Bitter Süsse Tode
Fingerspitzen weiß wurden. »Ich verstehe nicht. Ich meine... «
Ich lächelte ihn an. »Wir wollen der Sache ins Auge sehen, Bruce. Sie sind nicht gerüstet, um mit Mord umzugehen. Das ist nicht Teil Ihrer Schulungen, nicht wahr?«
»Also, nein, aber...«
»Dann nennen Sie mir einfach eine Uhrzeit, wann ich heute wiederkommen und mit Malcolm sprechen kann.«
»Ich weiß nicht. Ich... «
»Machen Sie sich keine Gedanken. Malcolm ist das Oberhaupt der Kirche. Er wird sich der Sache annehmen.«
Er nickte, zu hastig. Sein Blick schoss zu Ronnie, dann zurück zu mir. Er blätterte durch einen ledernen Terminplaner, der auf dem Schreibtisch lag. »Neun, heute Abend.« Er nahm einen Stift und hielt über dem Papier inne. »Wenn Sie mir Ihren vollen Namen sagen, werde ich Sie eintragen.«
»Anita Blake.«
Er hatte den Namen noch immer nicht erkannt. Da behaupte noch einer, ich sei der Schrecken der Vampire. »Und es geht um?« Er gewann seine Routine wieder.
Ich stand auf. »Mord. Es geht um Mord.«
»Ah, ja, ich...« Er kritzelte etwas hinein. »Neun heute Abend, Anita Blake, Mord.« Er sah stirnrunzelnd auf seinen Eintrag, als stimmte damit etwas nicht.
Ich beschloss, ihm zu helfen. »Schauen Sie nicht so. Sie haben ganz richtig verstanden.«
Er blickte zu mir auf. Er sah ein wenig blass aus.
»Ich werde kommen. Sorgen Sie dafür, dass er die Nachricht erhält.«
Bruce nickte wieder, wieder zu hastig, mit großen bebrillten Augen.
Ronnie öffnete die Tür, und ich ging vor ihr hinaus. Sie machte die Nachhut wie die Bodyguards in schlechten Filmen. Als wir wieder im Kirchenschiff waren, lachte sie. »Ich glaube, wir haben ihn erschreckt.«
»Bruce erschrickt leicht.«
Sie nickte mit leuchtenden Augen.
Die geringste Erwähnung von Gewalt, und er war in sich zusammengefallen. Wenn er groß und erwachsen war, würde er Vampir werden. Sicher.
Die Sonne schien uns hell entgegen. Ich blinzelte und hob eine Hand über die Augen. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung.
Ronnie kreischte: »Anita!«
Alles ging in Zeitlupe. Ich hatte eine Menge Zeit, um den Mann anzustarren, und die Waffe in seiner Hand. Ronnie warf sich gegen mich, brachte uns beide zu Boden und zurück durch die Kirchentür. Kugeln schlugen in das Holz ein, wo ich eben noch gestanden hatte.
Ronnie kroch hinter mich dicht an die Wand. Ich hatte meine Pistole gezogen und lag auf der Seite gegen die Tür gedrückt. Mein Puls hämmerte mir in den Ohren. Doch ich konnte alles hören. Meine Windjacke knisterte wie statisch aufgeladen. Ich hörte den Mann die Stufen heraufkommen. Der Hundesohn gab nicht auf.
Zentimeter um Zentimeter rückte er näher. Sein Schatten fiel durch die Tür. Er versuchte nicht einmal, in Deckung zu gehen. Vielleicht dachte er, ich sei unbewaffnet. Ich würde ihn gleich vom Gegenteil überzeugen.
Bruce rief: »Was ist hier los?«
Ronnie schrie: »Gehen Sie wieder rein.«
Ich hielt den Blick auf die Tür gerichtet. Niemand würde mich erschießen, weil der liebe Bruce mich abgelenkt hatte. Nichts war wichtiger als der Schatten in der Tür, die zögernden Schritte. Nichts.
Der Mann lief geradewegs hinein. Die Pistole in der Hand schweifte sein Blick durch die ganze Kirche. Ein Amateur.
Ich hätte ihn mit dem Lauf berühren können. »Nicht bewegen.«
»Keine Bewegung« klang immer so melodramatisch. Nicht bewegen, knapp und eindeutig. »Nicht bewegen«, sagte ich.
Er drehte nur den Kopf, langsam und in meine Richtung. »Sie sind der Scharfrichter.« Seine Stimme war höflich, unschlüssig.
Sollte ich leugnen? Vielleicht. Sofern er gekommen war, um den Scharfrichter zu töten, ganz entschieden. »Nein«, erwiderte ich.
Er begann sich umzudrehen. »Dann muss sie es sein.« Er drehte sich zu Ronnie. Scheiße.
Er hob die Arme und zielte.
»Nicht!«, kreischte Ronnie.
Zu spät. Ich feuerte, mitten in seine Brust. Ronnies Schuss folgte meinem wie ein Echo. Es riss ihn von den Füßen, er taumelte rückwärts. Ein Blutfleck wuchs auf seinem Hemd. Er donnerte gegen die halb offene Tür und fiel flach auf den Rücken nach draußen. Nur seine Beine waren noch zu sehen.
Ich zögerte, horchte. Ich hörte keinerlei Bewegung. Ich schob mich vorsichtig um die Tür. Er bewegte sich nicht, aber die Pistole hielt er noch in der Hand. Ich zielte auf ihn und näherte mich. Wenn er auch nur gezuckt hätte, hätte ich geschossen.
Ich trat ihm die Waffe aus der Hand und prüfte seinen Puls am Hals. Nada, niente. Tot.
Ich
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