Bitter Love
ich den Daumen in die Höhe. »Super Plan, Leute. Echt wahr!«
Damit rannte ich zur Treppe.
»Ach, Alex, sei doch nicht so«, rief Zack hinter mir her.
Ich wollte mich schon umdrehen, denn so getroffen wie jetzt hörte sich Zack selten an und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Aber dann hörte ich Bethany mit barscher Stimme sagen: »Egal, lass sie doch.« Also streckte ich den Rücken durch und lief noch schneller.
Allerdings ging ich nicht wie sonst rechts den Gang entlang, um vor der Umkleide auf Cole zu warten, sondern nach links, raus auf den Parkplatz. Die grellen Neonröhren in der Schule konnte ich jetzt nicht ertragen, auch der Schweißgeruch und die feuchte Luft in der Sporthalle waren mir zuwider. Und mit der Aussicht, Bethany und Zack – und womöglich auch Tina – zu begegnen,kam ich schon gar nicht klar. Stattdessen suchte ich Coles Auto und lief in endlosen Kreisen immer wieder rundherum.
Obwohl das Spiel ein Desaster gewesen war, breitete sich Partystimmung aus. Leute hingen auf dem Parkplatz rum, holten Getränke aus Kühlboxen, die auf den Rücksitzen standen. Jungs trugen Mädels huckepack, johlten ihren Kumpels zu, die aus der Umkleide kamen, und riefen Sachen wie: »Hey, Alter, die waren ein harter Brocken, aber du hast echt super gespielt!«
Die Eltern hatten sich alle davongemacht, mit schlafenden Kleinkindern auf dem Arm und überdrehten Grundschulkids an der Hand, die zu viel Süßes gegessen hatten. Die Rücklichter ihrer Autos waren die Hauptstraße hinunter Richtung Stadt verschwunden und bald gehörte der Parkplatz wieder ganz den Teenagern.
Aber Cole tauchte so lange nicht auf, dass sich am Ende auch sie mit großem Getöse davonmachten – sie beugten sich aus den offenen Autofenstern, brüllten ohne Grund in den Nachthimmel und fuhren mit quietschenden Reifen weg. Jetzt standen nur noch zwei Autos auf dem Parkplatz, das von Cole und das vom Basketballtrainer. Coach Dample blieb nach Spielen immer lange; er brach erst auf, wenn alle anderen gegangen waren.
Soweit ich mitgekriegt hatte, wollten so ziemlich alle zu Trent nach Hause. Ich fragte mich, ob Bethany und Zack auch dort sein würden. Super! Wenn ja, dann war bestimmt auch die witzige Tina dabei.
Dieser Gedanke machte meine Wut und mein Unglück wieder stärker. Warum? Warum musste immer alles so schwierig sein?
Unruhig lief ich auf und ab und überlegte. Vielleicht ließe sich das irgendwie bereden. Vielleicht konnte ich ihnen klarmachen, dass diese Reise für mich nun einmal etwas sehr Persönliches war. Und dass da jemand, den ich gar nicht kannte, keinen Platz hatte, auch wenn diese Tina bestimmt wirklich sympathisch war.
Vielleicht konnte ich ihnen erklären, dass mir gerade jetzt, da ich mit Cole zusammen war, alles noch viel mehr bedeutete. Ich musste diese Reise machen und endlich verstehen, was da draußen in den Bergen so wichtig gewesen war. Ich musste mir beweisen, dass ich für Mom verdammt noch mal mehr hätte zählen müssen als alles, was ihr dort verlockend erschienen war. Ich musste mich ein für alle Mal von all dem befreien – damit ich endlich aufhören konnte, das kleine Kind zu sein, das von der eigenen Mutter verlassen worden war, und die unversehrte Alex werden konnte, die mit sich im Reinen war statt entsetzlich bedürftig und unberechenbar. Es war wichtig für mich, dass sie das wussten. Dass sie verstanden, wie nebensächlich ich mich immer wieder gefühlt hatte und wie es mir vorkam, als könnte ich dieses Gefühl zurückverfolgen bis zu dem Tag, an dem die Polizei das Gehirn meiner Mutter von der Straße gespritzt hatte. Und wie eine Spur von jenem Tag in meiner Kindheit zu diesem anderen Tag führte, an dem ich Coles Haus mit einem blauen, geschwollenen Gesicht verlassen hatte. Ich hatte das dringende Bedürfnis, ihnen zu erzählen, dass Cole mich geschlagen hatte. Dann würden sie vielleicht verstehen, warum ich einen Beweis dafür brauchte, dass ich nicht nebensächlich war.
Aber um ihnen all das zu erklären, würde ich meinGeheimnis verraten müssen. Und jetzt, wo wieder alles in Ordnung war zwischen Cole und mir, wollte ich das nicht. Ich war nicht bereit, das Mädchen zu sein, das von ihrem Freund verprügelt wurde. Und ich war auch nicht bereit, Cole als einen Typen bloßzustellen, der seine Freundin schlug, nur weil er eifersüchtig und frustriert war. Schließlich war Cole nicht immer so, doch das würde niemand hören wollen.
Bis ich ihn endlich aus dem
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