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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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benutze Munition, die Vampire wegputzen kann, wenn ich richtig treffe und wenn sie nicht alt sind. Die Kugel hatte auf der Seite, wo sie eingetreten war, ein kleines Loch gemacht, aber die andere Seite des Brustkorbs war weg. Die Kugel hatte getan, was sie sollte, sich ausgebreitet und ein sehr großes Austrittsloch hinterlassen.
    Der Kopf baumelte seitlich. Zwei Bisswunden dekorierten den Hals. Verdammt nochmal! Bissmale oder nicht, er war tot. Von seinem Herzen war nicht so viel übrig, wie in einen Fingerhut passte. Ein guter Schuss. Ein dämlicher Amateur mit einer Waffe.
    Ronnie lehnte im Türrahmen und sah blass aus. Ihre Pistole war auf den toten Mann gerichtet. Ihre Arme zitterten leicht.
    Beinahe lächelte sie. »Normalerweise trage ich tagsüber keine Pistole mit mir herum, aber ich wusste, dass ich mit dir unterwegs sein würde.«
    »Ist das eine Beleidigung?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte sie, »die Wahrheit.«
    Ich konnte kaum widersprechen. Ich setzte mich auf die kühlen Steinstufen; meine Knie fühlten sich wacklig an. Das Adrenalin versickerte durch irgendein Leck.
    Bruce stand in der Tür, schneeweiß. »Er... hat versucht, Sie zu töten.« Seine Stimme hatte Risse.
    »Kennen Sie ihn?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf, wieder und wieder, schnell und ruckartig.
    »Sind Sie sicher?«
    »Wir...wir billigen... keine Gewalt.« Er schluckte mühsam, krächzte: »Ich kenne ihn nicht.«
    Die Angst schien echt zu sein. Vielleicht kannte er ihn nicht, aber das hieß nicht, dass der Tote kein Mitglied ihrer Kirche war. »Rufen Sie die Polizei, Bruce.«
    Er stand nur da und starrte die Leiche an.
    »Die Polizei, ja?«
    Dann wandte er seinen glasigen Blick mir zu. Ich war nicht sicher, ob er mich gehört hatte, aber er ging wieder hinein.
    Ronnie setzte sich neben mich und schaute zum Parkplatz hinüber. Über die weißen Stufen lief in roten Rinnsalen Blut hinab.
    »Himmel«, flüsterte sie.
    »Ja.« Ich hielt die Pistole noch immer locker in der Hand. Die Gefahr schien vorüber zu sein. Vermutlich konnte ich sie wegstecken. »Danke, dass du mich zur Seite gestoßen hast«, sagte ich.
    »Gern geschehen.« Sie tat einen tiefen, zittrigen Atemzug. »Danke, dass du ihn erschossen hast, bevor er mich erschießen konnte.«
    »Nicht der Rede wert. Außerdem hast du auch getroffen.«
    »Erinnere mich nicht.«
    Ich musterte sie. »Geht's?«
    »Nein. Ich bin vollkommen verängstigt.«
    »Ja.« Ronnie brauchte natürlich nichts weiter zu tun, als sich von mir fern zu halten. Anscheinend war, wo ich mich aufhielt, die Free Fire Zone. Ich war eine wandelnde Bedrohung für meine Freunde und Mitarbeiter. Ronnie hätte heute sterben können, und ich wäre daran schuld gewesen.
    Sie war beim Schießen ein paar Sekunden langsamer gewesen als ich. Diese Sekunden hätten sie das Leben kosten können. Wenn sie nicht hier gewesen wäre, hätte natürlich ich sterben können. Eine Kugel in der Brust, und meine Pistole hätte mir nicht mehr viel genützt.
    Ich hörte das nahende Tatütata der Polizeisirene. Sie mussten ziemlich in der Nähe gewesen sein, oder vielleicht gab es noch einen anderen Toten. Möglich. Würden sie glauben, dass er nur ein Fanatiker gewesen war, der den Scharfrichter umbringen wollte? Vielleicht. Dolph würde mir das nicht abkaufen.
    Die Sonne brannte, überzog alles wie mit hellgelbem Plastik. Keiner von uns sagte ein Wort. Vielleicht gab es nichts mehr zu sagen. Danke, dass du mir das Leben gerettet hast. Gern geschehen. Was gäbe es da noch?
    Ich fühlte mich schwindlig und leer im Kopf. Betäubt. Ich musste der Wahrheit näher kommen, ganz gleich wie sie aussah. Man versuchte mich umzubringen. Das war ein gutes Zeichen. Gewissermaßen. Es bedeutete, dass ich etwas Wichtiges wusste. Das wichtig genug war, um dafür zu töten. Ärgerlich nur, dass ich keine Ahnung hatte, was es war.

35. Kapitel
    Um Viertel vor neun am Abend stand ich wieder vor der Kirche. Der Himmel war tiefrot. Rosa Wolken waren darüber verteilt wie gierig auseinander gerissene Zuckerwatte. Bis zur richtigen Dunkelheit waren es nur noch ein paar Minuten. Die Ghule waren jetzt schon auf den Beinen. Aber die Vampire mussten noch ein paar Takte warten.
    Ich stand auf den Stufen und bewunderte den Sonnenuntergang. Blut war keins mehr zu sehen. Die weißen Stufen waren so blank, als hätte der Nachmittag nicht stattgefunden. Aber ich erinnerte mich. Ich hatte beschlossen, in der Julihitze zu schwitzen, sodass ich ein mittleres

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