Bitter Süsse Tode
harten Fanatiker.«
»Also gut. Ich überprüfe die HAV und dergleichen. Sonst noch was?«
Ich überlegte und schüttelte den Kopf, beinahe schmerzfrei. »Nicht, dass ich wüsste. Sei aber sehr vorsichtig. Ich will dich nicht in Gefahr bringen wie Catherine.«
»Das war nicht dein Fehler.«
»Stimmt.«
»Nichts von alledem ist dein Fehler.«
»Sag das Catherine und ihrem Verlobten, falls die Sache schiefgeht.«
»Anita, verdammt, diese Ungeheuer benutzen uns. Sie wollen dich entmutigen und ängstigen, damit sie dich beherrschen können. Wenn du zulässt, dass Schuldgefühle dich beeinflussen, dann werden sie dich umbringen.«
»Oh, Mann, Ronnie, genau, was ich hören wollte. Wenn das deine Art von Aufmunterung ist, dann werfe ich das Handtuch.«
»Du brauchst keine Aufmunterung. Du brauchst eine richtige Erschütterung.«
»Danke, die hatte ich schon letzte Nacht.«
»Anita, hör mir zu.« Sie sah mich eindringlich an, zwang mich zum Blickkontakt und versuchte zu ergründen, ob ich ihr wirklich zuhörte. »Du hast für Catherine alles getan, was du konntest. Ich will, dass du dich darauf konzentrierst, selbst am Leben zu bleiben. Du watest hüfthoch durch Feinde. Lass dich nicht ablenken.«
Sie hatte Recht. Tu, was du kannst, und sieh nach vorn. Catherine war draußen, fürs Erste. Das war das Beste, was ich tun konnte. »Hüfthoch durch Feinde, aber knöcheltief durch Freunde.«
Sie grinste. »Vielleicht gleicht sich das noch aus.«
Ich nahm die Tasse in meine bandagierten Hände. Die Wärme strahlte durch die Tasse. »Ich habe Angst.«
»Was beweist, dass du nicht so dumm bist, wie du aussiehst.«
»Mann, vielen Dank.«
»Gern geschehen.« Sie hob ihre Tasse zu einem Toast. »Auf Anita Blake, Animator, Vampirtöter und gute Freundin. Pass auf dich auf.«
Ich stieß mit ihr an. »Pass du auf dich auf. Meine Freundin zu sein ist im Moment vielleicht nicht die gesündeste Freizeitbeschäftigung.«
»Seit wann ist das etwas Neues?«
Da hatte sie leider Recht.
Nachdem Ronnie gegangen war, hatte ich zwei Möglichkeiten: Ich konnte mich wieder ins Bett legen, keine schlechte Idee; oder ich konnte anfangen, den Fall zu lösen, von dem jeder unbedingt wollte, dass ich daran arbeitete. Mit vier Stunden Schlaf müsste ich eigentlich eine Zeit lang auskommen. Ich könnte nicht annähernd so lange durchhalten, wenn Aubrey mir die Gurgel aufrisse. Ich musste mich wohl an die Arbeit machen.
In St. Louis im Sommer eine Waffe zu tragen ist hart. Ob Schulter- oder Hüftholster, es ist dasselbe Problem. Wenn man eine Jacke trägt, um die Waffe zu verbergen, zerfließt man in der Hitze. Wenn man die Waffe in der Handtasche trägt, wird man umgebracht, weil keine Frau schnell etwas in ihrer Handtasche findet. Nicht unter zwölf Minuten. Das ist ein Gesetz.
17. Kapitel
Noch hatte niemand auf mich geschossen das machte mir Mut. Aber ich war gekidnappt und beinahe getötet worden. Ich hatte nicht vor, das noch einmal kampflos geschehen zu lassen. Ich konnte hundert Pfund stemmen, das war nicht schlecht, überhaupt nicht schlecht. Aber wenn man selbst nur hundertsechs wiegt, ist man trotzdem im Nachteil. Bei jedem bösen Jungen meiner Größe würde ich auf mich setzen, sofern er ein Mensch war. Bei Vampiren, tja, solange ich keinen Lastwagen stemmen konnte, war ich weit unterlegen.
Also eine Pistole. Am Ende entschied ich mich für einen nicht ganz professionellen Look. Das T-Shirt war viel zu groß, hing mir bis auf die Oberschenkel. Es flatterte an mir herum. Was es allein rettete, war das Bild auf der Vorderseite: Pinguine, die Beach-Volleyball spielten, samt Kinder-Pinguinen, die an der Seite Sandburgen bauten. Ich mag Pinguine. Ich hatte das Hemd gekauft, um darin zu schlafen, und nie vorgehabt, es irgendwo zu tragen, wo andere Leute mich sehen konnten. Solange ich in keine Geschmackskontrolle kam, war ich sicher.
Ich schlang einen Gürtel durch ein Paar schwarze Shorts für mein Innenhosenholster. Es war ein Uncle Mike's Side-kick, und ich mochte ihn ziemlich, aber er passte nicht für die Browning. Ich besaß eine zweite Waffe, die sich bequem verbergen ließ: eine Firestar, eine kompakte kleine 9mm mit einem Sieben-Schuss-Magazin.
Weiße Sportsocken mit geschmackvollen blauen Streifen, die zu der blauen Lederverzierung auf meinen weißen Nikes passten, vervollständigten das Outfit. Ich sah aus und fühlte mich wie eine Sechzehnjährige, eine peinliche Sechzehnjährige, aber als ich mich zum Spiegel
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