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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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an das Zwielicht. Warum sind alle Bars so verdammt dunkel, wie Höhlen, wie Verstecke? Es roch immer nach abgestandener Zigarettenasche, egal wann man hereinkam, so als wäre der Rauch von Jahren in die Polster eingezogen. Wie Geister, die sich durch Gerüche bemerkbar machen.
    Zwei Kerle in Anzug und Krawatte saßen in der hintersten Nische. Sie aßen zu Mittag und hatten braune Umschläge auf dem Tisch ausgebreitet. Am Samstag arbeiten. Genau wie ich, na ja, nicht ganz genau wie ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihnen niemand gedroht hatte, ihnen die Kehle zu zerreißen. Natürlich konnte ich mich irren, aber ich bezweifelte es. Jede Wette, die schlimmste Drohung, die sie in dieser Woche erhalten hatten, war die mangelnde Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. Ach, die gute alte Zeit.
    Auf einem Barhocker kauerte ein Mann und nuckelte an einem hohen Glas. Sein Gesicht war schlaff, seine Bewegungen sehr langsam und präzise, als fürchtete er, etwas zu verschütten. Um halb zwei nachmittags betrunken kein gutes Zeichen. Aber das ging mich nichts an. Man kann nicht jeden retten. Tatsächlich gibt es Tage, da denke ich, man kann niemanden retten. Jeder muss zuerst sich selbst retten, dann kann man vorrücken und anderen helfen. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass diese Philosophie in einer Schießerei nicht besonders gut funktioniert, auch nicht beim Messerkampf. Davon abgesehen kann man sich aber daran halten.
    Luther polierte Gläser mit einem sehr sauberen weißen Handtuch. Als ich mich auf einen Hocker schob, blickte er auf. Er nickte, eine Zigarette schlenkerte an seinen dicken Lippen. Luther ist dick, oder vielmehr fett, anders kann man es nicht bezeichnen, aber es handelt sich um hartes Fett, steinhartes, fast eine Art Muskeln. Seine Hände sind grobschlächtig und so groß wie mein Gesicht.
    Gut, mein Gesicht ist eher klein. Er ist ein sehr dunkler Schwarzer, ist beinahe violettschwarz wie Mahagoni. Das sahnige Schokoladenbraun seiner Augen spielt ein wenig ins Gelbliche vom vielen Zigarettenqualm. Ich glaube nicht, dass ich Luther je ohne Kippe zwischen den Lippen gesehen habe. Er ist ein übergewichtiger Kettenraucher, und die grauen Haaren weisen ihn als jenseits der fünfzig aus, aber er ist nie krank. Gute Gene, nehme ich an.
    »Was soll's denn sein, Anita?« Die Stimme passte zum Erscheinungsbild, tief und heiser.
    »Das Übliche.«
    Er goss mir ein kleines Glas Orangensaft ein. Vitamine. Wir taten, als wäre es ein Screwdriver, damit meine Vorliebe für Nüchternheit dem Ruf der Bar nicht schadete. Wer will sich schon betrinken, wenn Abstinenzler in der Nähe sind? Und warum um alles in der Welt ging ich immer wieder in eine Bar, wenn ich keinen Alkohol trinken wollte?
    Ich nippte an meinem falschen Screwdriver und sagte: »Ich brauche ein paar Tipps.«
    »Hab ich mir gedacht. Welche willste?«
    »Über einen Mann namens Philip, tanzt im Guilty Pleasures.«
    Eine dicke Augenbraue hob sich. »Vampir?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Vampirjunkie.«
    Er zog heftig an seiner Zigarette, sodass das Ende glühte wie eine Kohle. Die riesige Rauchwolke blies er höflich in die andere Richtung. »Was willste wissen?«
    »Kann man ihm trauen?«
    Einen Herzschlag lang sah er mich an, dann grinste er.
    »Trauen? Himmel, Anita, er ist ein Junkie. Egal, wonach er süchtig ist, Drogen, Alkohol, Sex, Vampire, das macht keinen Unterschied. Kein Junkie ist vertrauenswürdig, das weißt du.«
    Ich nickte. Ich wusste es, aber was konnte ich tun? »Ich muss ihm vertrauen, Luther. Er ist alles, was ich habe.«
    »Verdammt, Mädchen, du bewegst dich in den falschen Kreisen.«
    Ich lächelte. Luther war der einzige Mensch, der mich Mädchen nennen durfte. Die Frauen waren Mädchen, die Männer Kumpel. »Ich muss wissen, ob du was richtig Schlechtes über ihn gehört hast«, sagte ich.
    »Um was geht's?«, fragte er.
    »Kann ich nicht sagen. Ich würde es erzählen, wenn ich könnte oder wenn ich glauben würde, dass es was nützt.«
    Er musterte mich einen Moment lang, die Asche fiel auf die Theke. Gedankenverloren wischte er sie mit dem weißen Handtuch weg. »Also gut, Anita, du hast dir das Recht verdient, Nein zu sagen, diesmal, aber beim nächsten Mal hast du besser was zu erzählen.«
    Ich lächelte. »Ehrenwort.«
    Er schüttelte nur den Kopf und zog eine neue Zigarette aus dem Päckchen, das er immer hinter der Theke liegen hatte. Er tat einen letzten Zug an der fast abgebrannten, dann klemmte er sich die neue

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