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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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musste mich äußerst zusammenreißen, um nicht vor ihm zurückzuweichen. Aber verdammt noch mal, untot oder nicht, er war Willie McCoy. Diese Befriedigung würde ich ihm nicht verschaffen.
    Er sagte: »Sie sind kein Mensch, nicht mehr als ich einer bin.«
    Ich ging zur Tür und öffnete sie. Ich hatte mich nicht von ihm weg, sondern zur Tür bewegt, und zwar um sie zu öffnen. Krampfhaft versuchte ich die Schweißdrüsen entlang meiner Wirbelsäule davon zu überzeugen, dass darin ein Unterschied bestand. Die Kälte in der Magengegend konnte ich leider nicht täuschen.
    »Ich muss jetzt wirklich gehen. Danke, dass Sie die Zusammenarbeit mit Animators, Inc. in Erwägung gezogen haben.«
    Ich schenkte ihm mein professionellstes Lächeln, es war nichts sagend wie eine Glühbirne und genauso blendend.
    In der Tür blieb er stehen. »Warum wollen Sie nicht für uns arbeiten? Ich muss denen was sagen, wenn ich zurückkomme.«
    Ich war mir nicht sicher, aber da klang so etwas wie Angst heraus. Würde er bei Versagen Ärger bekommen? Er tat mir Leid, aber ich wusste, dass das dumm war. Er war ein Untoter, um Himmels willen, aber er stand da und sah mich an, und er war trotz allem Willie mit seinen komischen Jacken und den kleinen nervösen Händen.
    »Sagen Sie ihnen, wer immer sie sind, dass ich für Vampire nicht arbeite.«
    »Eine Firmenvorschrift?« Wieder ließ er es wie eine Frage klingen.
    »Aus Beton.«
    In seinem Gesicht blitzte etwas auf, als der alte Willie durchkam. War beinahe schade. »Ich wünschte, Sie hätten das nicht gesagt, Anita. Diese Leute mögen es nicht, wenn man ihnen etwas abschlägt.«
    »Ich finde, Sie sind schon viel zu lange geblieben. Ich mag keine Drohungen.«
    »Das ist keine Drohung, Anita. Es ist die Wahrheit.« Er rückte seine Krawatte zurecht, streichelte den goldenen Knopf, straffte die schmalen Schultern und ging hinaus.
    Ich schloss hinter ihm die Tür und lehnte mich dagegen. Mir war weich in den Knien. Aber ich hatte keine Zeit, um mich hinzusetzen und zu zittern.
    Mrs. Grundick war vermutlich schon auf dem Friedhof. Sie würde dort stehen mit ihrer kleinen schwarzen Handtasche und ihren erwachsenen Söhnen und darauf warten, dass ich ihren toten Gatten aufweckte. Es gab da ein Rätsel mit zwei völlig verschiedenen Testamenten. Also hieß es, entweder jahrelang Gerichtskosten und Auseinandersetzungen bezahlen oder Albert Grundick von den Toten erwecken und ihn fragen.
    Alles, was ich brauchte, hatte ich im Wagen, auch die Hühner. Ich zog das silberne Kruzifix aus der Bluse und ließ es für jeden sichtbar hängen. Ich habe diverse Schusswaffen und weiß, wie man damit umgeht. In meinem Schreibtisch liegt eine 9mm Browning Hi-Power. Wiegt etwas über zwei Pfund, hat versilberte Kugeln und dergleichen. Silber tötet keinen Vampir, aber es schwächt sie. Sie sind gezwungen, die Wunde ausheilen zu lassen, mit fast menschlicher Langsamkeit. Ich wischte mir die schweißnassen Handflächen am Rock ab und ging hinaus.
    Craig, unser Nachtschichtsekretär, tippte wie wild auf der Computertastatur. Er riss die Augen auf, als ich über den dicken Teppich schritt. Vielleicht lag es an dem Kreuz, das an einer langen Kette baumelte. Vielleicht war es wegen der Schultervorrichtung, die stramm über dem Rücken saß, und der für jeden sichtbaren Kanone. Er erwähnte weder das eine noch das andere. Kluger Mann.
    Ich zog meine hübsche kleine Cordsamtjacke darüber. Sie beulte sich über der Waffe, aber das war in Ordnung. Ich bezweifelte, dass die Grundicks und ihre Anwälte das bemerken würden.
    Am Ende hatte ich auf dem Heimweg die Sonne aufgehen sehen. Ich hasse Sonnenaufgänge. Sie bedeuten, dass ich mich übermäßig eingespannt und die ganze verdammte Nacht durchgearbeitet habe.
    In St. Louis stehen mehr Bäume am Highway als in jeder anderen Stadt, durch die ich schon gefahren bin. Fast bin ich bereit, zuzugeben, dass die Bäume im ersten Licht der Dämmerung schön aussehen, fast. Mein Apartment sieht in der Morgensonne immer deprimierend weiß und fröhlich aus. Die Wände haben dieselbe Vanilleeisfarbe wie in jedem Apartment. Der Teppich hat jedoch einen hübschen Grauton, der dem allgemein üblichen Hundehaufenbraun vorzuziehen ist.

2. Kapitel
    Das Apartment ist eine geräumige Zweizimmerwohnung. Man hat mir gesagt, es habe einen schönen Blick auf den Park in der Nachbarschaft. Mich kann man nicht zur Bestätigung heranziehen. Wenn es nach mir ginge, hätte es nicht mal Fenster.

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