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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Bordellkrieg keine Spur. Der letzte Fall von Streit zwischen Zuhälterbanden liegt mehr als ein Jahr zurück.«
    »Und? Was war da? Hatte Fabian damit zu tun?«
    »Ich werde das überprüfen.«
    Brauning verdrehte die Augen. »Und die Kinderfickerszene? Hatte Fabian Kontakt dorthin?«
    »Ich habe mir die Akten bereits kommen lassen. Ich arbeite daran.«
    »Na, dann passen Sie auf, dass es Ihnen nicht kommt, so schnell wie Sie arbeiten!«
    Wieder dieses Kichern. Es kam von Baumann. Arschloch, dachte Tom.
    »Mach dir nichts draus, Thomas!«, sagte Ria Pohl nach der Morgenbesprechung zu ihm. »Brauning steht selbst mächtig unter Druck. Das darfst du nicht persönlich nehmen. Er ist halt so. Raue Schale, weicher Kern.«
    »So richtig zum Gernhaben«, brummte Tom.
    »Du siehst heute irgendwie anders aus«, bemerkte die Kollegin. Wenigstens eine, die es bemerkte. Gabi hatte ihn schlicht ignoriert.
    »Meine Brille.«
    »Welche Brille?«
    »Ich habe sie gegen Kontaktlinsen getauscht. – Wo steckt eigentlich Engel?«
    »Der ist krank geworden, zu allem Überfluss.«
    »Er hat Angst, dass er den Fall nicht lösen kann.«
    »Du tust Ben unrecht. Brauning hat gesagt, dass auch Ben die Fabian für die Mörderin hält.«
    »Ausgerechnet Engel?«
    »Warum nicht, er hat sich mit ihr doch am meisten beschäftigt.«
    »Eben.«
    »Ich glaube, du unterschätzt ihn. Und jetzt mach dich an die Akten! Brauning zerfleischt dich, wenn du keine Ergebnisse bringst.«
    Sonntag auch, dachte Tom.
     
     
    64.
     
    »Ich komme von der Abteilung Innere Dienste und möchte mit Ihnen über Benedikt Engel sprechen.«
    »Ich weiß. Der Kripochef hat Sie angekündigt. Sie können alles wissen, was nicht unter die Schweigepflicht fällt. Schießen Sie los!«
    Sigrid Romberg faltete die Hände auf ihrem Schreibtisch und fixierte Tom. Er las Misstrauen in ihren Augen. Bei aller akademischen Arroganz machte die Psychologin auf ihn einen etwas verhärmten Eindruck. Genau der Typ, der bei Engel Trost suchen würde, dachte Tom.
    »Warum haben Sie damals befürwortet, dass Benedikt Engel im Dienst bleibt?«
    »Meine Untersuchungen ergaben, dass er eine gute psychische Konstitution besaß. Seine gelegentlichen Gewaltausbrüche können gar nicht so schlimm gewesen sein. Es lag keine einzige Anzeige gegen ihn vor. Meine Prognose war, dass sich das nicht mehr wiederholen würde. Und damit lag ich doch richtig, oder?«
    »Sie wussten, dass er vorher schon mehrmals in psychiatrischer Behandlung war?«
    Sie zögerte. »Er hat es mir gesagt.«
    »Sie wussten, dass er eine schwierige Kindheit hatte und in Heimen aufgewachsen ist?«
    »Ja.«
    »Warum taucht das dann in Ihrem Gutachten nicht auf?«
    »Weil er diese Vergangenheit aufgearbeitet und bewältigt hat.«
    »Indem er freiwillig Nachtschichten übernahm und wochenlang nichts anderes tat, als darauf zu lauern, dass irgendwo ein Mann eine Frau verprügelte?«
    »Sie übertreiben!«
    »Nein, so war es! Und Sie wussten das! Warum nehmen Sie ihn in Schutz?«
    Die Psychologin wich seinem Blick aus.
    Tom griff an: »Man nannte ihn großer Tröster. Hat er Sie etwa auch getröstet?«
    »Das geht Sie nichts an!« Sie hätte genauso gut Ja sagen können.
    »Frau Doktor Romberg, ich habe in Engels Vergangenheit gegraben, ich kann auch Ihre durchwühlen! Was halten Sie davon?« Tom sah ihre Knöchel weiß werden. »Wie schnell kann eine Familie zerbrechen, wenn bestimmte Verfehlungen ans Tageslicht kommen. Manchmal genügen schon Gerüchte, ein Verdacht. Das können Sie doch nicht wollen? Ich weiß, dass Sie Kinder haben. Sagen Sie mir nur: Haben Sie – vielleicht aus Sympathie – Engel damals zu milde beurteilt?«
    Sie sah ihn zornig an. »Vielleicht. Kann sein. Und wenn schon. Er ist als Ermittler tausendmal besser als Sie, auch wenn Sie hier noch so sehr den Harten markieren!«
    Tom hatte, was er wollte.
     
    Er war stolz auf sich, als er seinen Bericht für Sonntag in die Olympia hackte. In nur einem Tag hatte er genug Material gesammelt, um Engel das Genick zu brechen. Punkt eins: Engels Verfehlungen als großer Tröster waren laut Aussagen früherer Streifenkollegen weit größer, als die damalige Untersuchung aufgeführt hatte. Punkt zwei: Das Gutachten, das Engel damals dienstfähig geschrieben hatte, war so gut wie nichtig. Punkt drei: Wieder war Engel ein Verhältnis mit einer Frau eingegangen, die in Verdacht stand, eine schwere Straftat begangen zu haben. Folgerung: Engel war in höchstem Maße unzuverlässig,

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