Bitter Süsse Tode
schmerzliche Stille ausfüllen. »Vampire sind keine Menschen. Ihre Loyalität gilt zuallererst ihrer eigenen Art. Ich verstehe das. Monica hat ihre eigene Art verraten. Sie hat außerdem eine Freundin verraten. Das ist unverzeihlich.«
Er blickte mich an. Ich wünschte, ich hätte seine Augen sehen können. »Wenn also jemand Ihr Freund ist, dann würden Sie alles für ihn tun?«
Ich dachte darüber nach, während wir über die Siebzigste nach Osten fuhren. Alles? Das war zu viel verlangt. Fast alles? Ja. »Fast alles«, antwortete ich.
»Loyalität und Freundschaft sind also sehr wichtig für Sie?«
»Ja.«
»Weil Sie glauben, dass Monica beides verraten hat, ist das ein schlimmeres Verbrechen als alles, was die Vampire getan haben?«
Ich richtete mich in meinem Sitz auf, es gefiel mir nicht, wie diese Unterhaltung verlief. Ich bin nicht scharf auf eine persönliche Analyse. Ich weiß, wer ich bin und was ich tue, und das ist meistens genug. Nicht immer, aber die meiste Zeit über. »Nicht schlimmer als alles; ich halte nicht viel von absoluten Begriffen. Aber wenn Sie eine Kurzfassung wollen, ja, aus diesem Grund bin ich wütend auf Monica.«
Er nickte, als wäre das die Antwort gewesen, die er hatte haben wollen. »Sie hat Angst vor Ihnen; wussten Sie das?«
Ich lächelte, und es war kein sehr nettes Lächeln. Ich spürte in den Mundwinkeln eine finstere Art von Befriedigung. »Ich hoffe, das kleine Luder schwitzt so richtig.«
»Tut sie«, sagte er. Er klang sehr ruhig.
Ich blickte ihn hastig an, dann wieder auf die Straße. Ich hatte das Gefühl, er billigte nicht, dass ich Monica Angst gemacht hatte. Natürlich war das sein Problem. Ich war mit dem Ergebnis ganz zufrieden.
Wir näherten uns der Hafen-Abzweigung. Er hatte meine Frage noch immer nicht beantwortet. Vielmehr hatte er das sehr sorgfältig vermieden. »Erzählen Sie mir von den Freakpartys, Philip.«
»Haben Sie Monica wirklich gedroht, ihr das Herz herauszuschneiden?«
»Ja. Werden Sie mir etwas über die Partys erzählen oder nicht?«
»Würden Sie das wirklich tun? Ihr das Herz rausschneiden, meine ich?«
»Sie beantworten meine Frage, dann beantworte ich Ihre.« Ich lenkte den Wagen in die engen Backsteinstraßen des Hafenviertels. Noch zwei Blocks, und wir wären vor dem Guilty Pleasures.
»Ich habe Ihnen gesagt, was das für Partys sind. In den letzten Monaten bin ich nicht mehr hingegangen.«
Ich sah ihn von der Seite an. Ich hätte gern gewusst, warum. Also fragte ich. »Warum?«
»Verdammt, Sie stellen gern persönliche Fragen, wie?«
»Ich meine es nicht so.«
Ich dachte, er würde mir nicht antworten, aber er tat es. »Ich bin es leid, herumgereicht zu werden. Ich will nicht so enden wie Rebecca, oder noch schlimmer.«
Ich wollte wissen, was noch schlimmer wäre. Aber ich ließ es bleiben. Ich versuche immer, nicht grausam zu sein, nur beharrlich. Es gibt Tage, da ist der Unterschied verdammt dünn. »Falls Sie herausfinden, dass die Vampire alle auf Freakpartys gegangen sind, rufen Sie mich an.«
»Und dann?«, fragte er.
»Dann muss ich auf eine Party gehen.« Ich parkte vor dem Guilty Pleasures. Das Neonschild fiel kaum auf, ein trüber Schatten seines nächtlichen Selbst. Das Lokal sah geschlossen aus.
»Sie wollen nicht zu so einer Party, Anita.«
»Ich versuche, ein Verbrechen aufzuklären, Philip. Wenn mir das nicht gelingt, stirbt meine Freundin. Und ich mache mir keine Illusionen darüber, was der Meister mit mir anstellen wird, wenn ich versage. Ein schneller Tod wäre das Beste, worauf ich hoffen kann.«
Er schüttelte sich. »Klar.« Er löste den Sicherheitsgurt und rieb sich über die Arme, als wäre ihm kalt. »Sie haben meine Frage wegen Monica eigentlich nicht beantwortet«, stellte er fest.
»Sie haben mir eigentlich nichts über die Partys erzählt.«
Er betrachtete seine Oberschenkel. »Heute Abend findet eine statt. Wenn Sie hinmüssen, nehme ich Sie mit.« Er wandte sich mir zu, die Hände noch um die Ellbogen gelegt. »Die Partys finden immer woanders statt. Wenn ich weiß, wo, wie erreiche ich Sie dann?«
»Hinterlassen Sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, in meiner Wohnung.« Ich holte eine Geschäftskarte aus meiner Handtasche und schrieb meine Privatnummer auf die Rückseite. Er nahm seine Jeansjacke vom Rücksitz und steckte die Karte ein, öffnete die Wagentür, und Hitze strömte in das kühle Wageninnere wie der Atem eines Drachen.
Er beugte sich noch einmal in den
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