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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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fand, dann hakte ich mich mit den Armen daran fest und ließ die Beine einfach unter mir weggleiten. Beinahe im selben Moment berührten meine Schuhspitzen den Boden und ich grub sie tief in den Rindenmulch des Spielplatzes. Meine Arme rutschten mit einem harten Ruck in die Biegung des Griffs und ich schrie auf. Das Karussel wurde langsamer und meine Beine knallten gegen die von Cole.
    »Hoppla, unser Champion ist runtergefallen!«, witzelte er mit einem Unterton, der irgendwie gemein klang. Das Karussell stand jetzt still, aber er machte nicht die geringsten Anstalten, mir beim Aufstehen zu helfen. Ich senkte die Knie in den Rindenmulch, ließ den Griff los und legte erst mal die Stirn auf das kühle Metall, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Das ist nicht witzig, Cole!«, sagte ich böse.
    Da lachte er laut auf. »Herrje, Alex. Sei doch nicht so ein Jammerlappen«, sagte er und rempelte mich mit dem Knie an. »Wär lustiger gewesen, wenn Zack dich angeschubst hätte, was?«
    Ich zog mich auf die Ellbogen und fuhr mir über die Augen. »Nein«, sagte ich, kochend vor Wut. »Ich hab doch total laut geschrien. Wieso hast du nicht aufgehört?« Ich hielt die Frage zurück, die mir auf der Zunge lag:
Wolltest du, dass ich mir wehtue?
    »Ach, komm schon, Alex«, sagte er. Ich spürte an der Bewegung des Karussells, dass er sich neben mir niederließ. Er schob den Arm zwischen den Haltegriffen durch und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Dann legte er mir eine Hand unters Kinn und hob es so an, dass ichihm ins Gesicht sah. »Ich würde doch nie zulassen, dass dir was passiert.«
    Ich blitzte ihn nur an.
    Aber je wütender ich guckte, desto sanfter wurde sein Blick. Er streichelte meine Wange mit dem Daumen und sagte: »Ich liebe dich.«
    In diesem Moment schien nichts anderes zu zählen. Mein Zorn war wie weggewischt durch seine Berührung. Noch nie hatte so viel Gefühl in seinen Augen gelegen   – als würde er etwas anstaunen, das zerbrechlich und rätselhaft war. Sein Gesicht schien überzufließen vor lauter Zärtlichkeit. Hätte mein Herz nicht sowieso schon wie wild geklopft, hätte es in diesem Moment damit angefangen. Er hatte noch nie gesagt, dass er mich liebt.
    Überhaupt niemand hatte das jemals zu mir gesagt.
    Plötzlich kam eine Erinnerung an meine Kindheit zurück. Ich hatte meinen Vater gefragt, ob es zwischen ihm und meiner Mutter »Liebe auf den ersten Blick« gewesen war. Wir waren gerade in der Garage, wo ich ihm half, das Auto zu reparieren. Er hatte nur dagestanden und mit den Autoteilen hantiert, die er in ein Tuch gewickelt hielt, dann hatte er aufgehört und für einen Augenblick ins Nichts gestarrt. Im nächsten Moment hatte er sich urplötzlich aus seiner Trance gerissen und geschnauzt: »Alex, ich hab keine Zeit für so   … Gib mir den Schraubenschlüssel da!« Damit verschwand sein Kopf wieder unter der Motorhaube und er arbeitete weiter   – Ende der Debatte.
    Später an dem Tag hatte ich beim Geschirrspülen Shannin gefragt, ob sie an Liebe auf den ersten Blickglaube. Sie hatte mir direkt ins Gesicht geguckt und gesagt: »Nein. Weil du nur den wirklich liebst, der dein Seelenverwandter ist. Und der ist schließlich deine andere Hälfte, also hast du ihn schon mal getroffen   … im Himmel oder so.«
    Ich hatte lange und angestrengt über diese Aussage nachgedacht und versucht, sie zu begreifen. Sich im Himmel treffen   – das klang fast, als wäre der Himmel eine einzige große Party. Shannins Vorstellung von Liebe auf den ersten Blick, Seelenverwandten und Himmelstreffen war mir total fremd gewesen.
    Bis zu diesem Moment.
    Auf einmal war mir ganz egal, was Cole gerade getan hatte. Auch seine Probleme mit Zack kümmerten mich nicht mehr. Es zählte nicht, dass er mir Angst eingejagt und mich Jammerlappen genannt hatte. Er liebte mich. Jetzt wusste ich es sicher. Und ich liebte ihn auch.
    Zuerst hatte ich Angst, ich könnte ihm gar keine Antwort darauf geben. Ich atmete seinen Geruch ein und sah, wie sich seine Kiefermuskulatur bewegte, während er mich anschaute, ganz ernst und besorgt. Ich spürte die Wärme seiner Hand auf meinem Kinn. Am liebsten hätte ich gesagt:
Kneif mich, damit ich weiß, dass ich nicht träume. Lass mich aufwachen, bevor es zu weit geht.
    Doch stattdessen nahm Cole meine Hand und zog mich hoch. Ohne die Augen von ihm zu lassen, stellte ich mich auf. Er rutschte ein Stück zurück und ich setzte mich auf seinen Schoß, mit einem Kribbeln im Bauch und mit

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