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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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an die Schaukel zwischen den Apfelbäumen, an den Sandkasten, an das aufblasbare Planschbecken. An das Toben mit den anderen Kindern der Kolonie. Eine vergleichsweise unbeschwerte Kindheit, dachte Tom jetzt. Die Sonnenanbeterin drehte sich auf den Bauch, um ihre pralle Kehrseite zu toasten. Allmählich gelang es Tom, das Flattern in seinem Magen zu beruhigen.
    »Na, du Spanner?«, sagte eine Stimme, direkt neben Tom. Er fuhr herum. Blut schoss in seinen Kopf.
    »Es ist Falk, seine Frau hat ihn identifiziert«, fuhr Ria fort und wedelte mit dem Album. »Und den Dritten hat sie auch erkannt. Martin Vondermühle. Ein Hollywoodstar beim Rudelbumsen mit einer Untersechzehnjährigen! Wenn das seine Fans wüssten!«
    Sie legte das Album in den Schrank zurück. »Wir lassen das Ganze in die Festung bringen. Deine Kollegen vom K2 sollten sich das mal ansehen. Ein ganzer Schrank voll Material. Und dann fährst du zu Vondermühle. Er soll heute in der Stadt ankommen, habe ich gelesen.«
    »Nora Fabian hat Falk aus dem gleichen Grund umgebracht wie ihren Stiefvater.«
    »Ja. Jetzt ist der Fall klar. Nora Fabian hatte ein Motiv für beide Morde. Ein sehr starkes Motiv.«
    Jetzt war die Festnahme fällig, dachte Tom.
    Ria starrte auf den Schrank. »Falk war ein Monster, und nicht einmal seine Frau hat es geahnt. Unfassbar«, meinte sie. Sie sah Tom an. »Was ist – Tränen? Das beruhigt mich, dass die Sache auch einem Mann nahegehen kann.«
    Welche Sache? Es war der Staub in dieser Kammer, der Toms Augen reizte. Und es waren die Linsen, die er schon viel zu lange trug. Doch er brauchte einen Spiegel, um sie herauszunehmen. Und außerdem hatte er keine Zeit.
    Er musste sich um Vondermühle kümmern.
     
     
    66.
     
    Das elektrische Mahlwerk brummte, und sein Schädel brummte mit. Ein doppelter Espresso, das war es, was er jetzt brauchte. Der Rote von Segafredo, der Ferrari unter den Kaffeesorten, hatte der Verkäufer gesagt. Ein Kilo hatte er umsonst bekommen, als er die Maschine aus Edelstahl erstanden hatte. Ein Kilo, wie die Gratisdroge zum Anfixen, zum Süchtigmachen, dachte Ben.
    Er drückte den Hebel nach oben. Die Nadel des Barometers zitterte nach rechts. Es rumorte – im Dampfkessel und in Bens Kopf. Das schwarze Öl floss in dünnem Strahl in die Tasse. Ben sog den Duft ein. Als er den Hebel senkte, hörte er das Telefon.
    Drei Sätze von Ria brachten ihn in Fahrt. Ganz ohne doppelten Espresso. Drei Vergewaltiger – warum, zum Teufel, hatte Nora ihm das nicht gesagt?
    »Heilige Scheiße! Und zwei davon sind schon tot!«, rief Ben in den Hörer.
    »Sieht ganz so aus, als wolle sich die Schauspielerin an den Männern rächen«, erklärte Ria.
    Ben hatte keine Antwort. Um Nora an sich zu ketten, hätte Traube bereits ein Mord genügt. Aber Vernunft war bei Mord ohnehin nie im Spiel. Schon gar nicht in diesem Fall. Dieser Mörder musste krank sein.
    Ben zählte eins und eins zusammen. »Martin Vondermühle ist jedenfalls in höchster Gefahr!«
    »Ich habe Thomas Swoboda hingeschickt.«
    »Ausgerechnet diesen Anfänger?«
    »Du weißt genau, dass wir viel zu wenige sind. Und du bist auch noch krank geworden. Wie geht's dir eigentlich?«
    »Geht so. Irgendetwas mit den Drüsen, sagt der, äh, Arzt.«
    »Soll ich die Fabian mit den Fotos konfrontieren? Ich glaube, ich werde sie vorladen und mit harten Bandagen verhören, auch wenn sie selbst ein Opfer war. Was meinst du?«
    Noranoranora.
    Die Vorstellung, Nora mit den Erinnerungen an damals zu quälen, gab ihm einen Stich. »Das ist jetzt dein Fall, Ria. Ich mische mich da nicht ein.«
    »Meinst du wirklich, sie könnte auch Vondermühle umbringen?«
    »Wer auch immer, der Mörder ist durchgeknallt. Soviel steht fest. Wir müssen damit rechnen, dass er auch einen dritten Mord begehen will! Ich fahre hin«, entschied Ben. »Ich will nicht, dass der Kleine uns die Geschichte vermasselt!«
    »Ich dachte, du seist krank?«
    Ben legte auf und wählte erneut. Er brauchte zwei Minuten, dann wusste er, wo der Schauspieler abgestiegen war. Den Kaffee hatte er längst vergessen.
     
     
    67.
     
    Eine Handvoll Autos stand vor dem Hotel. Porsche, Mercedes, Rolls-Royce. Tom schätzte den Gesamtwert auf eine runde Million.
    Ein Jaguarfahrer im dunklen Zweireiher gab dem Wagenmeister den Schlüssel und federte die Stufen zum Eingang hoch. Tom folgte ihm. Ein uniformierter Türsteher hielt die Tür auf. Tom bemerkte, dass dieser sich nur für den dunklen Zweireiher verbeugte.
    Die Halle

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