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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ausreden?«
    »Anita!« Mary schalt mich, doch es war die Wahrheit. Die Kirche des Ewigen Lebens war die Vampirkirche. Die erste Kirche der Geschichte, die einem ewiges Leben garantieren konnte und einlöste. Keine Warterei. Kein Mysterium. Aber die Ewigkeit auf dem Silbertablett. Die meisten Leute glauben nicht mehr an die Unsterblichkeit der Seele. Es ist nicht mehr populär, sich wegen Himmel und Hölle Sorgen zu machen, oder ob man ein wirklich guter Mensch ist. Also gewinnt diese Kirche überall Anhänger. Wer nicht glaubt, dass es seine Seele zerstört, was hat er zu verlieren? Das Tageslicht. Essen. Nicht viel also.
    Es war das mit der Seele, was mich störte. Meine unsterbliche Seele ist nicht verkäuflich, nicht einmal zum Preis der Ewigkeit. Sehen Sie, ich wusste, dass Vampire sterben können. Ich hatte es bewiesen. Niemand schien neugierig darauf zu sein, was mit der Seele eines Vampirs geschieht, wenn er stirbt. Konnte man ein guter Vampir sein und in den Himmel kommen? Irgendwie schien mir das nicht möglich.
    »Hat Bert auch einen Klienten?«
    Sie blickte wieder in den Terminkalender. »Nein, er ist frei.« Sie schaute auf und lächelte, als freute sie sich, mir geholfen zu haben. Vielleicht freute sie sich tatsächlich.
    Es stimmt, dass Bert das kleinste der drei Büros für sich genommen hatte. Die Wände haben ein zartes Pastellblau, der Teppich ist zwei Töne dunkler. Bert denkt, es beruhigt die Klienten. Ich denke, man fühlt sich wie in einem blauen Eiswürfel.
    Bert passt nicht in dieses kleine blaue Büro. An Bert ist nichts klein. Einsfünfundneunzig, breite Schultern, die Figur eines Collegeathleten, der um die Mitte ein wenig schlaff geworden ist. Sein weißes Haar ist über den Ohren kurz geschoren. Die Seglerbräune zwingt die hellen Augen und Haare in einen harten Kontrast. Seine Augen sind von einem nahezu farblosen Grau wie schmutzige Fensterscheiben, aber jetzt leuchteten sie. Bert strahlte mich praktisch an. Das war ein schlechtes Zeichen.
    »Anita, welch schöne Überraschung. Setzen Sie sich.« Er wedelte mit einem Geschäftsumschlag. »Wir haben heute den Scheck bekommen.«
    »Scheck?«, fragte ich.
    »Für die Untersuchung der Vampirmorde.«
    Das hatte ich vergessen. Ich hatte vergessen, dass mir irgendwann in der ganzen Sache Geld versprochen worden war. Es erschien mir lächerlich, ja obszön, dass mit Nikolas' Geld alles besser sein sollte. Nach Berts Gesichtsausdruck war es eine Menge Geld.
    »Wie viel?«
    »Zehntausend Dollar.« Er zog jedes Wort in die Länge.
    »Das ist nicht genug.«
    Er lachte. »Anita, so gierig auf die alten Tage? Ich dachte, dafür bin ich zuständig.«
    »Es ist nicht genug für Catherines oder für mein Leben.«
    Sein Grinsen machte ein wenig schlapp. Seine Augen blickten wachsam, als ob ich ihm gleich verraten würde, dass es keinen Osterhasen gibt. Ich konnte fast hören, wie er überlegte, ob er den Scheck zurückgeben müsste.
    »Wovon reden Sie, Anita?«
    Ich sagte es ihm, mit ein paar geringfügigen Korrekturen. Kein Zirkus der Verdammten. Kein blaues Feuer. Kein erster Vampirbiss.
    Als ich zu der Stelle kam, wo Aubrey mich an die Wand geschleudert hatte, sagte er: »Sie machen Witze.«
    »Wollen Sie die Blutergüsse sehen?«
    Ich brachte die Geschichte zu Ende und beobachtete sein ernstes, eckiges Gesicht. Seine großen Hände mit den derben Fingern waren auf dem Schreibtisch gefaltet.
    Der Scheck lag neben ihm auf einem säuberlichen Stapel brauner Umschläge. Seine Miene war aufmerksam, besorgt. Aber bei seinem Gesicht klappte es mit der Einfühlung nie. Ich konnte immer sehen, wie sich die Rädchen drehten. Wie er kalkulierte.
    »Keine Sorge, Bert, Sie können den Scheck einlösen.«
    »Also, Anita, das war nicht...«
    »Sparen Sie es sich.«
    »Anita, wirklich, ich würde Sie nie absichtlich gefährden.«
    Ich lachte. »Blödsinn.«
    »Anita!« Er sah bestürzt aus, geweitete Augen und Hand aufs Herz. Die Aufrichtigkeit in Person.
    »Das wirkt bei mir nicht, also sparen Sie sich den Quatsch für die Klienten auf. Ich kenne Sie zu gut.«
    Er lächelte. Sein einziges echtes Lächeln. Der echte Bert Vaughn möge bitte aufstehen. Seine Augen leuchteten, aber nicht vor Herzlichkeit, eher vor Vergnügen. An Berts Lächeln ist etwas Berechnendes, unanständig Wissendes. Als wüsste er über die finstersten Taten seines Gegenübers Bescheid und würde sie mit Freuden geheim halten - für eine Gegenleistung.
    Ein Mann, der weiß, dass er kein

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