angeschlossen, während Bethany und ich uns von den Tacos nahmen, die ich für heute Abend gemacht hatte. Diesmal war ich Gastgeberin, doch für eine Pizzabestellung hatte ich kein Geld. Zumindest dann nicht, wenn ich wirklich nach Colorado fahren und mich dort auch noch vergnügen wollte. »Dann machen wir’s eben im Winter.«
»Hallo, da ist College«, sagte Beth und rückte ihre Brille zurecht.
»Hallo, da gibt’s Winterferien«, entgegnete Zack und warf ihr einen Gamecontroller zu.
Er hielt mir den zweiten hin, aber ich schüttelte den Kopf. Daraufhin setzte er sich zwischen uns beide aufs Sofa, den Controller auf dem Schoß. Ich stellte meinen Teller auf dem Couchtisch ab und legte mich verkehrt herum aufs Sofa, mit den Füßen neben Zacks Kopf und meinem Kopf bei seinen Füßen. Während sich die beiden weiter kabbelten, wanderten meine Gedanken zu Cole.
In der Zeit, die wir im Lernlabor miteinander verbrachten, lag immer eine seltsame Anspannung über uns. Eine gute Art von Anspannung, eine, die es mir schwer machte, mich auf Satzbaufragen zu konzentrieren. Wenn ich Cole gegenübersaß und ihm in die Augen schaute, hatte in meinem Kopf nichts anderes Platz als die Sehnsucht,wieder mit ihm allein zu sein. Ich wollte, dass er mir den Arm auf den Rücken legte und mit sachten Berührungen Schauder über meine Haut jagte. Ich wünschte mir, mit ihm hoch oben über der Welt zu sitzen, wo ein Lufthauch mein Gesicht streifte, während wir unsere Finger über die Gitarrensaiten gleiten ließen.
Eigentlich hatten wir an diesem Samstagabend zusammen ins Kino gehen wollen, aber als Bethany am Montag voller Ferienpanik im Unterricht aufkreuzte, war mir klar geworden, dass ich unmöglich an zwei Colorado-Abenden hintereinander fehlen konnte. Ich hatte Cole schweren Herzens abgesagt und Tacos vorbereitet. Nun versuchte ich, mir etwas einfallen zu lassen, was wir im Sommer unternehmen konnten, wenn das Skifahren ausfiel.
»Wir könnten, na ja … in die Berge gehen«, schlug ich jetzt vor.
»Machen wir doch sowieso, gleich wenn wir da sind, oder?«, fragte Zack zurück. »Ich dachte, das wär schon lange klar. Man kann übrigens auch im Dezember wandern gehen, nur damit … haha! Ich hab dir den Arm weggeballert!«
»Mist!«, brüllte Bethany und rempelte ihn wieder an. »Ja, eine Bergwanderung reicht, find ich auch.«
»Oder wir gehen reiten«, meinte ich.
»Reiten kann man auch im De-
Verdammt
!«
»Da hast du’s, Zack-Arsch!«, kreischte Bethany.
»Da hast du’s, Zack-Arsch!«, äffte Zack sie nach. »Blöde Beth-Decke.« Anscheinend wollte er sich an Bethany rächen, indem er ihren Spitznamen aus der Grundschulzeit ausgrub. Allmählich ging mir auf dieNerven, dass sich hier alles nur um die Vergangenheit drehte. Und dafür hatte ich ein Date mit Cole
Weitere Kostenlose Bücher