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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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Taille. Gern hätte ich sie wieder in die Ärmel gesteckt, aber ich hatte Angst, das würde nach Widerstand aussehen oder vielleicht sogar, als würde ich ihn   – mir unvorstellbar   – zurückschubsen wollen. Ich hatte noch nie versucht, mich gegen Cole zu wehren, und jetzt würde ich ganz sicher nicht damit anfangen. Ich fürchtete mich viel zu sehr davor, wie schlimm er zuschlagen würde, falls ich das tat. »Komm, Cole. Lass uns einfach gehen«, sagte ich und versuchte, meine Stimme tief und fest klingen zu lassen, damit er mich nicht wieder nachäffte. Damit sie ihn nicht reizte. Aber es hatte keinen Sinn. Er war schon total gereizt.
    Ein Schubser, ein Schritt. »Weißt du was, Alex? Du bist unglaublich blöd.« Ein Schubser, ein Schritt. »Du bildest dir ein, du wüsstest alles. Das macht mich echt fertig. Du denkst, du hättest auf alles eine Antwort. Du schreibst beschissene kleine Amateurgedichte und denkst, du wärst Gott.« Ein Schubser, ein Schritt. »Gibt nichts Schlimmeres als eine Schlampe, die dir sagen will   …« Ein Schubser, ein Schritt. Ein Taumeln. »…   wo’s langgeht.«
    Der Schubser beim letzten Wort war fester als die vorherigen. Ich versuchte, die Balance zu halten, doch weil meine Arme immer noch in der Jacke feststeckten, schaffte ich es nicht. Ich würde fallen.
    Diesmal gab ich keinen Laut von mir. Ich war zu sehr in Panik und es passierte alles viel zu schnell. Aber im letzten Augenblick drehte ich mich und versuchte imFallen, meine Hände doch noch frei zu kriegen, damit ich mich abstützen konnte. Aber ich schaffte es nicht. Sondern krachte auf die Betoneinfassung am Rand des Parkplatzes. Meine Schulter bremste die Wucht des Falls zwar ein bisschen, aber trotzdem knallte ich mit dem Gesicht auf den Beton.
    Und er lachte.
    Ein richtig großes Lachen. Ho, Ho, Ho, lachte er laut und herzhaft.
    Endlich schaffte ich es, meine Arme in die Ärmel hineinzuwinden, und fasste mir ans Gesicht. Meine Hand wurde sofort nass und im Dunkeln sahen meine Finger schwarz aus. Blut. Die Schulter schmerzte, wirkte aber halbwegs in Ordnung: Ich konnte sie bewegen, gebrochen war wohl nichts. Aber mein Kinn und meine Lippe taten furchtbar weh. Irgendwas Hartes fuhr in meinem Mund herum und ich spuckte es in die Handfläche. Ein Stück Zahn. Mit der Zunge fuhr ich über die scharfe Kante an einem meiner Schneidezähne. Es war ein großes Stück abgebrochen.
    Ich rappelte mich hoch und stand auf, zu wütend, um zu weinen, und zu verängstigt, um etwas zu sagen   – wieder fühlte ich mich völlig taub. Wie abgeschaltet. Als läge ein Schleier über mir. Bestimmt war diese Taubheit ein schlechtes Zeichen   – es gab jede Menge andere Gefühle außer Taubheit, die ich hätte haben können, und es machte mir Sorgen, dass ich keines davon spürte.
    Cole lachte immer noch, er hielt sich den Bauch, als wäre das hier das Komischste, was er je gesehen hatte. Ich lief um ihn herum, mit der Hand über dem Gesicht, öffnete die Autotür und setzte mich hinein.
    Ich hatte immer geglaubt, Cole wäre zufrieden, wenn ich Zack und Bethany aus dem Weg ging. Wenn ich es hinkriegte, dass Zack mich nicht mehr kitzelte. Wenn ich meine besten Freunde nicht mehr umarmte. Wenn ich nicht über sie redete und mich auch sonst verhielt, als wären sie nicht weiter wichtig für mich, dann könnte ich verhindern, dass Cole aus der Haut fuhr. Aber das hatte nicht geklappt.
    Und außerdem hatte ich geglaubt, dass Cole zufrieden sein würde, wenn ich ihn in allem unterstützte. Ihm zustimmte, wann immer er über Brenda fluchte. Ihn fürs Basketballspielen motivierte. Wenn ich ihm zeigte, dass ich in jeder Situation auf seiner Seite stand, dann würde er vielleicht nicht mehr ausrasten. Aber das hatte auch nicht geklappt.
    Zum allerersten Mal überkam mich die Einsicht, dass ich nichts tun konnte, um Coles Wutausbrüche zu verhindern. Es gab einfach nichts, was ich bleiben lassen oder anders machen oder mir vom Leib halten oder sagen konnte. Ich hatte keine Macht über das, was zwischen uns lief. Die Macht lag allein bei Cole. Alle Wendungen, die unsere Beziehung nahm, gingen von ihm aus. Er steuerte alles. Er sagte, wo es langging. Ich war nur sein Püppchen, das sich genau so bewegte, wie er es wollte.
    Irgendwann ging er zur Fahrerseite und stieg auch ins Auto ein. Ich blutete inzwischen nur noch ein bisschen, aber dafür taten mein Arm, mein Kinn und jetzt auch mein Zahn höllisch weh. Ich zwang mich, nicht zu weinen. Und

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