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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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dauern.« Damit war sie draußen, und ich war allein. Allein mit dem Sekretärspult und dem ledergebundenen Terminplaner der Kirche des Ewigen Lebens. Das Leben meinte es gut mit mir.
    Ich schlug den Planer in der Woche vor dem ersten Vampirmord auf. Bruce, der Sekretär, hatte eine sehr saubere Handschrift, jeder Eintrag war penibel. Uhrzeit, Name und ein kurzer Vermerk über die Art des Gesprächs. 10.00 Jason MacDonald, Zeitschriftinterview. 9.00 Treffen mit Mayor, Fragen der Zoneneinteilung. Normale Dinge für einen Billy Graham des Vampirismus. Dann, zwei Tage vor dem ersten Mord, gab es einen Eintrag in einer anderen Handschrift. Kleiner, nicht weniger ordentlich. 3.00 Ned. Das war alles. Kein Nachname, kein Grund des Gesprächs. Und den Termin hatte nicht Bruce gemacht. Mich dünkt, wir haben eine Spur. Sei still, mein Herz.
    Ned war eine Kurzform von Edward, so wie Teddy. Hatte Malcolm mit dem Killer der Untoten ein Treffen gehabt? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Es konnte ein heimliches Treffen mit einem anderen Ned gewesen sein. Oder Bruce war vielleicht nicht an seinem Pult gewesen und jemand anderer hatte es eingetragen? Ich ging so schnell ich konnte die restlichen Termine durch. Nichts sonst erschien mir außergewöhnlich. Jeder andere Eintrag war in Bruce' großen, runden Buchstaben geschrieben.
    Malcolm hatte sich mit Edward getroffen, falls es Edward gewesen war, zwei Tage vor dem ersten Toten. Wenn das stimmte, was bedeutete das für alles andere? Edward als Mörder und Malcolm, der ihn dafür bezahlte. Aber da gab es ein Problem. Wenn Edward mich hätte tot sehen wollen, hätte er es selbst getan. Vielleicht war Malcolm in Panik geraten und hatte mir einen seiner Anhänger geschickt? Könnte sein.
    Ich saß in einem Sessel an der Wand und blätterte in einer Zeitschrift, als sich die Tür öffnete. Malcolm war groß und fürchterlich dünn, seine großen, kräftigen Hände hätten mehr zu einem muskulösen Mann gepasst. Sein kurzes lockiges Haar hatte das scheußliche Gelb der Distelfinken. So sah blondes Haar nach etwa dreihundert Jahren Dunkelheit aus.
    Beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte, war er mir makellos schön erschienen. Jetzt war er beinahe gewöhnlich, so wie Nikolaos mit ihrer Narbe. Hatte Jean-Claude mir die Fähigkeit verliehen, die Meistervampire in ihrer wahren Gestalt zu sehen?
    Malcolms Persönlichkeit füllte den kleinen Raum wie eindringendes Wasser, prickelte kalt auf meiner Haut und stand bereits kniehoch. Noch neunhundert Jahre, und er würde es mit Nikolaos aufnehmen. Natürlich wäre ich dann nicht mehr da, um meine kleine Theorie zu überprüfen.
    Ich stand auf, und er fegte in den Raum. Er war bescheiden mit einem dunkelblauen Anzug, einem hellblauen Hemd und einer blauen Seidenkrawatte bekleidet. Über dem hellen Hemd sahen seine Augen aus wie Drosseleier. Er lächelte, sein dreieckiges Gesicht strahlte mich an. Er versuchte nicht, mir den Verstand zu vernebeln. Malcolm konnte diesem Drang bestens widerstehen. Seine ganze Glaubwürdigkeit beruhte auf der Tatsache, dass er keine List anwandte.
    »Miss Blake, wie schön, Sie zu sehen.« Er bot mir keine Hand an; er wusste es besser. »Bruce hat mir eine sehr verworrene Nachricht hinterlassen. Etwas wegen der Vampirmorde?« Seine Stimme war tief und beruhigend wie der Ozean.
    »Ich sagte Bruce, ich hätte Beweise, dass Ihre Kirche darin verwickelt ist.«
    »Und haben Sie welche?«
    »Ja.« Ich glaubte es. Wenn er sich mit Edward getroffen hatte, hatte ich meinen Mörder.
    »Hmmm, es stimmt wohl, was Sie sagen. Dennoch, ich weiß, dass es nicht wahr ist.« Seine Stimme umwogte mich, warm und dick und machtvoll.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie mogeln, Malcolm, Sie gebrauchen Ihre Kräfte, um in meinen Verstand einzudringen. Ts, ts.«
    Er zuckte die Achseln und machte eine entschuldigende Geste. »Ich habe meine Kirche fest in der Hand, Miss Blake. Keiner von ihnen würde tun, wessen Sie sie beschuldigen.«
    »Sie haben gestern Abend eine Freakparty überfallen, mit Schlaghölzern. Sie haben Leute verletzt.« Das war geraten.
    Er runzelte die Stirn. »Es gibt eine kleine Gruppe Anhänger, die auf Gewalt beharren. Die Freakpartys, wie Sie es nennen, sind ein Gräuel und müssen unterbunden werden, aber über legale Kanäle. Das habe ich meinen Anhängern gesagt.«
    »Aber bestrafen Sie sie, wenn sie nicht gehorchen?«, fragte ich.
    »Ich bin kein Polizist und kein Priester, um Strafen zuzumessen. Meine

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