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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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netter Mensch ist und sich einen Dreck darum schert, hat etwas Beängstigendes. Er stellt sich gegen alles, was Amerika wertschätzt. Vor allem anderen werden wir dazu angehalten, nett zu sein, liebenswert, beliebt. Ein Mensch, der all das außer Acht lässt, ist ein Außenseiter und ein potenziell gefährliches menschliches Wesen.
    »Womit kann Animators, Inc. dienen?«
    »Ich habe schon Ronnie auf ein paar Dinge angesetzt. Ich glaube, je weniger beteiligt sind, desto weniger sind in Gefahr.«
    »Sie waren schon immer ein Menschenfreund.«
    »Im Gegensatz zu anderen, die ich nicht nennen möchte.«
    »Ich hatte keine Ahnung, was die wollten.«
    »Nein, aber Sie wissen, wie ich über Vampire denke.«
    Er schenkte mir ein Lächeln, das mir sagte: »Ich kenne Ihr Geheimnis, ich kenne Ihre dunkelsten Träume.«
    Das war Bert. Angehender Erpresser.
    Ich lächelte zurück, freundlich. »Wenn Sie mir je wieder einen Vampir schicken, ohne es vorher mit mir abzusprechen, dann höre ich hier auf.«
    »Und gehen wohin?«
    »Ich werde meine Klienten mitnehmen, Bert. Wer ist es, der die Radiointerviews macht? Wer hat sich auf die Artikel konzentriert? Sie haben dafür gesorgt, dass ich es war, Bert. Sie dachten, dass ich von uns allen die Marktfähigste bin. Die am harmlosesten aussieht, am ansprechendsten. Wie ein Welpe im Tierasyl. Wenn die Leute bei Animators, Inc. anrufen, nach wem fragen sie?«
    Sein Lächeln war verschwunden, seine Augen wie gefroren. »Ohne mich würden Sie es nicht schaffen.«
    »Die Frage ist, würden Sie es ohne mich schaffen?«
    »Das würde ich.«
    »Und ich auch.«
    Wir starrten einander eine ganze Weile an. Keiner wollte dem Blick ausweichen, als Erster blinzeln. Bert fing an zu lächeln und sah mir weiter in die Augen. Die Ausläufer eines Lächeln zogen an meinen Mundwinkeln. Wir lachten gleichzeitig, und das war's.
    »Also gut, Anita, keine Vampire mehr.«
    Ich stand auf. »Danke.«
    »Würden Sie wirklich gehen?« Sein Gesicht war ganz lachende Aufrichtigkeit, eine geschmackvolle, angenehme Maske.
    »Ich halte nichts von leeren Drohungen, Bert. Das wissen Sie.«
    »Ja«, sagte er, »das weiß ich. Ich wusste ehrlich nicht, dass dieser Fall Sie in Gefahr bringen würde.«
    »Hätte das denn etwas geändert?«
    Er dachte einen Augenblick nach, dann lachte er. »Nein, aber ich hätte mehr verlangt.«
    »Bleiben Sie beim Geldscheffeln, Bert. Das ist es, was Sie können.«
    »Amen.«
    Ich ließ ihn allein, damit er den Scheck streicheln konnte. Vielleicht darüber kichern. An dem Geld klebte Blut, ohne Scherz. Irgendwie glaubte ich nicht, dass das Bert etwas ausmachte. Mir machte es schon etwas aus.

18. Kapitel
    Die Tür des anderen Büros öffnete sich. Eine große blonde Frau trat heraus. Sie war irgendwo zwischen vierzig und fünfzig. Maßgeschneiderte goldgelbe Hosen umgaben eine schlanke Taille. Eine ärmellose cremefarbene Bluse entblößte gebräunte Arme, eine goldene Rolex und einen Trauring mit Diamanten. Der Stein im Verlobungsring war mindestens ein Pfund schwer. Ich wettete, dass sie nicht eine Wimper gezuckt hatte, als Jamison ihr das Honorar nannte.
    Der Junge, der nach ihr kam, war auch schlank und blond. Er sah aus wie fünfzehn, aber ich wusste, dass er wenigstens achtzehn sein musste. Rechtlich darf man der Kirche des Ewigen Lebens nicht beitreten, bevor man dieses Alter erreichte. Er durfte nicht trinken, aber er durfte sich entscheiden, zu sterben und ewig zu leben. Merkwürdig, dass mir das nicht vernünftig vorkam.
    Jamison machte den Schluss, lächelnd und eifrig bemüht. Er redete leise mit dem Jungen, während er die beiden zur Tür begleitete.
    Ich holte eine Geschäftskarte aus meiner Handtasche. Die streckte ich der Frau entgegen. Sie blickte die Karte an, dann mich. Sie musterte mich von oben bis unten. Ich schien sie nicht zu beeindrucken; vielleicht lag es am T-Shirt.
    »Ja«, sagte sie.
    Erziehung. Es braucht wahre Erziehung, um mit einem einzigen Wort bewirken zu können, dass sich ein Mensch wie der letzte Dreck fühlt. Mich beeinträchtigte das natürlich nicht. Nein, neben der großen goldenen Göttin fühlte ich mich kein bisschen klein und schäbig. Klar doch. »Die Nummer auf der Karte gehört einem Mann, der auf Vampirkulte spezialisiert ist. Er ist gut.«
    »Ich möchte nicht, dass mein Sohn eine Gehirnwäsche bekommt.«
    Ich brachte ein Lächeln zu Stande. Raymond Fields war mein Vampirkultexperte, und er machte keine Gehirnwäschen. Er machte einem die

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