Bitter Süsse Tode
Waffenarsenal mitführen konnte. Die Windjacke verbarg nicht nur den Schulterriemen und die Pistole plus extra Munition, sondern auch je ein Messer an beiden Unterarmen. Die Firestar steckte unsichtbar im Innenhosenholster. Sogar am Fußgelenk trug ich ein Messer.
Klar, nichts von alledem würde Malcolm aufhalten können. Er war einer der mächtigsten Meistervampire der Stadt. Nachdem ich Nikolaos und Jean-Claude kannte, würde ich ihm den dritten Platz zuerkennen. In dieser Gesellschaft war der dritte kein schlechter Platz. Warum ihm also gegenübertreten? Weil mir nichts Besseres einfiel.
Ich hatte einen Brief mit meinen Verdächtigungen gegen die Kirche und sonst wen in einem Tresor hinterlegt. Hat nicht jeder irgendwo einen Tresor? Ronnie wusste davon, und auf dem Sekretariatsschreibtisch bei Animators, Inc. lag ein Brief. Er würde Montagmorgen an Dolph rausgehen, es sei denn, ich riefe vorher an.
Ein Anschlag auf mein Leben, und mich packte die Paranoia. Sieh mal einer an.
Der Parkplatz stand voll. Leute gingen in kleinen Gruppen in die Kirche. Einige waren einfach zu Fuß gekommen, ohne Auto. Ich sah sie mir genauer an. Vampire. Bevor es völlig dunkel war? Ach nein, nur Menschen.
Ich zog den Reißverschluss der Windjacke ein Stück rauf. Wollte die Messe nicht damit stören, dass eine Waffe hervorblitzte.
Eine junge Frau mit einer Geltolle über einem Auge verteilte an der Tür Broschüren. Einen Leitfaden für die Messe, nahm ich an. Sie lächelte und sagte: »Willkommen. Sind Sie zum ersten Mal hier?«
Ich lächelte freundlich zurück, so als hätte ich nicht genügend Waffen dabei, um die halbe Gemeinde wegzuputzen. »Ich habe einen Termin bei Malcolm.«
Ihr Lächeln veränderte sich nicht. Wenn überhaupt, dann vertiefte es sich und bildete ein Grübchen auf einer Seite ihres Kussmündchens. Irgendwie schien sie mir doch nicht zu wissen, dass ich heute schon jemanden umgebracht hatte. Normalerweise lächeln mich die Leute nicht an, wenn sie dergleichen wissen.
»Einen Augenblick; ich hole nur jemanden, der die Tür betreut.« Sie ging und tippte einem jungen Mann auf die Schulter, flüsterte ihm gegen die Wange und drückte ihm den Stoß Broschüren in die Hand.
Dann kam sie zu mir zurück und strich ihr weinrotes Kleid glatt. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
Sie machte eine Frage daraus. Was würde sie tun, wenn ich Nein sagte? Wahrscheinlich verwirrt gucken. Der junge Mann begrüßte ein Paar, das soeben die Kirche betrat. Der Mann trug einen Anzug, die Frau das übliche Kleid, Strumpfhosen und Sandaletten. Sie hätten ebenso gut in meine Kirche gehen können, in jede Kirche. Während ich der Türsteherin durch den Seitengang folgte, sah ich ein Paar postmoderne Punks oder wie immer das jetzt hieß. Das Mädchen hatte eine Frisur wie Frankensteins Braut in Pink und Grün. Ein zweiter Blick, und ich war verunsichert, vielleicht war die Pinkgrüne ein Kerl. Wenn ja, dann hatte seine Freundin einen Kopf wie ein Stoppelfeld.
Die Kirche des Ewigen Lebens zog eine breit gefächerte Anhängerschar an. Vielfalt, das war das Programm. Sie gefielen den Agnostikern, den Atheisten, dem desillusionierten Durchschnitt und denen, die sich nie für etwas entschieden hatten. Die Kirche war fast voll, und es war noch nicht dunkel. Die Vampire mussten sich erst noch zeigen. Es war lange her, dass ich eine Kirche so voll gesehen hatte, außer an Ostern und Weihnachten. Feiertagschristen. Ein Frösteln kroch mir die Wirbelsäule entlang.
Das war die vollste Kirche, die ich seit Jahren besucht hatte. Die Vampirkirche. Vielleicht war die wirkliche Gefahr gar nicht der Mörder. Vielleicht war die wirkliche Gefahr in diesem Gebäude.
Ich schüttelte den Kopf und folgte meiner Begleiterin aus der Kirche und an dem Kaffeeklatschraum vorbei. Auf dem weiß gedeckten Tisch lief tatsächlich eine Kaffeemaschine. Außerdem stand da eine Schüssel mit rötlichem Punsch, der ein bisschen zu dickflüssig aussah, um Punsch zu sein.
»Möchten Sie Kaffee?«, fragte die Frau.
»Nein, danke.«
Sie lächelte freundlich und öffnete mir die Tür mit dem Schild »Büro«. Ich ging hinein. Niemand war da.
»Malcolm wird sich um Sie kümmern, sobald er aufwacht. Wenn Sie möchten, warte ich mit Ihnen.« Sie blickte zur Tür, als sie das sagte.
»Ich möchte nicht, dass Sie die Messe versäumen. Ich komme gut allein zurecht.«
Ihr Lächeln brachte das Grübchen zum Vorschein.
»Danke. Ich bin sicher, es wird nicht lange
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